Vor 25 Jahren wurde Bischofsheims Pfarrer Manfred Endres (56) von Bischof Paul-Werner Scheele in der Abteikirche Münsterschwarzach zum Priester geweiht. 1988 hat er sich als Primiz-Spruch die Worte aus dem Römerbrief 12, 9.12 ausgewählt. „Eure Liebe sei ohne Heuchelei. Verabscheut das Böse, haltet fest am Glauben! Seid fröhlich in der Hoffnung, geduldig in der Bedrängnis, beharrlich im Gebet.“ Diese Bibelstelle ist für Pfarrer Endres heute noch aktuell und wichtig wie sie es vor 25 Jahren für ihn war.
„Das Wichtigste ist der Mensch und am Leben der Menschen dran sein. Wenn Kirche nicht am Leben der Menschen dran ist, ist sie nicht im Sinne von Jesus unterwegs“, erklärt Endres seine Sicht einer kirchlichen Zielvorgabe, die er sich zum Maßstab für seine pastorale Tätigkeit gemacht hat.
Aber wie kam es, dass Endres Theologie studierte und Priester wurde? Aufgewachsen ist er in einer katholischen Familie. „Schon als Kind habe ich Pfarrer gespielt, das hat mich sehr früh erreicht.“ Er kann sich an einen Gottesdienstbesuch mit dem Vater erinnern, in dem Gott sein Innerstes anrührte, doch dann starb der Vater plötzlich, als Manfred Endres gerade 13 Jahre alt war. „Das hat mich noch mehr suchen lassen, nach dem Sinnhaften im Leben.“ Doch der Weg führte ihn nicht zielgerichtet in die Theologie, sondern er wurde zunächst Diplom-Verwaltungswirt, parallel strebte er das ständige Diakonat an, das keine Vorstufe zum Priesteramt darstellt, sondern neben einem Zivilberuf ausgeübt werden kann. Doch dann studierte er doch Philosophie und Theologie und wurde Priester. Die Frage nach seiner Auffassung, was einen guten Pfarrer ausmache, beantwortete Endres mit drei Eckpunkten: Glaube, Kompetenz und Menschlichkeit. „Das Wichtigste ist der persönliche Glaube, der mir geschenkt wurde, und meine Erfahrungen mit Gott, das ist die Grundlage.“ Man brauche als Priester auch ein Fundament an theologischem Wissen, um nicht sich selbst zum Maßstab zu machen. „Im Grunde zeigt sich ein guter Priester daran, dass er auch ein guter Vater und Ehemann wäre.“ Ein Priester sei kein Sonderling, sondern ein Mensch mit Stärken und Schwächen. Nun hat ein Pfarrer nicht nur liturgische und seelsorgerische Aufgaben, sondern muss in einer Gemeinde quasi Fachmann und Ansprechpartner für alles sein, ein Manager im Priesterrock, der sich mit baulichen Tätigkeiten genauso auskennt wie mit Verwaltungsfragen. Der Aufgabenkatalog ist enorm und überall ist Fachwissen gefragt. „Man muss delegieren können“, erklärt Endres. „Es gibt in der Gemeinde Menschen, die vieles viel besser können als ich, ihnen das Einbringen ihrer Fähigkeiten zu ermöglichen, entlastet. Es muss nicht alles der Pfarrer machen. Dankbar bin ich für unser gutes Hauptamtlichen-Team. Ohne sie könnte ich meinen Dienst nicht machen. Vor allem Michaela Mock steht ihm zur Seite und hält ihm den Rücken frei. Pfarrhaus und Garten lässt sie zu einer Oase seines beruflichen Alltags werden.
