Mit seinen Bildern und Geschichten hat der ehemalige Bad Neustädter Lehrer Rudolf Fischer seine Zuhörer beim Erzählcafé im Münnerstädter Seniorenzentrum St. Elisabeth in die große weite Welt und vor allem auf die Weltmeere entführt. „Meer erleben und die Welt“ hieß denn auch sein Vortrag. Fischer begeisterte allerdings auch mit Zaubertricks.
Der junge Rudolf Fischer besuchte das humanistische Gymnasium in Münnerstadt und wohnte im Internat, denn seine Eltern waren im fast 40 Kilometer entfernten Stockheim zuhause. „Ich war der beste im Tischtennis, aber mit Latein hatte ich es nicht so“, erzählte er schmunzelnd. Deshalb verließ er das Internat und wurde Fahrschüler, damit die Eltern ihren Sohn besser unter Kontrolle hatten. Immerhin, 1960 bestand er das Abitur. Nach einem Lehramts-Studium unterrichtete er an Hauptschulen mit dem Schwerpunkt Mathematik und Physik.
Leben nach dem Herzinfarkt
Vor 35 Jahren hatte er einen ersten Herzinfarkt und ist seitdem aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr im Schuldienst. Vor 32 Jahren wurde er am Herzen operiert. Das Leben geht weiter – er unternahm mit dem „Traumschiff Berlin“ eine Kreuzfahrt rund um Italien. Die stellte die weiteren Weichen seines Lebens.
Fotografiert hat er schon seit früher Jugend, später kam das Filmen hinzu. Er begann auch schon früh, seine Filme selbst zu entwickeln und die Bilder im eigenen Labor zu verarbeiten. In Volkshochschulen ist er noch heute bei Amateurfotografen ein beliebter Kursleiter.
Nach seiner ersten Kreuzfahrt wurde Rudolf Fischer zum richtigen gehenden Weltenbummler, denn er unternahm sehr viele weitere Kreuzfahrten und Reisen zu Zielen in der ganzen Welt. „Nein, ich habe nicht reich geheiratet und damit die Reisen finanziert“, versicherte er schmunzelnd. Wie so etwas funktionieren kann? Von der ersten Reise war er so angetan, dass er die Reederei Deilmann in Neustadt (Holstein) anschrieb und anbot, während der Kreuzfahrten Fotokurse zu geben.
Offenbar überzeugten die Fotos, die er vorlegte, auch die Reederei. Er wurde tatsächlich engagiert und konnte so innerhalb von zwei Jahren zehn Kreuzfahrten zu allen möglichen Zielen und in alle möglichen Meere unternehmen. „Ich hatte den besten Job an Bord“, meinte er dazu.
Das „Traumschiff“ fotografiert
Nach dem Engagement bei Deilmann schaffte er es, auch bei anderen Reedereien anzuheuern. Das Schiff MS Berlin, das auch einige Jahre im Mittelpunkt der ZDF-Fernsehserie „Traumschiff“ stand, wurde 1986 in einer deutschen Werft in der Mitte durchtrennt und ein fast 17 Meter langes Stück wurde in der Mitte eingesetzt, um die Zahl der möglichen Passagiere von 330 auf die 420 zu erhöhen. Auch hier war Rudolf Fischer als Fotograf mit von der Partie.
Mit seinen Erzählungen und seinen Bildern vermittelte er einen Eindruck, wie es auf so einem Schiff zugeht und von den Freuden der Kreuzfahrt-Touristen. Besonders eindrucksvoll waren Rudolf Fischers Aufnahmen von Spitzbergen und von der norwegischen Küste mit ihren Fjorden. Er hat auch selbst Reisen organisiert, da es ihn immer wieder ärgerte, dass die Reiseleiter an interessanten Punkten vorbeifuhren, um mehr Zeit für die Souvenirshops zu haben.
Rudolf Fischer fotografiert nicht nur in anderen Erdteilen und fernen Ländern, sondern auch in heimatlichen Regionen. Deshalb zeigte er auch Bilder vom Festzug und Schutzengelmarkt im Jahr 2005. Und manchmal nennt er sich Rudolfo Bagadelli. Er ist nämlich auch begeisterter Zauberer und gab einige Kostproben seiner Zunft. Er ließ Tücher verschwinden und zerschnitt ein Seil, das sich auf magische Weise wieder zusammenfügte.