Nach dem Einsegnungsgottesdienst am Sonntagnachmittag blieben keine Zweifel mehr: Hier wird sich Ostheims neuer Pfarrer wohlfühlen. Die evangelische Kirchengemeinde hat Andreas Biesold bei seiner Amtseinführung mit offenen Armen empfangen. Der Gottesdienst in der St. Michaeliskirche war geprägt von Herzlichkeit und guten Wünschen.
Es gab kaum einen, der sich nicht die Ehre gab, den neuen evangelischen Pfarrer Andreas Biesold in Ostheim zu begrüßen. Dekan Matthias Büttner leitete den Gottesdienst, unterstützt von Pfarrer Oliver Englert, der in der seit Januar währenden Vakanzzeit nach dem Weggang von Pfarrer Christian Schümann die Vertretung übernommen hatte. Alle Pfarrer der evangelischen Nachbargemeinden waren gekommen, aber auch der katholische Amtskollege, Pfarrer Andreas Hutzler, Bürgermeister Ulrich Waldsachs mit einem Großteil seiner Stadtrats-Kollegen, der komplette Kirchenvorstand, der Diakonieverein, die Vertrauensleute seiner bisherigen Wirkungsstätte in Waltershausen und Saal sowie ganz viele weitere Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde. Die St. Michaeliskirche war bis auf den letzten Platz besetzt.
„Es ist der Auftrag der Kirche, das Evangelium von Jesus Christus zu bezeugen“, sagte Dekan Matthias Büttner und stellte fest: „Dafür braucht es einzelne Menschen, die diesen Auftrag annehmen.“ Das sei der Grund für die Beauftragung der Leitung einer Pfarrerstelle durch die Ordination, die Pfarrer Andras Biesold förmlich zu Beginn des Gottesdienstes aus den Händen des Dekans erhielt.
Eine neue Aufgabe
Mit Wirkung vom 1. November leitet Andreas Biesold nun offiziell die evangelische Kirchengemeinde in Ostheim. Ganz bewusst hat sich Biesold nach 16 Jahren auf der Kanzel in Waltershausen, Saal und Bad Neustadt für die neue Aufgabe entschieden. „Sie kommen hier in eine sehr traditionsreiche Kirchengemeinde“, sagte der Dekan. Allein die „atemberaubende“ St. Michaeliskirche, die direkt im Zentrum der Kirchenburganlage liegt, sei bestes Beispiel dafür. Einst fällte Johann Wolfgang von Goethe bei seinem Aufenthalt in Ostheim die Entscheidung, das Staatsamt niederzulegen und sich ganz der Dichtkunst zu widmen. Auch Andreas Biesold wird von nun an in Ostheim wichtige Entscheidungen in Ostheim treffen, wofür ihm der Dekan alles Gute und Gottes Segen wünschte.
In seiner ersten Predigt als evangelischer Stadtpfarrer lenkte Andreas Biesold den Blick auf eine der wesentlichsten christlichen Lehren: das Reich Gottes. So steht im Lukas-Evangelium geschrieben: „Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden. Man kann auch nicht sagen: Siehe hier! Oder da ist es! Denn sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch.“ Gottes Reich sei stets mitten in uns, man finde es in unserem Leben, es sei in uns selbst zu finden.
Eng damit verknüpft sei das Gefühl von Heimat, nach dem sich jeder Mensch sehnt. Geboren in Blankenburg im Harz, aufgewachsen im sächsischen Vogtland der damaligen DDR, das Theologiestudium in Bayern, das Vikariat in Baudenbach, das Pfarramt in Arzberg und Waltershausen – mit zunehmenden Alter spürte Pfarrer Andreas Biesold ein wenig „den Verlust von Heimat“. Mit dem Wechsel in die ehemalige thüringische Enklave Ostheim fühle er sich „ein Stück weit heimgekommen“.
Seine eigentliche Heimat, so betont Biesold, habe er jedoch im christlichen Glauben gefunden. Gott habe ihm auf seinem christlichen Lebensweg sehr viel Mut und Kraft gegeben. „Die Hilfe Gottes war bitter nötig.“ Schließlich musste er als „Ossi“ in Bayern ein Theologiestudium meistern, sagte er launig. Nun predige er schon über 20 Jahre auf der Kanzel und stellt imm er wieder fest: „Genau das ist mein Himmelreich“.
Ein freudiger Tag
„Ich freue mich, Sie willkommen zu heißen“, sagte Bürgermeister Ulrich Waldsachs am Ende des Gottesdienstes. Für die Kirchengemeinde wie auch für die politische Gemeinde sei der Tag der Einsegnung von Pfarrer Andreas Biesold ein „überaus freudiger Tag“. Den neuen Pfarrer erwarte in Ostheim ein vielfältiges Aufgabenspektrum. Wie in der Politik übernehme ein Pfarrer Verantwortung für seine Mitmenschen und übernehme Aufgaben für die örtliche Gemeinschaft. Waldsachs betonte das stets gute Miteinander zwischen Stadt und Kirche in Ostheim und lenkte seinen Blick auf die tatkräftigen Mitarbeiter im Kirchenvorstand, die dem neuen Pfarrer ehrenamtlich beiseitestehen.
Sicherlich werden sich die Ostheimer nach den Worten von Bürgermeister Waldsachs schnell daran gewöhnen, dass der „passionierte Autoschrauber“ Biesold im „klaren Gegensatz“ zu seinem Vorgänger nicht nur „ein Mensch ist, der selbst Auto fährt“, sondern auch noch selbst Hand anlegt. Im Namen der Stadt Ostheim überreichte Waldsachs eine Postkartensammlung sowie eine einjährige Mitgliedschaft für die Stadtbücherei in der ehemaligen Kirchbergschule, die sich „in unmittelbarer Nachbarschaft“ zu seinem Wohnsitz befinde.
Der katholische Amtskollege Pfarrer Andreas Hutzler sinnierte über den gemeinsamen Vornamen, den die beiden miteinander teilen, und brachte seine Freude über die künftige Zusammenarbeit zum Ausdruck. Pfarrer Oliver Englert bedankte sich bei allen Mitstreitern und Helfern für die Mitarbeit in der fast einjährigen Vakanzzeit, für die Englert die Vertretung übernommen hatte. Stellvertretend für alle Pfarrer, die in dieser Zeit in der evangelischen Kirchengemeinde Ostheim ausgeholfen haben, überreichte er dem Pfarrer ein Präsent, der die erste Vertretungskirche im Januar 2015 gehalten hat: Pfarrer Andreas Biesold.