Eine Gruppe von fünfzehn Frauen und Männern widmete sich am vergangenen Hochsommer-Wochenende ausschließlich den Pilzen. Für alle hat es sich gelohnt. Otmar Diez, der eine Naturschule betreibt, hatte sich Lothar Krieglsteiner ins Boot geholt, einen Pilzexperten, der schon Kartierungsarbeiten in der Rhön durchgeführt hatte.
„Ich bin sehr froh, dass wir doch so viele Pilze gefunden haben“, sagte dieser erleichtert. Denn die Trockenheit der letzten Wochen ließ nicht allzu viele Funde erwarten. „Wir hatten Glück. Wir konnten den Teilnehmern überraschend viel bieten“, so Diez, „unter anderem auch einige sehr giftige Pilze wie den Knollenblätterpilz.“
Pilze trotz Trockenheit
Die meisten Teilnehmer des Pilzseminars stammten aus dem Landkreis. Nadine Hildebrandt allerdings kam aus Fulda. „Das Seminar hat mit sehr viel gebracht“, sagte sie. „Ich weiß jetzt, welche Röhrlinge ich essen kann“. Und Kerstin Anderson aus Ebenhausen war erstaunt, wie viel man an einem Wochenende lernen kann. „Das Seminar hat sich zehnmal rentiert.“
Pilzexperte Krieglsteiner hatte für die Exkursion mit den Teilnehmern die Wälder rund um Gefäll ausgesucht. „Wir haben hier nämlich Gemischtwälder mit teils sauren, teils basenreichen Böden, also Buntsandstein oder Muschelkalk im Untergrund“, erklärt er. Böden und Bewuchs wiederum haben einen Einfluss auf die Pilzvorkommen. Und so schwärmte die Gruppe nach der Einführung am Freitag sowohl am Samstag-, als auch am Sonntagvormittag zur stundenlangen Pilzsuche aus.
Matthias Erlwein, einer der Teilnehmer des Seminars, frischte bei den Pilzstreifzügen Erinnerung an die Kindheit auf, als er mit seinem Vater Pilze suchte. „Das hat mir wirklich viel gebracht“.
Alle Sinne einsetzen
Gesucht und gründlich in Augenschein genommen wurden nicht nur jene Exemplare, die in der Küche zu verwenden sind, sondern auch Doppelgänger, ungenießbare Sorten und Giftpilze. Dem Experten war wichtig, dass die Teilnehmer alle Sinne bei der Erkundung der Pilze einsetzten. „Viele Pilze haben einen ganz unverwechselbaren Geruch“, sagte er. Farbe und Form allein seien kein absolutes Kriterium.
„Der Pilz verändere sich je nach Standort oder Entwicklungszustand – auch das müsse bei der Bestimmung beachtet werden. „Wir haben einige ganz spannende Giftpilze entdeckt“, so Krieglsteiner. „Den grünen Knollenblätterpilz haben wir in allen Wachstumsphasen gefunden. Außerdem den giftigen Tigerritterling und den ebenso giftigen orangefuchsigen Raukopf.“ Dieser sei sehr selten. Er wurde an diesem Sonntag erst das zweite Mal in der Region gefunden. Überraschend selbst für den Experten war auch der Fund eines schwefelgelben Violett-Milchlings, eines ungenießbaren Pilzes.
Einige Pilzarten sind bedroht
Krieglsteiner sagte, dass viele Pilzarten an ihren Standorten sehr bedroht seien. Schuld sei etwa der Stickstoffeintrag durch Dünger. Die Funde, unter anderem schöne Brätlinge, Rotkappen, Pfifferlinge, Semmelstoppelpilze oder Flockenstieliger Hexenröhrling wurden jeweils am Nachmittag von den Teilnehmern sortiert und Art für Art bestimmt. Jeder Teilnehmer hatte so die Möglichkeit, das bei der Suche erworbene Wissen noch einmal für sich und die anderen zu formulieren.
Otmar Diez bietet im September noch zwei eintägige Seminare mit Exkursion für Einsteiger an, am Samstag, 8. September im Haus der Schwarzen Berge, am Samstag, 15. September, im Heiligenhof in Bad Kissingen.