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Bad Königshofen: Schon die Mönche bevorzugten Bier mit etwas Alkohol

Bad Königshofen

Schon die Mönche bevorzugten Bier mit etwas Alkohol

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    Brauer Stefan Staudner (Mitte) zeigt, wie die Jodprobe funktioniert.
    Brauer Stefan Staudner (Mitte) zeigt, wie die Jodprobe funktioniert. Foto: Regina Vossenkaul

    Warum waren die Mönche früher so dick? Sie bekamen bis zu fünf Liter Bier zugeteilt, das hatte damals allerdings nur rund zwei Prozent Alkohol. Flüssiges bricht das Fasten nicht, war die Devise. Informationen wie diese erfuhren die Teilnehmer in der Küche der "Museen in der Schranne", wo der gelernte Braumeister Stefan Staudner sein Wissen in Theorie und Praxis weitergab.

    An der Aktion "Da steckt Genuss drin – eine sinnlich-kulinarische Entdeckungsreise durch die Museen Rhön-Saale" vom 30. Juli bis 31. Oktober haben auch die Museen in der Schranne in Bad Königshofen mit Museumsleiter Andreas Rottmann mit mehreren Beiträgen teilgenommen, darunter auch unter dem Motto "Genuss im Glas", mit einem Brautag. Weitere Kurse wurden angeboten zum Thema "Getreide, ein Genuss!", "Jägerschnitzel, Kalter Hund und Co. – Essensgenüsse aus der DDR", "Dem Wasser auf der Spur", "Da ist Genuss drin!", "Führung durchs Museum mit Brotzeit" und "Vom Baum ins Glas" als letzte Veranstaltung im Oktober.

    Malzbier wurde beim Brautag in der Museumsküche von den Teilnehmern hergestellt, das "Cola des Mittelalters", wie es der Kursleiter nannte, hat viele Namen wie Kinderbier, Ammenbier oder Mönchsbier. Die Schranne war ehemals ein Lager für die Abgaben der Bauern an den Grundherren, Getreide war ein großer Teil davon.

    Eine lange Tradition

    Das Bierbrauen hat in Franken eine lange Tradition. Eigentlich ist das Bier mehrmals auf der Welt erfunden worden, schon vor 6000 Jahren in Mesopotamien oder vor 4000 Jahren in Ägypten. Sobald man Getreide kaut, entsteht Süße, das war in Urzeiten, als es noch keinen Zucker gab, eine Grundlage für Bier. Durch die Mischung mit den Mundenzymen entstand ein Brei, den spuckte man in ein Gefäß und ließ ihn gären. Bei den Germanen waren die Frauen für das Bierbrauen zuständig. Im Mittelalter wurden Mönche berühmt für ihre Braukunst, aber auch Privatleute brauten Bier zu Hause. Malzbier mit einem Prozent Alkoholgehalt gab es früher für die Kinder, inzwischen ist man nicht mehr so großzügig, der Gesetzgeber besteht auf null Prozent.

    In den großen Töpfen rühren und ständig die Temperatur prüfen, war eine der wichtigsten Aufgaben der Kursteilnehmer in der Museumsküche. "Ist die Temperatur zu hoch, verderben die Enzyme und man kann die Brühe wegschütten", erklärte der Kursleiter. Er erläuterte die wichtigen Begriffe wie maischen, läutern und anschwänzen und zeigte, wie die Jodprobe durchgeführt wird, mit der man nachweist, ob noch Stärke in der Flüssigkeit ist, sie sollte in Zucker umgewandelt sein. Hopfen und Hefe sorgen dafür, dass am Ende ein würziges, etwas süßliches Malzbier entsteht, bei dem man den Gärungsprozess unterbricht. So entsteht nur wenig Alkohol. Idealerweise ruht das Malzbier ungefähr sechs Wochen. So viel Zeit hatte man beim Kurs natürlich nicht, deshalb wurde das entstandene Malzgetränk mit kohlensäurehaltigem Wasser vermischt, damit man es am Ende kosten konnte.

    Aus Schwarzbrot hergestellt

    Die anwesenden Ukrainer berichteten, dass in ihrer Heimat Kwas gebraut wird, das man früher aus Schwarzbrot herstellte, heute aus fermentiertem Malz. Es schmeckt ähnlich wie Malzbier, ist aber weniger süß.

    Ob das gläserne Trinkhorn, ein Prunkstück der archäologischen Staatssammlung und Symbol der Aktionen in Bad Königshofen, vor 1500 Jahren öfters mit Bier oder eher mit Wein gefüllt war, weiß heute niemand. Sicher war es ein Luxus-Gegenstand – vielleicht gehörte es einem König oder hochgestellten Fürsten der Merowinger. Gefunden wurde es in einem Grab in der Nähe von Salz.

    Rühren und ständig die Temperatur prüfen: Lars Schubert, Joris Müller und Moritz Helmerich stellen Malzbier her.
    Rühren und ständig die Temperatur prüfen: Lars Schubert, Joris Müller und Moritz Helmerich stellen Malzbier her. Foto: Regina Vossenkaul
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