Kennengelernt haben sich Heidi Zink, Gerhard Zink und Richard Kurländer im Lokal „Fraunhofer“, einem der „ältesten und schönsten Wirtshäuser Münchens“, wie das Trio versichert. 1978 schlossen sich die Musiker zu einer festen Formation zusammen. Die Gaststätte stand Pate bei der Namensgebung und die „Fraunhofer Saitenmusik“ war geboren. Seitdem sind mehr als 30 Jahre vergangen und die Gruppe hat inzwischen mit allen Vorurteilen über die oft belächelte Stubenmusik gründlich aufgeräumt. Nun gastierte das Ensemble erstmals in der Rhön.
Schon zu Beginn gewähren die Künstler einen Einblick in ihr Können. Zu viert streichen, zupfen und schlagen sie die Saiten. Kraftvoll tragen sie eine Schweizer Weise vor. Im Verlauf des zweistündigen Konzerts zeigen die Berufsmusiker, dass Stubenmusik nicht nur traditionell alpenländisch, sondern ebenso europäisch und weltoffen sein kann.
Scheinbar in die Musik versunken und hoch konzentriert bringt das Ensemble die einstudierten Stücke zur Aufführung und nimmt das Publikum mit auf eine musikalische Europareise. Bisweilen ergeben die eigenen Arrangements ein gänzlich neues Klangbild. Auf ein schwedisches Wiegenlied lassen die Musiker beispielsweise ein Trinklied aus Frankreich folgen. Der Kontrast zwischen dem ruhigen und getragenen, fast melancholischen Schlaflied aus dem 17. Jahrhundert und der heiter-beschwingten Hymne an die Geselligkeit ist ein Lehrstück über Dynamik und Expressivität. Überhaupt scheint die Gruppe Gefallen gefunden zu haben an skandinavischer Musik.
Das Ensemble trägt indes auch zur kulturellen Völkerverständigung bei. Ein Werk des dänischen Komponisten Harald Haugaard, ein Freund der Gruppe, erweiterte Richard Kurländer zum „dänisch-bayerischen Menuett“. Eine Europareise verdient allerdings den Namen nicht, wenn sie sich ausschließlich auf Skandinavien beschränkt. Auch Irland stand auf dem musikalischen Reiseprogramm.
Vier Melodien des bekannten irischen Komponisten Turlough O'Carolan reihten sich ein in eine Reihe musikalischer Besonderheiten aus ganz Europa. Darunter ein breit gefächertes Potpourri aus böhmischen Volksliedern, arrangierten Klavieretüden des deutschen Komponisten Friedrich Burgmüller, zahlreichen Schützenliedern oder schwedischer Tanzmusik. Mit einer Eigenkomposition auf dem Appenzeller Hackbrett gab Richard Kurländer kurz vor der Pause eine Kostprobe seines autodidaktisch erworbenen Könnens.
Mythische Klänge
Auch nach der Pause ging es erstklassig weiter. Mythisch wurde es beim „Drachenflug“. Vertraute Klänge waren dagegen schon eher die des Tiroler Ländlers. Eine gänzliche neue Epoche beschritt das Ensemble mit Johann Pachelbels Kanon, im Original für Orchester, den die Gruppe für sich arrangiert hatte. Nach der akzentuierten, schnellen und kraftvollen „Hexenpolka“ und dem im scharfen Kontrast dazu stehenden, melancholisch anmutenden Brautmarsch aus Norwegen endete das Konzert.
Das Publikum belohnte die hervorragende Darbietung mit stehenden Ovationen. Die Begeisterung bei den Zuhörern war so groß, dass die vier Musiker noch zweimal je drei Stücke zugaben. Die Aufführung war gelungen – die Rhöner Kultur- und Oldtimertage können in die nächste Runde gehen. An diesem Mittwoch präsentiert sich Kabarettistin Lizzy Aumüller um 20 Uhr im Gemeindesaal im „Divenrausch“ und am Freitag, 24. Juli, gastiert um 20 Uhr das Urgestein des bayerischen Kabaretts, Gerhard Polt, im Festzelt am Sportplatz.