Es gibt nicht viele Orte im Landkreis Rhön-Grabfeld, die der Rhönkauz mit Leidenschaft, erotischem Feuer und heißblütigen, rassigen Frauen in Verbindung bringt. Wargolshausen gehört nicht zu ihnen.
Und doch brennt dort offensichtlich die Flamme der Lust so stark, dass ihr Leuchten bis zur einzig wirklichen Stadt der Liebenden, nämlich nach Paris, gedrungen ist.
Dort steht die vielleicht berühmteste Mühle der Welt, das Varieté Moulin Rouge.
Kenner wissen, dass das Moulin Rouge im gleichen Jahr eröffnet wurde wie der mächtig in den Himmel ragende, symbolisch aufgeladene Eiffelturm.
Ein solches Wahrzeichen besitzt Wargolshausen nicht. Aber wer will, kann die beiden Stämme der Alten Linde als zwei Windblätter deuten, wie sie auch das Moulin Rouge besitzt.
Genau dieses Moulin Rouge hat nun den Wargolshäuser Partyfüchsen von „freibeweglich“ einen Strich durch die Rechnung gemacht. Das Pariser Unternehmen untersagte es doch glatt den Wargolshäusern, ihre Faschingsparty unter das Motto „Moulin Rouge“ zu stellen.
Der Rhönkauz weiß nicht, welche Ängste das Pariser Etablissement hegt. Womöglich ist die Gefahr gar nicht so klein, dass die großen europäischen Busunternehmer schon bald nicht mehr an die Seine fahren, sondern die Saale ins Visier nehmen, um dann bei Hollstadt links abzubiegen Richtung Wargolshausen.
Nicht auszudenken, wenn eine Busladung Japaner plötzlich vor dem Haus des Gastes aussteigt und mit lüsternem Blick dem Monatstreffen des katholischen Frauenbundes begegnet.
Nun, wenn in Paris die Windflügel das Erkennungszeichen des Moulin Rouge sind, dann kann Wargolshausen mit den Windrädern auf der Anhöhe – wenn auch zum Verdruss Vieler – mit Paris durchaus mithalten.
Die Pariser wissen halt doch schon, weshalb sie auf Wargolshausen, das Pigalle des Grabfelds, ein Auge werfen.