Das Thema „Wachsen in der Qualität“ zog sich am Montag beim 6. Unternehmer- und Jungbauerntag im Bruder Konrad Haus in Großeibstadt wie ein roter Faden durch den Tag. Kompetente Gesprächspartner konnte der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes Rhön-Grabfeld, Mathias Klöffel (Großbardorf) begrüßen. So Fritz Schroth, Mitglied der Landessynode der evangelischen Kirche, Bodo Drescher Geschäftsführer von Energy2market aus Leipzig und Dr. Hubert Büchs, geschäftsführender Gesellschafter der Jopp Group Bad Neustadt. Neben interessierten Landwirten sah man aber auch den einstigen BBV-Präsidenten Karl Groenen (Mellrichstadt) Klaus Klingert vom Amt für Landwirtschaft und Forst (Bad Neustadt), stellvertretenden Landrat Kurt Mauer sowie Vertreter von Banken und Unternehmen.
Ein Verfechter für den ländlichen Raum ist Fritz Schroth von den Christlichen Gästehäusern Hohe Rhön in Haselbach. Er sprach von Börsenfieber, Raubtierkapitalismus, Finanzkrise und Rettungsschirmen: „Es ist genug da, aber nicht für jedermanns Gier“. Das Problem der Finanzwirtschaft und speziell der Banken sei, dass man das Vertrauen untereinander verloren hat. Deshalb mache sich Ratlosigkeit breit. „Wir leben in Gottes Abhängigkeit“, sagte Schroth. Das Verhältnis zu Gott, aber auch zur Natur sei gestört, die Selbstentwertung greife um sich.
Grenzen erkennen
Schroth betonte, wie wichtig es sei in Generationen zu denken und zu handeln. Wichtig sei Wachstum mit Qualität, die inneren Grenzen des Menschen zu erkennen und den Lebensbereich vor dem Produktionsbereich in der Landwirtschaft zu sehen. In diesem Zusammenhang verwies er auf die wertvolle Arbeit der Landwirte, die oft unbeachtet bleibe. Dazu gehören Wald und Flur, die Schroth als besondere Fußgängerzonen bezeichnete. „Gestaltet von den Landwirten und von der Gesellschaft schlecht entlohnt.“ Der Vorteil der Landwirte sei, dass sie langfristig und ganzheitlich denken. Der Referent ging auf den Klimawandel ein und darauf, dass Zeit und Ackerland nicht zu vermehren seien. Schlimm sei, dass sich die Ärmsten der Welt keine Nahrung mehr leisten können. Keiner könne sich aus der Verantwortung stehlen. Generationen Raum geben zur Entfaltung, aber auch Schutzraum bieten, das sei heute die Herausforderung. „Das Maß der Wirtschaft ist der Mensch, das Maß des Menschen ist Gott.“ Heutzutage lebe man in einer maßlosen Zeit ohne zeitloses Maß, so Schroth.
Bodo Drescher ging auf seine unternehmerischen Visionen ein, sprach die Zeit in der DDR ebenso an, wie seinen Werdegang nach 1990 im Bankgeschäft und dann in der Biogas-Technologie. Drescher unterstrich die Aussage Schroths, die junge Generation zu unterstützen. Erneuerbare Energien hätten ihn gereizt und so kehrte er dem Bankgeschäft den Rücken und wurde zum Biogasanlagenhersteller. Sein Unternehmen hat heute 630 Mitarbeiter, 130 Anlagen wurden in Deutschland gebaut, 125 davon werden von Landwirten betrieben. Mittlerweile komme 20 Prozent des Stromes über erneuerbare Energien, sagte Drescher. Auch er wisse, dass ein Unternehmen nicht unendlich wachsen kann. Wachsen müsse allerdings die Qualität und neue Möglichkeiten sollten sofort „am Schopf gepackt werden.“
Dr. Hubert Büchs betonte, dass er aus der Landwirtschaft komme und eigentlich Bauer werden sollte. Mit 16 entschied er sich anders, er studierte und Promovierte. Zum nachhaltigen Wachstum meinte Büchs, dass dies etwas auf lange Sich sei. Weltweit gesehen gebe es jede Menge Produkte, in einer Firma sei Wachstum Pflicht. Die Autoindustrie wachse in den nächsten 20 Jahren um 100 Prozent. Dann werden 110 Millionen Autos im Jahr gebaut. Büchs sprach die Elektromobilität an und speziell das Problem der Energiespeicherung. Es geht um Reichweite und Leistung. Das Elektroauto sei ganz sicher das Auto der Zukunft, aber nicht in den nächsten 20 Jahren.
Für Büchs ist klar, dass die Industrie letztlich den Weg der Landwirtschaft geht. Eines Tages werde man auch mit wenig Leuten produzieren, der Rest gehe in die Dienstleistungen. An die Landwirte richtete er die Bitte sich in Rhön-Grabfeld bei den Treffen der Wirtschaftsexperten einzuklinken und mitzuarbeiten.
Der Referent ging auf die Zunahme der Weltbevölkerung ein, die sich wohl zwischen neun und zwölf Milliarden einpendeln wird. 30 Prozent mehr Menschen wollen essen und da komme synthetisches Essen ins Gespräch. Inwieweit dieses Wachsen einen Klima-Kollaps zur Folge hat, sei noch ungewiss. Aufforstung sei hier erste Reaktion, eventuell könne man das Kohlendioxid auch aus der Luft holen. „Das kriegen wir auch noch hin.“ Wichtig sei, dass die Leute in Deutschland vernünftig werden. Auf das Thema Landwirtschaft eingehend meinte Dr. Büchs, dass die bessere Nahrung vom Acker kommt. Zur Bankenkrise sagte der Unternehmer: „Banken sollten aufhören Monopoly zu spielen.“ Auch Heilung, Wellness und Pflege seien für die Bevölkerung wichtig. „Wir sollten aber nicht dem Herrgott ins Handwerk pfuschen.