In all dem Trubel müsse Zeit für das eigene geistliche Leben bleiben. Pfarrer Endres ist Frühaufsteher, er nutzt die Morgenstunden zum Gebet und zum Gespräch mit Gott, aber auch geistliche Begleitung sei wichtig, um zu reflektieren und sich immer wieder auf Gott auszurichten. Den Weg, Priester zu werden, würde Endres wieder gehen, wenn er noch einmal vor der Entscheidung stünde. „Kirche ist etwas Wunderschönes. Diese Schönheit entdeckt man nur von innen.“ Das Priesterjubiläum wird Endres nicht mit einem großen Fest begehen. „Jeder Gottesdienst ist für mich ein Festgottesdienst, den ich mit der Gemeinde feiere.“ Dennoch ist 2013 ein Festjahr für ihn und das soll in jedem Gottesdienst zum Ausdruck kommen. 25 Jahre im Priesteramt, da ist nicht alles so gelaufen, wie es anfangs erwartet wurde. „Ich wollte Hirte sein, zu allen Menschen Bezug haben, sie von der Wiege bis zum Tod begleiten, das war vielleicht naiv. Wirklich Zeit für die Menschen zu haben, wird immer schwieriger.“
Aber es gab auch beeindruckende Erlebnisse, unter anderem eine Begegnung mit Papst Johannes Paul II. kurz nach der Weihe, als Endres im verknitterten Anzug zur Privataudienz ging. „Er hat mir in die Augen geschaut, meine Falten gesehen und gesagt: Spät, aber noch nicht zu spät.“ Endres wünscht sich auch Veränderung und Entwicklung in der Kirche. Er sieht die Notwendigkeit einer neuen Offenheit der Kirche für suchende Menschen, auch für Menschen, die keine „katholische Idealbiografie“ haben. Ökumene und Neuevangelisierung sind ihm ein Anliegen. Außerdem wünscht er sich eine neue Sprache in der Verkündigung, in der sich die Menschen mit ihrem Leben wiederfinden. Die persönliche Beziehung der Menschen zu Jesus ist für Pfarrer Endres Weg und Ziel allen pastoralen Bemühens.
Zur Person: Manfred Endres
Manfred Endres (56) ist Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft „Am Kreuzberg,
Bischofsheim an der Rhön“. Endres wurde 1956 in Aschaffenburg geboren
und wuchs in Rothenbuch und Grettstadt auf. Er war zunächst Verwaltungsangestellter, ehe er Theologie und Philosophie in Lantershofen studierte. Nach der Priesterweihe am 20. Februar 1988 in Münsterschwarzach wirkte er als Kaplan in Miltenberg und Alzenau, ehe er ab 1990 zunächst als hauptamtlicher Pfarrverweser, ab 1991 als Pfarrer für Jesserndorf und Unterpreppach tätig war. 1998 wurde Endres auch Schulbeauftragter für das Dekanat Ebern. 1998 wechselte Endres als Pfarrer nach Bischofsheim und wurde zusätzlich Kuratus von Oberweißenbrunn. 1999 übernahm er zudem die Aufgabe des Beauftragten für die Notfallseelsorge für die Dekanate Bad Neustadt und Rhön-Grabfeld. Auch war er zeitweise Pfarradministrator für Langenleiten und Kuratus in Waldberg. 2008 übernahm Endres zusätzlich das Amt des Pfarrers von Unterweißenbrunn und Wegfurt sowie des Kuratus von Schönau. Zum 14. September 2009 wurde die Pfarreiengemeinschaft „Am Kreuzberg, Bischofsheim/Rhön“ errichtet, zu der die Pfarreien Bischofsheim/Rhön mit Haselbach, Unterweißenbrunn und Wegfurt sowie die Kuratien Oberweißenbrunn mit Filiale Frankenheim und Schönau an der Brend gehören. 2010 wurde Endres Mitglied des Priesterrats. Außerdem übernahm er die Notfallseelsorge für die Dekanate Bad Neustadt und Rhön-Grabfeld sowie die Aufgabe des Dekanatsbeauftragten für Ökumene, interreligiösen Dialog und Weltanschauungsfragen.