Bad Königshofen (reg) Sind die Worte eines Skeptikers aus dem Alten Testament Anlass in Depressionen zu verfallen oder ein Grund, sich als winziger Bestandteil in einem riesigen Kosmos geborgen zu fühlen? Dieser Frage ging Pfarrer Werner Küfner unter anderem nach, als er am Montag mit der Betrachtung der ersten elf Verse des Qohelet (Prediger) die Bibelwoche der evangelischen Christen im Gemeindehaus Bad Königshofen eröffnete.
Dem weisen Salomon werden die Lebensweisheiten zugesprochen, die in diesem Jahr als Betrachtungstexte der Bibelwoche zugrunde liegen, aber es war wahrscheinlich ein anderer Leiter einer religiösen Versammlung, eben ein Qohelet, informierte Pfarrer Küfner. Die Entstehungszeit lässt sich durch das späte Hebräisch und die zugrunde liegenden Einflüsse der griechischen Philosophie, die rund 500 vor Christus "modern" wurde, eingrenzen. Als Entstehungsort komme eigentlich nur das weltoffene Alexandrien mit der größten Auslandsgemeinde der Juden in Frage, meinte Küfner, andere Fachleute denken auch an Jerusalem. Auf den ersten Blick zeigt "Der Prediger" keinen planvollen Aufbau in seiner literarischen Struktur, die Aussagen widersprechen sich sogar im Verlauf des Textes. "Der Aufbau entspricht nicht der abendländischen Logik", so Küfner, es gebe aber einen vom Inhalt her begründeten Aufbau. Wie wichtig der zum Nachdenken anregende Text in der damaligen Zeit war, wird durch die Aufnahme in das Alte Testament belegt, das insgesamt der Bibel der Juden entspricht.
Wie schwer es ist, das Hebräische ins Deutsche zu übersetzen und dabei nichts zu verfälschen, machten einige Beispiele deutlich. Schon die Überschrift, die Luther mit "Es ist alles ganz eitel" und die Bibel - Einheitsausgabe mit "Windhauch" übersetzt hat, zeigt die Bemühungen der Übersetzer, den Sinn mit den verfügbaren Wörtern fassbar zu machen.
Die Vergänglichkeit des Menschen im Gegensatz zur Beständigkeit der Erde beschreibt der Qohelet und fragt gleich zu Beginn provozierend, was eigentlich an Gewinn übrig bleibe von den vielen Mühen, die der Mensch auf sich nimmt. "Was bringt mir das?" würde die Jugend heute fragen. Eine Generation löst die nächste ab aber die Erde bleibt, während die anderen Elemente, die Sonne (Feuer), der Wind (Luft), die Bäche (Wasser) unermüdlich tätig sind.
Der Verfasser hatte damit keineswegs im Sinn, die Menschen von der Sinnlosigkeit des Daseins zu überzeugen, er will ihnen vielmehr ihren Standort innerhalb des schönen Kosmos und die Unendlichkeit des Seins verdeutlichen. Während der auf Dynamik und Fortschritt gepolte moderne Mensch den Tod aus den Gedanken verbannt, sieht der Verfasser die Phänomene der Natur wie Sonnenuntergang und Sonnenaufgang als Sinnbild für das Leben der Menschen in vielen Generationen.
Die zentrale Aussage des Predigers "Es gibt nichts Neues unter der Sonne" weise auf das Phänomen der Analogie hin, so Küfner. Gefühle wie Ärger über etwas Misslungenes, die Freude über eine gute Mahlzeit oder einen Erfolg seien in der Steinzeit genau so empfunden worden wie heute. Nur die Äußerlichkeiten verändern sich. Die Menschen und auch die Erinnerung an sie sind vergänglich, daran erinnert das erste Kapitel des Qohelet. Geburt, Leben und Tod bleiben immer gleich, ob die Zeiten als gut oder schlecht empfunden werden, ist Ansichtssache.
Stichwort
Bibelwoche
Mit den weiteren Kapiteln des Pre-
digers, die von Pfarrern und einer
Pfarrerin aus dem Umkreis vorge-
stellt werden, wird die Bibelwoche
bis Freitag fortgesetzt, die ge-
nauen Termine wurden mehrmals
veröffentlicht.