Die Landwirtschaft in Rhön-Grabfeld ist frei von Gentechnikanbau; und soll es auch bleiben. Dies hat der Kreistag beschlossen. Mit diesem Votum bewirbt sich Rhön-Grabfeld um das Gütesiegel „Gentechnikanbaufreier Landkreis“ beim Umweltministerium.
Derzeit gibt es keine Bestrebungen, gentechnisch veränderte Pflanzen im Kreis anzubauen. Vielmehr bekennen sich die Kreisräte dazu, dass landkreiseigene Flächen gentechnikanbaufrei bewirtschaftet werden. Darüber hinaus will man eine kleinteilige und strukturreiche Landwirtschaft ohne Gentechnik in Rhön-Grabfeld erhalten und Landwirte ermutigen, freiwillig auf den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen zu verzichten.
Vertreter des Bund Naturschutz (BN), von dem die Initiative für den Beschluss ausging, bezeichneten den Kreistags-Entschluss als Verpflichtung, weiterhin für einen bewussten Umgang mit Lebensmitteln zu werben. BN-Kreisvorsitzender Karl-Heinz Claaßen und Neustadts SPD-Stadträtin Franziska Burmester haben die Verbraucher im Blick: der Kunde bestimmt über sein Kaufverhalten, was und wie produziert wird. Wenn Gentechnik-Produkte nicht nachgefragt werden, werden sie auch nicht produziert, so ihre These.
In Umfragen spricht sich die Masse der Konsumenten zwar für Lebensmittel aus regionalem und ökologischem Anbau aus, im Supermarkt aber greift er – weil billiger – zur Massenware. 80 Prozent aller gentechnisch veränderten Pflanzen landen im Tierfutter. Nach Angaben des Futtermittelspezialisten Josef Feilmeier belaufen sich die Mehrkosten für die Fütterung ohne Gentechnik bei der Legehennenhaltung auf 50 Cent pro Huhn und Jahr, bei Milch auf 5,20 Euro pro Kuh und Jahr, und bei Schweinefleisch auf zwei bis vier Euro pro Schwein. Wie brutal der Preiskampf ist, weiß man auch beim Bayerischen Bauernverband, der die Initiative des Landkreises unterstützt. Claaßen hatte bei BBV-Obmann Mathias Klöffel recherchiert, dass ein Landwirt zwei Cent mehr für das Kilo Fleisch verlangen müsste, wenn er seine Schweine ausschließlich mit gentechnikfreiem Futter füttert. Diese zwei Cent seien auf dem Markt nicht durchsetzbar.
Franziska Burmester hat grundsätzliche Bedenken beim Einsatz von Gentechnik in der Lebensmittelproduktion: Es sei überhaupt noch nicht abschätzbar, welche Folgen die Erbgutveränderungen an Pflanzen für die Natur und die Menschen haben. „Wir sind unfreiwillig Teil eines Großversuchs“, so ihr Vorwurf an die weltweit tätigen Agrochemiekonzerne, die Forschung, Entwicklung und Vermarktung transgener Pflanzen vorantreiben, weil sie auf riesige Gewinne hoffen.
Siegfried Reder, Biobauer aus Kleineibstadt, sieht das Votum des Kreistags als Stoppschild für Unternehmen, die sich in Sachen Gentechnik in Rhön-Grabfeld engagieren möchten, aber auch als Auftrag, sich der Thematik zu stellen. Dass er als Biobauer gegen Gentechnik ist, versteht sich von selbst. Biobauern und Landwirte, die konventionell anbauen, ziehen in dieser Angelegenheit an einem Strang, schließlich gehe es um den Erhalt der bäuerlichen Landwirtschaft in Rhön-Grabfeld. Zwei Grundvoraussetzungen sind für ihn unumstößlich: „Wenn wir transparent bleiben wollen, müssen wir regional bleiben“. Und: „Es gibt keine Koexistenz von gentechnisch veränderten und konventionell angebauten Pflanzen“.
Agrogentechnik
Grüne Gentechnik oder Agrogentechnik ist die Anwendung gentechnischer Verfahren bei der Pflanzenzüchtung. Deren Ergebnisse werden transgene Pflanzen oder gentechnisch veränderte Pflanzen genannt. Insbesondere bezeichnet der Begriff Verfahren zur Herstellung von pflanzlichen gentechnisch veränderten Organismen, in deren Erbgut gezielt einzelne Gene eingeschleust werden. Die Grüne Gentechnik unterscheidet sich von der herkömmlichen Züchtung, indem sie einzelne Gene gezielt transferieren und dabei Artgrenzen sowie andere Kreuzungshindernisse (wie etwa Unfruchtbarkeit) leichter überschreiten kann und aufgrund der speziellen mikrobiologischen Technik nur in speziell ausgerüsteten Laboratorien möglich ist. Die herkömmliche Pflanzenzüchtung hingegen nutzt meist spontane oder induzierte Mutationen, deren Ausprägung weniger gezielt in der Zelle, sondern durch äußere Einflüsse hervorgerufen werden. In beiden Fällen ist vor weiterer Züchtung eine selektive Sichtung der Mutationen erforderlich. Derzeit werden als gentechnisch veränderte Pflanzen insbesondere herbizid- und insektenresistente Pflanzensorten vermarktet. Bislang wurde das bei Mais, Soja, Raps und Baumwolle gemacht. Die genauen Folgen, die derartige Erbgutveränderungen für die Natur und für den Menschen haben, sind nicht hinreichend untersucht. Quelle: Wikipedia und BN