Bischofsheim (O.K./TOP) Dieses Wochenende gibt es im Gasthaus Dickas in Bischofsheim Grund zu feiern. 125 Jahre alt wird der Betrieb, der bei vielen Rhönern als "Wiets Karl" bekannt ist.
Der Familienbetrieb ist unter diesem Namen ein Begriff für das Rhönstädtchen geworden. Hier, wo einst die Küster nach dem Sonntags-Gottesdienst ihr Frühstück serviert bekamen, herrscht auch heute noch eine familiäre die Atmosphäre. Hier nennen sich die meisten beim Vornamen und auch Fremde lassen sich schnell von der herzlichen Stimmung anstecken, worauf die Senior-Chefin, die "Wiets-Karls-Wilma" besonders stolz ist.
In dem Familienbetrieb, zu dem auch eine Brennerei gehört, arbeiten heute noch Jung und Alt, die junge Chefin Brigitte und ihr Mann Claus Vorndran sowie Senior Karl und Senior-Chefin Wilma zusammen. Aber nicht nur das Gasthaus hat eine Tradition, noch länger reicht die Chronik der Familie Dickas zurück, nämlich in die Zeit der des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648).
Als König Gustav Adolph von Schweden in Deutschland einmarschierte, befand sich in seinem Heer ein General mit Namen "Jahren Iselem von Diccas". Er war 1595 in Essern in Schweden geboren. Gustav Adolph erstürmte die Festung Würzburg und auch Bischofsheim blieb von den Kriegswirren nicht verschont, aber so kamen Jahren Islem von Diccas und seine Familie in die Rhön. Urkundlich lässt sich nachweisen, dass sich sein Sohn Jonas Diccas , genannt der Schwed, in Bischofsheim niederließ.
Seither gibt es eine lückenlose Chronik der Familie Dickas. Dabei kamen sie erst später zur Gastronomie. Vorher waren sie als Tuchmacher, Müller oder Posthalter teils wirtschaftlich höchst erfolgreich. Johann Georg Dickas (1688 bis 1762) zum Beispiel war der berühmteste Tuchmacher in der der gesamten Tuchmanufaktur von Bischofsheim. Johann Josef Dickas ließ 1832 Ofenplatten aus Gusseisen mit der Familiengeschichte und dem schwedischen Wappen gießen. Seither sind die Dickas als die Familie mit der gusseisernen Geschichte in Bischofsheim bekannt.
Josef Dickas (1810 bis 1885) dann war Besitzer der Poststation und des Gasthauses "Löwen-Post", der heutigen Raiffeisenbank. Mit ihm beginnt die gastronomische Geschichte der Familie Dickas. Das Haus, in dem die Gastwirtschaft Dickas heute beheimatet ist, erbte sein Sohn Karl Dickas (1839 bis 1908). 1879, also vor 125 Jahren, wurde der Familie Dickas hier das Schankrecht und 1896 die Genehmigung zur Branntweinherstellung erteilt. Der Betrieb samt Landwirtschaft wurde von Generation zu Generation weiter gegeben. Wilhelmine Dickas heiratete 1959 Benno Vorndran, sie führte mit ihrem Mann bis 1999 den Betrieb. Seither steht ihr Sohn, Claus Vorndran, gemeinsam mit Brigitte Niebergall in der Verantwortung der Familientradition.
In all den Jahren waren die Dickas als Gastwirte und in der Brennerei tätig. Mit der Brennerei wurden die Einkünfte aus der Landwirtschaft aufgebessert. Auch die Gastronomie sollte zunächst lediglich ein Zubrot zur Landwirtschaft bringen.
Claus Vorndran ist stolz auf die Familientradition. Dabei geht es ihm darum, die Tradition der Väter zu bewahren, aber auch sie weiterzuentwickeln und den Möglichkeiten im Biosphärenreservat entsprechend zu gestalten. Er hat die Räumlichkeiten komplett umgebaut und saniert. Als Vorsitzender der Wirtekooperation "Aus der Rhön - für die Rhön" setzte Claus Vorndran die Philosophie des nachhaltigen Wirtschaftens mit Rhöner Produkten konsequent um.
Als Schnapsbrenner ist er stets auf der Suche nach neuen Rhöner Produkten, die auf der Basis von einheimischen Rohstoffen wie Brennesseln, Kartoffeln, Holunder, Getreide, Obst oder Wildkräutern hergestellt werden. Zu den beliebesten Kreationen zählt sein Rhöner Wildkräuterlikör.