Öl- und Benzingeruch liegt in der Luft. Rockmusik aus den 70ern schallt aus der Schiebetür des Lagerhauses. Begonnene und fertige Projekte stehen in Reih und Glied nebeneinander. Motorenteile liegen auf Montagetischen neben Werkzeugen. Ein Schleifbock läuft surrend aus.
Die drei Mittzwanziger David Wenzel, Marius Hartung und Fabio Cagnazzo bauen hier unter dem Namen „Uslife Motorcycles“ seit November vergangenen Jahres Motorräder um. Die Maschinen sind in der Regel älter als sie selbst. Die simple, robuste Technik vergangener Tage mit ihrem Wiedererkennungswert liegt ihnen am Herzen. Zu ihrem ausgefallenen Hobby, dem sogenannten „Customizen“ von alten Motorrädern, also dem Anpassen an die individuellen Wünsche, kam das Trio über ihre Liebe zum motorisierten Zweirad. Angefixt durch Mofa- und Moped, war für die drei logisch, dass der Motorradführerschein folgen musste. „Als wir unsere ersten Motorräder gekauft haben, war uns schnell klar, dass Stangenware nicht unser Ding ist“, so Marius Hartung, einer der Mitbegründer.
Start in einer Garage
Jedoch stellte sich schnell die Frage, wo man ungestört schrauben könnte. Nach kurzer Suche nach einem geeigneten Raum fand sich vor drei Jahren eine zehn Quadratmeter kleine Garage: „Uslife Motorcycles“ war geboren.
„Nicht jedem ist klar, wofür unser Name steht. Eigentlich ist es Unsleben auf Denglisch“, erklärt David Wenzel, der zweite Mitbegründer, zur Namensherkunft. Der dritte im Team, Fabio Cagnazzo, stieß erst Ende 2016 zu David und Marius dazu. Zu dritt gelang im November der Umzug in ein größeres Gebäude in Unsleben: eine alte Lagerhalle.
An erster Stelle auf der Prioritätenliste stand der Umbau der Lagerhalle. Wände wurden herausgerissen, Löcher im Dach geflickt, Werkstatttische aufgestellt und vieles mehr.
Nach kurzer Bauphase konnten die drei endlich durchstarten. Zu ihren eigenen Projekten gesellte sich bald der Wunsch eines Freundes nach einem Unikat. David, Marius und Fabio boten ihm an, sein Motorrad auf Freundschaftsbasis ohne Entgelt umzubauen. „Das Schrauben und Umbauen ist und soll zunächst unser Hobby bleiben, Customizing ist in unserer Größenordnung nicht rentabel“, so Marius.
Auch wenn sie ihr Hobby mit Herzblut betreiben, hadern die drei mit der Customszene in Deutschland. Es gebe viele kürzlich entstandene Labels, die billige, massengefertigte Teile zu horrenden Preisen verkauften und unbedarfte Kunden im Glauben ließen, ein Unikat zu besitzen. Folglich will sich „Uslife Motorcycles“ bewusst gegen diesen Trend stellen und mit handgearbeiteten, TÜV-konformen Einzelstücken überzeugen.
Alles in Eigenregie
Die Arbeiten, die zur Entstehung eines „Uslife-Cycles“ führen, werden von den dreien komplett in Eigenregie ausgeführt. Alle arbeiten im metallverarbeitenden Gewerbe und sind somit bestens mit Schweiß- und Blecharbeiten vertraut. Bei ihren Umbauten wollen sie zurück zum Ursprung. Weniger ist für „Uslife Motorcycles“ mehr. Minimalistische Elektrik, gekürzte Rahmen, dezente Umbauten und die simple alte Technik machten das Motorradfahren zu einem Erlebnis für alle Sinne, so ihre Überzeugung. „Man hört die Mechanik arbeiten, sieht die Landschaft, schmeckt und riecht die Abgase und fühlt die Vibrationen des Motors“, fasst Fabio das Meditative am Biken, das er auf der Straße erfährt, zusammen.
Pläne fürs laufende Jahr hat das „Uslife-Motorcycles“-Team schon. Die drei planen neben einer gemeinsamen Motorradtour den Besuch als Aussteller auf der Custombike-Messe in Bad Salzuflen sowie einen Tag der offenen Tür für Interessierte aus der Region.