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BAD NEUSTADT: Rock 'n' Roll auf der Eispiste

BAD NEUSTADT

Rock 'n' Roll auf der Eispiste

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    Himmelreich und Hölle sind für Uli Löbmann momentan nur wenige Skischwünge voneinander entfernt. Dennoch ist er froh, wenn er seine Bretter nicht benutzen muss an der berüchtigten Kandahar-Piste in Garmisch-Partenkirchen. Denn der Arzt hat seinen Einsatzort zurzeit vom Rhön-Klinikum Bad Neustadt ins Werdenfelser Land verlegt. Der 39-Jährige fungiert als Streckenarzt bei der Ski-Weltmeisterschaft.

    Und das kommt nicht von Ungefähr. Bis vor zwei Jahren praktizierte der gebürtige Aschacher noch im Klinikum Garmisch als Anästhesist. Dann zog es ihn samt Familie zwar wieder zurück in die Rhöner Heimat nach Reichenbach, die Verbindungen nach Garmisch aber behielt der Naturfreund natürlich aufrecht. Selbstredend ist er noch Mitglied der dortigen Bergwacht. „Als damaliger ärztlicher Leiter war ich von Anfang an dabei, als es um die Organisation der Ski-WM ging“, erzählt Löbmann. Das Bestellen der Rettungsausrüstung fiel noch in seine aktive Ägide. Und so war es keine Frage, dass er während der WM auch als Arzt Dienst schiebt an der Strecke. „Dafür habe ich ein paar Tage Resturlaub aufgespart.“

    Bis Sonntag wird er in seiner rotblauen Bergwacht-Uniform auf der Kandahar, Garmischs Renommier-Piste in Sachen Abfahrtslauf, am Kreuzjoch bereit stehen. 3200 Meter lang, 920 Meter Höhenunterschied, maximal 90 Prozent steil. Noch steiler als die Kitzbüheler Mausefalle. „Das ist absolut Rock 'n' Roll, was die da auf die Eispiste legen“, berichtet Löbmann vom Super G-Rennen am Mittwoch, dem ersten während seiner Einsatzzeit. Folglich musste er mit seinen Helfern auch schon ran, als der Engländer Ed Drake gleichsam vor seinen Augen gestürzt war. Sprunggelenksverletzung. Er versorgte den Athleten, so dass er noch selbst abfahren konnte.

    Auch Bode Millers Verhängnis an der Stange hatte genau vor seinem Einsatzort den Anfang genommen. Der Amerikaner war zu knapp an ein Tor gefahren, hatte sich mit dem Arm dort verhakt und verlor dabei nicht nur seinen Stock, sondern auch seinen Fäustling. „Au, au dachte ich mir, ob da nicht auch Handgelenk oder Finger angeknackst sind?“ Doch Miller fuhr weiter und gab erst kurz vor dem Ziel seinen heißen Cowboy-Ritt auf.

    Uli Löbmann gehört zu den rund 20 Ärzten, die während der Weltmeisterschaft im Einsatz sind. Außer ihm rekrutieren sich die Ärzte hauptsächlich aus dem Klinikum Garmisch, in dem neben dem Unfallkrankenhaus Murnau Verletzte – wie die Deutsche Gina Stechert – schnell versorgt werden können. Für die Rennen und für die Trainingsläufe werden immer sieben Notfallmediziner benötigt. Einer sitzt im Hubschrauber, einer steht am Start, die restlichen sind über die Strecke verteilt. Beim Super G stand der Reichenbacher am sogenannten Kramersprung.

    „Wenn man am Start eingesetzt ist, kommt's auch mal zum Smalltalk mit den Rennläufern.“ Mit Maria Riesch beispielsweise hat er sich noch nicht unterhalten können. Die lag mit Fieber im Bett. Und für diese Krankheit ist der Rhöner Arzt nicht zuständig. „Ich könnte höchstens einen Hausbesuch machen. Schließlich weiß ich, wo sie wohnt!“, sagt er er im Scherz – verweist aber schnell und dienstbeflissen auf seinen eigentlichen Einsatzort. Der ist an der Kandahar zwischen den Abschnitten Himmelreich und Hölle.

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