Der 31. Juli 2014 wird als schwarzer Tag in die Geschichte der Gemeinde Sulzdorf eingehen: An diesem Donnerstag stellten die Sulzdorfer Möbelwerke mit ihren zuletzt rund 70 Beschäftigten die Produktion ein.
Die Schließung des unmittelbar westlich der B 279 gelegenen Unternehmens trifft nicht nur die vielen betroffenen Arbeitnehmer hart. Auch die Kommune verliert mit dem Couch- und Esstisch-Hersteller einen ihrer Hauptsteuerzahler. Groß ist die Sorge, dass viele der betroffenen, oft langjährigen Arbeitnehmer möglicherweise keinen Job mehr finden und die mehrere tausend Quadratmeter großen Betriebsflächen auf unabsehbare Zeit leer stehen (wir berichteten).
Dass es mit der Möbelbau-Branche in Sulzdorf nach ihrer Blütezeit in den 1970er und 1980er Jahren in jüngerer Vergangenheit so rapide abwärts ging, lag unter anderem an der Billigkonkurrenz aus dem Ausland. Dort sind die Produktionskosten bei weitem nicht so hoch wie in Deutschland. Zahlreiche Möbelhersteller in Deutschland mussten deshalb schon die Segel streichen, weitere werden wohl in den nächsten Jahren folgen. Schon in der ersten Erklärung des Insolvenzverwalters vom April dieses Jahres war das unmissverständlich formuliert: „In den vergangenen Jahren haben sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Möbelproduzenten in Deutschland wegen zunehmendem Kostendruck und einem geänderten Verbraucherverhalten sukzessive verschlechtert.“
Off zieht sehr gute Halbzeitbilanz
Es gibt aber auch Möbelbauer in Deutschland, die diesem Druck standhalten, indem sie sich spezialisieren. Ausgerechnet in Sulzdorf gibt es dafür nur einen Steinwurf von den insolventen Möbelwerken auf der anderen Seite der B 279 ein gutes Beispiel. Dort produziert seit der Interschmidt-Pleite der Systemmöbelhersteller Off Büromöbel, eine Tochter von Hund Büromöbel mit Sitz in Biberach, nicht nur Büromöbelsysteme, sondern bietet auch individuelle Inneneinrichtungslösungen für den Geschäftskundenbereich an. Eine hauseigene Manufaktur macht das möglich. Die Produktion startete im März 1992, in gut zweieinhalb Jahren können Geschäftsleitung und Mitarbeiter also ihr 25-jähriges Betriebsjubiläum feiern. „Wir hatten ein sehr gutes erstes Halbjahr und gehen zuversichtlich in die zweite Jahreshälfte“, deutet Walter Ortlauf von der Werbeleitung Hund Büromöbel an, dass auch das Jahr 2014 wieder sehr gut laufen wird für den Büromöbelhersteller. „Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2013 gab es in unserer Unternehmensgruppe sogar eine Steigerung von rund 20 Prozent.“
Im Off-Büromöbelwerk in Sulzdorf sind aktuell 65 Mitarbeiter beschäftigt. Die gesamte Unternehmensgruppe beschäftigt 153 Arbeitnehmer.
Drei Pleiten in 25 Jahren
Die Sulzdorfer Möbelbau-Tradition erlebte im Oktober 1990 ihren ersten Tiefpunkt. Die Firma Interschmidt meldete Konkurs an, etwa 100 Mitarbeiter verloren ihren Arbeitsplatz. Ein Jahr später übernahm die Firma Hund GmbH & Co. KG aus Wolfach im Schwarzwald den Betrieb. Der Betrieb existiert bis heute. Die Firma Grabfeld-Möbel Richard Schmidt meldete 2007, damals unter dem Namen Grabfeldmöbel GmbH & Co. KG und Wohnmöbel GmbH & Co. KG, mit rund 140 Mitarbeitern Insolvenz an. Die Gemeinde Sulzdorf verlor damit ihren Hauptsteuerzahler. 2008 wurde der Betrieb umgewandelt in die Sulzdorfer Möbelwerke, die mit 95 Mitarbeitern den Betrieb aufnahmen und nunmehr Insolvenz anmeldeten.