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BAD NEUSTADT: Pioniere unter den Packmitteltechnologen

BAD NEUSTADT

Pioniere unter den Packmitteltechnologen

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    Zwei Generationen Packmitteltechnologen: Geschäftsführer Mathias Kunert mit den Azubis Michael Heinrich, Marvin Geisler, Jan Leutbecher, Ausbilder Wolfgang Perleth, sowie Udo Reinhardt und Matthias Then, die vor 25 Jahren als erste die Ausbildung absolvierten.
    Zwei Generationen Packmitteltechnologen: Geschäftsführer Mathias Kunert mit den Azubis Michael Heinrich, Marvin Geisler, Jan Leutbecher, Ausbilder Wolfgang Perleth, sowie Udo Reinhardt und Matthias Then, die vor 25 Jahren als erste die Ausbildung absolvierten. Foto: Foto: Ines Renninger

    Ein bisschen sind der 49-jährige Udo Reinhardt aus Ostheim und der 44-jährige Matthias Then aus Bastheim wie Captain Kirk und seine Mannschaft. Zwar drangen sie nicht in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat, aber erkundeten als Pioniere einen Berufszweig, den es so zuvor nicht gegeben hat. 25 Jahre ist es her, dass die beiden bei der Firma Kunert Wellpappe in Bad Neustadt ihre Ausbildung als Verpackungsmittelmechaniker begannen. Kunert gehörte mit zu den ersten, die in diesem Beruf ausbildeten.

    Genau 25 Jahre und 30 Packmitteltechnologen – so heißt mittlerweile der Ausbildungsberuf – später, begrüßen die Jubilare zum Beginn des Ausbildungsjahres bei Kunert die neue Generation: die Azubis Michael Heinrich aus Eichenhausen, Marvin Geisler aus Unsleben und Jan Leutbecher aus Unterwaldbehrungen.

    „Die beiden haben es damals gewagt, nicht wissend, was sie erwartet“, erzählt der Geschäftsführende Gesellschafter Mathias Kunert über die Wegbereiter unter den Packmitteltechnologen. Bereut haben Reinhardt und Then ihre Wahl nicht. Sie legten das hin, was Kunert als „Bilderbuchkarriere“ bezeichnet. Udo Reinhardt leitet mittlerweile die Entwicklungsabteilung von Kunert Bad Neustadt, ist gemeinsam mit Wolfgang Perleth für die Ausbildung zuständig und Mitglied des IHK–Prüfungsausschusses. Matthias Then hat sich zum Meister weitergebildet, ist Schichtführer und ab Januar 2012 Betriebsleiter. „Die Messlatte liegt also hoch“, richtet Kunert sein Wort augenzwinkernd an die „Neuen“.

    Wie aber kommt man dazu einen Beruf zu wählen, den so noch keiner vor einem ergriffen hat? „Ohne Verpackung geht nichts. Das ist zukunftsträchtig“, erinnert sich Reinhardt an seine Gedanken und Motive von vor 25 Jahren und gesteht: „Ganz früher habe ich gedacht, dass hier Feinstrumpfhosen gemacht werden.“ Bekannte hätten ihn aber aufgeklärt, dass Kunert in Bad Neustadt für Wellpappe steht und für ein zukunftsorientiert aufgestelltes Unternehmen.

    Bei Then waren es die großen Papierrollen auf dem Gelände, die ihm immer auf dem Weg zur Schule aufgefallen sind. Er sei neugierig gewesen und wollte wissen, was damit passiert.

    Recht abenteuerlich seien die Anfänge gewesen, erzählt das Duo: Als in der Aula der Berufsschule Bad Neustadt die Schüler den Klassen zugeordnet wurden, seien sie übrig geblieben. „Die wussten nicht wohin mit uns.“ Zunächst landeten die beiden in der Siemens-Klasse, später stellte sich heraus, dass die Berufsschule Lindau für sie zuständig ist.

    „Nach meinem ersten Arbeitstag wollte ich nicht mehr“, gesteht Reinhardt außerdem. Jede Menge Papier hätte er damals aus der Maschine nehmen und stapeln müssen. „Am Abend waren die Hände offen.“

    Heute ist er froh, durchgehalten zu haben. Im Laufe der Jahre habe sich das Berufsbild völlig gewandelt: Passierte vor 25 Jahren noch vieles in mechanischer Handarbeit, laufe mittlerweile nahezu alles über computergestützte Maschinen. „Der Firma wurde schnell klar: Ungelernte Kräfte an den Maschinen, das geht gar nicht. Wir brauchten Leute mit fundierter Ausbildung, die die Technik bedienen und weiterentwickeln können“, so Kunert. Packmitteltechnologen seien heutzutage in der Firma auch stark in den kaufmännischen Bereich, in Kundenakquisition und Verkauf, aber auch in den Bereich Entwicklung eingebunden.

    „Wir gehen nicht mehr Einkaufen, wir gehen Verpackung-Schauen“, berichten die Jubilare darüber, wie der Beruf ihr Leben veränderte. Auch der Blickwinkel vieler Auftraggeber sei aber glücklicherweise mit den Jahren ein anderer geworden: Früher wurde zuallerletzt an die Verpackung gedacht: „Da war sie notwendiges Übel, heute ist sie Teil der Lieferkette“, so Kunert.

    So sehr die Firma einerseits von der Globalisierung profitiert, so abhängig sei sie andererseits auch von der Weltwirtschaft. Würden Produktionen zurückgefahren, wird auch weniger verpackt. Wer wissen will, wie's der Konjunktur geht, sollte also bei Mathias Kunert anfragen. „Die ersten sechs Monate des Jahres liefen unter Volldampf“, erzählt er beispielsweise über 2011. Seit Juli könne er jedoch eine deutliche Verlangsamung des Auftragseingangs feststellen. „Auswirkungen der Schuldenkrise in Europa.“ Beunruhigt ist er deshalb nicht: „Wir sind von einem sehr hohen Niveau ausgegangen.“

    Stolz ist er darauf, dass trotz dieser Abhängigkeit in all den Jahren bei Kunert Bad Neustadt nie ein Mitarbeiter aus wirtschaftlichen Gründen seinen Arbeitsplatz verloren habe. Bei den Azubis versuche die Firma stets so einzustellen, dass diese am Ende auch übernommen werden können. Gute Aussichten für die drei „Neuen“? Vielleicht werden sie in 25 Jahren die übernächste Generation zum Ausbildungsbeginn willkommen heißen.

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