Nur zähneknirschend stimmte der Stadtrat von Bad Königshofen vor etwas mehr als einem Jahr zwei Bauanträgen von Hugo Reinhard auf Einrichtung von zwei Spielotheken in seinem Wohn- und Geschäftshaus in der Andresstraße zu. Fast alle Stadträte waren damals der Meinung, dass drei Spielhallen mit Geldspielautomaten in der Bad Königshöfer Innenstadt schon mehr als genug sind. Als besonders ärgerlich wurde die Tatsache kritisiert, dass eine Kommune nicht selbst über die Eröffnung von Spielotheken bestimmen darf, solange diese eine bestimmte Größe nicht überschreiten.
In wenigen Wochen ist es nun soweit: Die zwei damals genehmigten Spielotheken, die derzeit unter Beteiligung von Firmen auch aus Bad Königshofen und Umgebung eingerichtet werden, sollen Anfang August eröffnet werden. Die Erschließung erfolgt wie von der Aufsichtsbehörde verlangt über zwei separate Zugänge im Gebäude, die beiden Spielhalle sind also nicht direkt miteinander verbunden.
Betreiben wird die Spielhallen der türkischstämmige Geschäftsmann Servet Büyükleyla aus Aalen in Baden-Württemberg, der sein Geld seit über 20 Jahren mit dem Export von Autos nach Spanien verdient, wie er bei einem Baustellenbesuch am Dienstag dieser Zeitung erzählt. Das Casino-Geschäft ist für ihn Neuland. „Die Spielhallen in Bad Königshofen sind die ersten, die ich eröffne“, so der 47-Jährige, der um die Konkurrenzsituation in der Badestadt weiß. Beeindrucken lässt er sich davon nicht. „Ich bin schließlich Geschäftsmann und Konkurrenz belebt das Geschäft.“ Mit seinen Spielotheken werde er sich von den anderen Spielhallen-Betreibern durch das gestalterische Konzept und neue Angebote absetzen. „Es werden sicher die schönsten Spielsalons in der ganzen Umgebung sein“, meint Servet Büyükleyla selbstbewusst. „Bei mir sollen sich die Gäste schließlich wohlfühlen.“
Dass Spielotheken mit Geldspielautomaten wegen ihres Suchtpotenzials seit langem in der Kritik stehen, selbst wenn sie noch so schön sein sollten, will der Aalener nicht in Abrede stellen. „Beim Spielen ist es doch wie bei vielen anderen Dingen auch: Alles, was man übertreibt ist schlecht“, meint er. Spielotheken deshalb generell in Frage zu stellen, halte er für falsch. „Der Mensch spielt doch, seit er auf dieser Welt ist.“
Rund 80 000 Euro steckt Büyükleyla nach seinen Angaben in die Einrichtung der Spielotheken, die die Namen „City-Casino“ und „Ca777Sino“ tragen werden. Sieben bis acht Mitarbeiter werde er einstellen, das sei doch auch gut für die Stadt. „Die Kommune wird außerdem von zusätzlichen Gewerbesteuereinnahmen profitieren“, so der Aalener, der sich vor der offiziellen Eröffnung im August nicht fotografieren lassen möchte. Dafür hat er sich schon über die Öffnungszeiten seiner Casinos Gedanken gemacht: „Wir werden ausschöpfen, was zulässig ist.“ Nach aktueller Gesetzeslage sind das 23 Stunden am Tag.
Spielsucht in Deutschland
Rund 100 000 Menschen sind in Deutschland nach zwei Erhebungen von Spielsucht betroffen, davon mehr Männer als Frauen. Die Folgen sind nicht selten gravierend: Neben familiären und beruflichen Problemen sind es oft schwerwiegende finanzielle Konsequenzen, die Spielsüchtige tragen müssen, indem sie sich zum Beispiel hoffnungslos verschulden und Privatinsolvenz anmelden müssen. Spielotheken mit Geldspielgeräten dürfen nur von Erwachsenen besucht werden. Spieldauer und Höchsteinsatz an Geldspielautomaten sind in Deutschland gesetzlich geregelt. Zuständig für die Einhaltung technischer Vorschriften ist die Physikalisch-Technische Bundesanstalt.