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HERBSTADT: Skapulierfest wird seit 330 Jahren gefeiert

HERBSTADT

Skapulierfest wird seit 330 Jahren gefeiert

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    Der Schutz der Gottesmutter. Die Skapuliermadonna steht in Herbstadt vor der Kirche am sogenannten Lindenhügel. Beim näheren Hinsehen erkennt man einen Stern und an einem weiteren Band, das Maria in der Hand hält, das Marianische Zeichen.
    Der Schutz der Gottesmutter. Die Skapuliermadonna steht in Herbstadt vor der Kirche am sogenannten Lindenhügel. Beim näheren Hinsehen erkennt man einen Stern und an einem weiteren Band, das Maria in der Hand hält, das Marianische Zeichen. Foto: Foto: Hanns Friedrich

    Ein seltenes Kirchenfest feierte die Pfarrei Herbstadt am Samstag und Sonntag: das sogenannte Skapulierfest. Genau 330 Jahre sind es her, dass die Pfarrei Herbstadt die Erlaubnis erhielt, das Skapulierfest einzuführen. Nach einer Anfrage im Jahr 1682 wurde die Skapulierbruderschaft Herbstadt ein Jahr später offiziell genehmigt. Dazu gab es allerdings einige Auflagen: So ist in der Chronik von Herbstadt, die Kreisheimat- und Archivpfleger Reinhold Albert verfasst hat, nachzulesen, dass unter anderem gefordert wurde, „eine gute Kinderlehr zu halten“.

    Zu den Richtlinien der Skapulierbruderschaft gehört es, dass die Mitglieder das Skapulier (ein Schultertuch) anziehen. Für die Lebenden wird an den Festtagen der Jungfrau Maria eine Messe gefeiert. Am darauf folgenden Montag wird bei einem Requiem der Verstorbenen gedacht. Auflage war weiterhin, dass eine Statue der seligen Jungfrau nach karmelitischem Vorbild errichtet und bei Prozessionen mitgetragen wird, „so wie es bei den Karmeliten in Neustadt an der Saale der Fall ist“.

    Die Unterlagen des verstorbenen Robert Ebner, der aus Ottelmannshausen stammte, besagen auch, dass das Skapulierfest in Herbstadt acht Tage nach dem Fest von Neustadt an der Saale begangenen wird. Schon vor der offiziellen Errichtung der Bruderschaft gab es in Herbstadt Gemeindemitglieder, die der Bruderschaft angehörten. 53 gab es insgesamt im Grabfeld, 31 davon stammen aus Herbstadt. Nach der offiziellen Bestätigung der Bruderschaft stieg die Zahl auf 120 Männer und Frauen an, 1875 waren es gar 178.

    Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, unter Pfarrer Franz Wabler, kamen dann vor allem Schülerinnen und Schüler dazu. Pfarrer Longin Möhler nahm 1962 elf Schülerinnen und Schüler auf. Nach 1969, so schreibt Robert Ebner, finden sich keine Einträge mehr. Die Bruderschaft ist insgesamt ins Abseits geraten.

    Das Skapulierfest, ist eine umgangssprachliche Bezeichnung für den Gedenktag Unserer Lieben Frau auf dem Berge Karmel am 16. Juli. Die Bezeichnung Skapulierfest leitet sich vom Bestandteil des Ordenshabits Skapulier ab. Das Fest ist erstmals 1386 in englischen Karmelitenklöstern als Eigenfest des Ordens am 17. Juli bezeugt. Die Gottesmutter war nicht nur Vorbild, sondern auch Schutzpatronin der Karmeliten, weshalb schon recht früh das Bedürfnis aufkam, ein eigenes Fest zu feiern. Dieses wird seit dem 15. Jahrhundert als Gedenktag Unserer Lieben Frau auf dem Berge Karmel am 16. Juli begangen; 1595 wurde es von der vatikanischen Ritenkongregation auch außerhalb des Ordens ermöglicht, 1726 von Papst Benedikt XIII. für die ganze katholische Kirche eingeführt.

    Besondere Bedeutung bekam das Fest durch die Verbindung mit dem kleinen Skapulier. In einer Vision erschien dem Heiligen Simon Stock, dem Generaloberen der Karmeliten, die Gottesmutter Maria mit einem Skapulier in der Hand und dem Versprechen, dass jeder, der es trägt, unter ihrem besonderen Schutz stehe; auch Angehörige anderer Orden baten dann, ein solches Skapulier tragen zu dürfen. Professor Dr. Wolfgang Weiß, seit 1999 Professor für Fränkische Kirchengeschichte und Kirchengeschichte der neuesten Zeit an der Universität Würzburg, hat sich ebenfalls mit dem Skapulierfest befasst. Er verweist darauf, dass das Skapulier als Schulterkleid und Merkmal der Ordensleute im 13. Jahrhundert eine lange Tradition hat.

    Ihren Durchbruch erlebten die Skapulierbruderschaften nach dem Konzil von Trient. Das 17. und 18. Jahrhundert bezeichnet der Professor „als Hochzeit der Skapulierbruderschaften in unserem Raum“. Nach dem Niedergang des alten Glaubens in der Krise der Reformationszeit war es wichtig, alle Gläubigen für die Sache des katholischen Glaubens zu gewinnen. Die Kirche konnte nur bestehen, wenn alle, auch die Laien, ein lebendiges Zeugnis ablegten. Allein in Süddeutschland entstanden in dieser Zeit 91 Skapulierbruderschaften. In Würzburg bestätigte Fürstbischof Philipp Adolf von Ehrenberg 1626 erstmals eine Skapulierbruderschaft. Bei den Karmeliten in Neustadt an der Saale erfolgte die Gründung um 1650. 1652 entstand in Zellingen eine Skapulierbruderschaft, um diese Zeit auch in Hofheim, Fladungen, Urspringen und Herbstadt. Die Feier des Skapulierfestes hat somit in Würzburg, wie auch in Herbstadt bis heute ihren festen Platz.

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