Die Rhön-Lamas hören auf die italienisch und spanisch klingenden Namen Caruso, Quinto und Pablo, sind jedoch keine Sänger und Maler, sondern stammen aus der Herde des Lamatrekking-Papstes Johannes Nüdling aus Poppenhausen. Im Rahmen des Projekts Zeit statt Geld waren die Tiere im Garten der Förderstätte in Maria Bildhausen. In diesem Zeitraum sollte getestet werden, inwieweit sie den Alltag und das Leben der Betreuten bereichern können.
„Kindersichere“ Lamas
Nüdling war mit einigen Lamas schon dreimal beim Sommerfest in Maria Bildhausen und die Tiere waren vor allem eine Attraktion für junge Besucher. Bei der Erarbeitung des Gesamtkonzepts für Maria Bildhausen in den letzten beiden Jahren entstand die Idee, Tiere in die Arbeit mit den Heimbewohnern einzubeziehen. Da boten sich die Rhön-Lamas an, gelten sie doch als besonders gutmütig und „kindersicher“.
„Wir wollen auch Kindern und behinderten Menschen den Umgang mit Tieren ermöglichen, ihnen etwas Anderes bieten und als Unternehmer kann ich frei bestimmen, in welchem sozialen Bereich ich mich engagiere“, so Nüdling.
Außerdem wollte er die Auswirkungen auf die Heimbewohner testen, wenn die Tiere längere Zeit dort bleiben. „Den Tieren hat es hier sehr gut gefallen. Sie wurden bestens betreut und die positive Ausstrahlung auf die Betreuten war ganz groß“, meinte Nüdling in seinem Fazit.
Werkstattleiter Erich Schneider war überrascht, wie sich die Ruhe der Tiere auf die Heimbewohner übertragen hat. Selbst Rollstuhlfahrer, die eher ängstlich und zurückhaltend seien, hätten den Tieren Karotten zum Fressen hingehalten. „Da war ich überwältigt“, so Schneider, „denn die Lamas haben ganz schöne Zähne und können ordentlich zubeißen.“ Zutrauen gewannen die Vierbeiner auch durch ihre bekannte Neugierde, als sie wissbegierig durch die Fenster in die Werkstatt schauten.
Beruhigende Wirkung der Tiere
Für Heimbewohner Christian Morber war es „wunderschön, mit Lamas zusammen zu sein, ihnen Futter zu geben und sie zu streicheln“, obwohl er anfangs doch Angst hatte. „Jetzt habe ich keine Angst mehr“, so Christian zufrieden. Gleichermaßen äußerte sich auch Frank Herchenroth. „Ich habe die Tiere gefüttert, sie ausgemistet und ihre Scheiße weg getan“, meinte Manfred Herchenroth. Dabei seien die Tiere brav und zutraulich gewesen und hätten auf ihn beruhigend gewirkt.
Manche Bewohner blühen nach den Worten von Doris Kaufmann, der Leiterin des Projekts, richtig auf, wenn sie Kontakt zu Tieren haben. „Wir können uns eine weitere Zusammenarbeit gut vorstellen und sind intensiv am Nachdenken“, lautete das positive Fazit des stellvertretenden Gesamtleiters Michael Nowotny.
Auch Nüdling betonte nach diesen Erfahrungen, dass er weitere Projekte in der Region, sogar Bundesländer übergreifend starten werde, um in erster Linie die Region zu unterstützen.
Tatkräftige Mithilfe von Außen
Ohne die tatkräftige Mithilfe der beiden Rentner Wilfried König und Alfons Markert aus Großwenkheim, die im Rahmen von Zeit statt Geld die Tiere an den Wochenenden versorgten, wäre die Aktion ebenso wenig möglich gewesen wie ohne die finanzielle Unterstützung durch den Förderverein.
Interessant am Rande: Johannes Nüdling ist ein weitläufiger Verwandter von Pfarrer Ludwig Nüdling, dem Verfasser des Münnerstädter Heimatspiels. „Er war ein Großonkel meines Vaters und wir haben ein gemeinsames Elternhaus“, so der Besitzer der RhönLamas, der sinnigerweise mit seiner Familie im Ludwig-Nüdling-Weg in Poppenhausen wohnt.