Als Gewand dient heuer ein ausrangierter Arbeitsanzug, den Gerlinde Kleinheinz, Regina Rockenzahn und Carla Fleischhauer bei der Vorbereitung in einer Kilianshöfer Scheune prall mit Stroh füllen. Klar, dass die Kinder dabei mithelfen dürfen. Für den Kopf wird Stroh in eine Strumpfhose gestopft. Wenn die oben zugeschnürt ist, binden die Frauen um das Haupt ein Kopftuch und um den Körper über den Blaumann eine Schürze. Schließlich bekommt die Puppe noch einen alten Besen in die Hand.
Wenn die Männer das Holz für den Scheiterhaufen aus dem Wald geholt und aufgeschichtet haben, wird die Puppe an einem langen Stab über dem Holzstoß befestigt.
Das Verbrennen der Strohpuppe geht vermutlich auf einen alten germanischen Brauch zurück. Die Figur stellt die bösen Geister, die die Ernte gefährden, dar. Durch das Feuer sollen diese schädlichen Gesellen symbolisch von den Feldern vertrieben und ferngehalten werden.
Die Kilianshöfer legen großen Wert darauf, dass ihr Feuer nicht Sonnwend- sondern Johannisfeuer genannt wird. Nach alter Auffassung und im germanischen Volksbrauch fällt die Sonnenwende auf den 24. Juni. Die Sommersonnenwende wurde von den Germanen und ihren Nachbarvölkern vor allem mit Feuern festlich begangen. Nach erfolglosem Kampf dagegen legte die Kirche das Fest des Täufers auf diesen Tag, weil Johannes die "Leuchte der Menschheit" war und sein Geburtstag ein halbes Jahr vor dem seines Herrn gewesen sein soll.
Kreisheimatpfleger Reinhold Albert (Sternberg) hat über die Riten rund um Sommersonnenwende und den Johannestag viele Informationen aus alten Überlieferungen zusammengetragen. Demnach liegen viele Ursprünge des Brauchtums zum Johannestag in vorchristlicher Zeit und stehen im Zusammenhang mit der Sommersonnenwende. Der Johannestag bildete einst neben sieben anderen Festtagen einen wichtigen Fixpunkt im Jahreskreis. Nicht zwölf Monate, sondern acht Abschnitte teilten damals das Jahr ein.
Wie Eduard Göb 1998 in der "Rhönwacht" schreibt, wurden früher an dem Tag, an dem die Sonne den Zenit des Jahres durchschritt, Feuer auf den Bergen entzündet. In einigen Gegenden rollte man Feuerräder oder Feuerfässer zu Tal, um den sinkenden Sonnenstand und die kürzer werdenden Tage zu symbolisieren. Junge Leute - meiste Paare - sprangen durch das niederbrennende Feuer. Sie hielten sich dabei an den Händen und glaubten, je länger sie sich hielten, umso fester würde ihre Ehe Bestand haben. Auch gegen die Widrigkeiten des kommenden Herbstes und Winters sollte dieser Sprung schützen. Wer zu kurz sprang und sich versengte, dem drohte Unglück. Aus diesem Grund wurde das Vieh unter priesterliche Segnungen durch den Rauch getrieben.
In christlicher Zeit wurde aus dem Sommer-Sonnenwendfest das Johannesfest am 24. Juni. Im Mittelalter und später noch in Amerika feierte man die Sommer-Weihnacht. Am Johannesfeuer wird daher vielerorts des Täufers gedacht. Bei Gesang und fröhlichem Spiel versammeln sich die Gemeinde oder Gruppen um das Feuer. In der Nacht zum 24. Juni badete man früher in Flüssen und Teichen und erhoffte sich dadurch einen besonderen Schutz. Manche Leute verbrachten fast die ganze Johannesnacht im Wasser. Es war zu Johanni auch Sitte, die Brunnen zu reinigen und zu schmücken.