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WÜLFERSHAUSEN: Roadie und Chef in einer Person

WÜLFERSHAUSEN

Roadie und Chef in einer Person

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    Im richtigen Licht: Für die Bühnentechnik bei Auftritten der Alpenrockband Schürzenjäger ist die Wülfershausener Firma Rixx zuständig.
    Im richtigen Licht: Für die Bühnentechnik bei Auftritten der Alpenrockband Schürzenjäger ist die Wülfershausener Firma Rixx zuständig. Foto: Foto: Rixx

    „Wir können keine Noten lesen und auch nicht singen.“ Das hindert Markus Pfister und Andreas Bogendörfer aber nicht daran, Erfolg im Musikgeschäft zu haben. Die beiden betreiben die Firma Rixx Eventtechnik, die sich auf die Ausstattung von Konzertbühnen spezialisiert hat.

    Der Weg zum eigenen Betrieb war nicht ganz leicht. Noch während der heute 30 Jahre alte Markus Pfister seine Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker absolvierte und der ein Jahr ältere Andreas Bogendörfer mitten in seiner Ausbildung zum Bürokaufmann steckte, legten sie gewissermaßen den Grundstein.

    „Nach der Berufsschule am Freitag ging es sofort ins Auto zum Auftritt“, sagt Pfister, der wie sein Kompagnon aus Wülfershausen stammt. Ausgestattet mit einem Gewerbeschein verdingten sich beide an den Wochenenden zum Aufbessern ihrer Azubi-Löhne als selchständige Roadies, die beim Aufbau von Boxen und Lichtanlagen halfen.

    Echter Knochenjob

    Ein Knochenjob, dem sie auch heute noch an den meisten Wochenenden nachgehen. Zwischen drei und fünf Tonnen schwer ist normalerweise das Equipment, das sie in eigenen Lkw zu den Auftrittsorten in der gesamten Bundesrepublik karren, um es auf und abzubauen.

    So richtig ernsthaft ins Geschäft eingestiegen sind Pfister und Bogendörfer, als 2006 die neu gegründete Band Partyvögel bei ihnen anfragte, die Bühnenanlage komplett zu übenehmen. Also setzten beide Lebensversicherungen und Bausparverträge als Sicherheiten ein, um von der Bank den notwendigen Kredit über 65 000 Euro zu bekommen. 2008 war dann auch die Band „Confect“ interessiert, die damals 80 bis 90 Auftrittstermine im Jahr absolvierte.

    Von da an nahm die Entwicklung einen rasanten Verlauf, mittlerweile betreut die Firma 15 Bands und gleichermaßen wuchs auch das eigene Equipment zusehends. Das ist mittlerweile so groß, dass die Wülfershäuser nächstes Jahr an vier Tagen über Pfingsten 18 Termine angenommen haben. Die können sie natürlich nicht alle selbst absolvieren, dabei helfen wieder Roadies, die auf eigene Rechnung arbeiten. Gut 20 bis 30 Mann sind in Spitzenzeiten für Rixx tätig. Von November bis Februar ist es eher ruhig in der Szene. Dann geht es wieder los, aber „mit Vollgas“, sagt Bogendörfer.

    Die Betreuung der Schürzenjäger, der Nachfolgegruppe der in den 90er Jahren sehr erfolgreichen Alpenrockband Zillertaler Schürzenjäger, ist natürlich Chefsache. Pfister und Bogendörfer sind für die gesamte Bühne zuständig. Sie tragen dafür Verantwortung, dass die zwölfseitige Anweisung umgesetzt wird, in der auch Einzelheiten zur Verpflegung und viele weitere Details festgehalten sind.

    Rosamunde in Brasilien

    Mit den Schürzenjägern waren die beiden in den letzten Jahren in ganz Europa unterwegs, einmal sogar für eine Woche in Brasilien. Ein Erlebnis, an das Bogendörfer mit Schmunzeln zurückdenkt. 24 Stunden waren sie unterwegs, bis sie bei den deutschen Auswanderern angekommen waren. Der Empfang gestaltete sich dann doch etwas überraschend. „Wir haben Leute in Dirndl und Lederhosen gesehen, als wir aus dem Bus gestiegen sind“, sagt Bogendörfer. „Und im Festzelt haben sie Rosamunde gespielt.“

    Nicht nur bei manchen deutschstämmigen Brasilianern scheint die „Dirndl und Lederhosen-Musik“ hoch im Kurs zu stehen. Hierzulande sind jene Bands, die den Austropop und seine schlagerlastigen Spielarten bedienen, zusammen mit den Partybands im Moment besonders erfolgreich. Ebenfalls gut laufen die Oldie-Nights mit Bands wie Shades, Kleeblatt und Masters.

    „Die Coverszene ist völlig am Boden“, sagt Pfister über jene Bands, die das Liedgut der Hardrockbands aus den 70er und 80er Jahren zum Besten gaben und damit noch vor wenigen Jahren die Hallen füllten. Mit dem Musikgeschmack hat sich auch der Anspruch des Publikums gewandelt. „Nur mit ein paar Lampen kommt man heute nicht mehr weit“, sagt Pfister. Und deshalb halten er und sein Geschäftspartner neben Lautsprechern und Lichtanlagen in ihrem Unternehmenssitz in Wülfershausen auch Effektgeräte bereit, mit denen man Feuerbälle, Schaum, Konfettiregen, Trockeneisnebel und vieles mehr erzeugen kann. Viel Freizeit bleibt bei solch einem Job die meiste Zeit des Jahres nicht. „Da muss die Freundin eben mit oder viel Verständnis haben“, sagt Pfister. Und auch die Kumpels kommen zu kurz. Aber Bogendörfer gibt zu bedenken: „Was man unterwegs erlebt, das kann einem keiner mehr nehmen.“

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