„Wir wollten einfach noch einmal ausloten, ob es ein Interesse am Haus Thüringen gibt, um dort wieder einen gastronomischen Betrieb zu führen“, hatte der VG-Chef auf Anfrage der Main-Post die Ausgangslage erklärt. Die Absicht der Stadt war kurz gesagt die: Einen Pächter zu finden, der sich nicht scheut, die Investitionen für die Wiederinbetriebnahme des Haus Thüringen samt Ausstattung aus eigener Tasche zu bezahlen. Also eine Summe vorstreckt, die im fünf- bis sechsstelligen Eurobereich liegen könnte. Die freilich, so macht Schmitt deutlich, im Gegenzug mit der Pacht verrechnet werden sollte.
Im Vorfeld hatte die Stadt bereits mit einem potenziellen Interessenten verhandelt. Doch hatten sich beide Parteien nach den Worten Schmitts nicht über die Vertragsbedingungen und die Pacht-Konditionen einigen können. Deshalb hatte sich der Stadtrat dafür ausgesprochen, per Annonce das Interesse möglicher Pächter für das Haus Thüringen zu wecken. Ob jener besagte Pachtinteressent nun noch bei der Stange ist? Eine gute Frage, auf die VG-Chef Schmitt derzeit auch keine Antwort hat.
„Im Moment hängen wir in den eigenen Fußfesseln“, beschreibt Peter Schmitt die gegenwärtige Situation. So steht die Zukunft des Hauses als Begegnungsstätte weiter in den Sternen. Offen ist auch nach wie vor die Option, das Soldatenheim im Falle eines Kaufinteresses zu veräußern. Diese Alternative stößt im Stadtrat, der „jetzt wieder am Zug ist“, bislang nicht auf Gegenliebe.
Mit dem Ende der Hainberg-Kaserne im September 2006 hatte auch das Soldatenheim Haus Thüringen seine Eingangstür geschlossen. Vergeblich hatte in der Folgezeit der ehemalige Eigentümer, die Katholische Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung (KAS), versucht das Gebäude an den Mann zu bringen. 700 Unternehmen waren kontaktiert worden, um eine optimale Nachnutzung zu finden. Alle Versuche waren gescheitert, nichts hat geklappt!
Seit dem 1. Juli ist die Stadt Mellrichstadt Hausherr des ehemaligen Soldatenheims. Für 15 000 Euro, sprichwörtlich für „nen Appel und ein Ei“, wurde das Objekt, das an exponierter Stelle am südlichen Stadteingang liegt, Eigentum der Stadt. „Da das Haus jetzt unter unseren Fittichen ist, bestimmen wir darüber, was geschieht“, hatte Bürgermeister Eberhard Streit noch bei der Schlüsselübergabe gesagt.
So hat die Stadt zwar jetzt „die Hand drauf“, aber mit dem Soldatenheim Haus Thüringen auch „einen Klotz am Bein“. Jedenfalls solange, bis sich bei der Frage der Nachfolgenutzung eine Lösung anbietet. Die Zeit, Ideen dafür wachsen zu lassen, verstreicht immer mehr, schließlich steht das Gebäude seit mehr als zwei Jahren leer. Und ohne Nutzung verliert auch der Substanzwert des Gesamtobjekts, der beim Eigentümerwechsel auf knapp 1,5 Millionen Euro beziffert worden war, immer mehr.
Das Haus Thüringen als Ladenhüter? Damit kann der Stadt nun wirklich nicht gedient sein. Doch macht die klamme Haushaltslage der Stadt die Suche nach einer Lösung auch nicht einfacher. So muss wohl die Idee, dass aus dem Haus Thüringen wieder ein Kommunikationstreff für Stadt und Umland wird, zunächst in die Kategorie Wunschdenken eingeordnet werden.
Im Blickpunkt
Soldatenheim Haus Thüringen Neben den Gasträumen gehören ein Veranstaltungssaal für etwa 200 Personen, eine Kegelbahn und ein weitläufiger Außenbereich zum Gesamtareal, das mehr als einen Hektar Fläche umfasst.