Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Rhön-Grabfeld
Icon Pfeil nach unten
Mellrichstadt
Icon Pfeil nach unten

MEININGEN: Szenen aus einem Berliner Haus im Jahr 1935

MEININGEN

Szenen aus einem Berliner Haus im Jahr 1935

    • |
    • |
    Maria Meier als Luise Glücksmann, Thea Rasche als Katharina (genannt „Katze“) und Julia Funk als Agnes Sander (von links) im Stück „Paulas Katze“ in den Meininger Kammerspielen.
    Maria Meier als Luise Glücksmann, Thea Rasche als Katharina (genannt „Katze“) und Julia Funk als Agnes Sander (von links) im Stück „Paulas Katze“ in den Meininger Kammerspielen. Foto: FOTO Foto-Ed

    Keine Frage: Die Spannung, die über der Geschichte liegt, bleibt in der Interpretation erhalten. Als Kulisse (Ausstattung: Ulrike Lenz) braucht es als Hintergrund nur ein überdimensioniertes, aufgeschlagenes Buch (auf das spielrelevante Foto- und Filmszenen projiziert werden) und ein paar wenige Requisiten.

    Es geht um das Mädchen Katharina, das bei der Großmutter im Hinterhaus aufwächst und ein vertrautes Verhältnis zu ihrer Tante, der Malerin Paula, pflegt. Liebevoll wird sie „Paulas Katze“ genannt. Es ist die Zeit, in der die Nürnberger Rassengesetze ihre erste Wirkung zeigen und Paula sich als „Halbjüdin“ abgestempelt sieht.

    Die Diskriminierung der jüdischen Bevölkerung wird von Tag zu Tag schlimmer. Katharina gerät in einen Gewissenskonflikt, als sich ein strammer, von Richard Wagner begeisterter Hitlerjunge aus dem Vorderhaus in sie verliebt, sie zur „nordischen Lichtgestalt“ stilisiert und jeden „nichtarischen“ Einfluss von ihr fernhalten will. Um diesen Grundkonflikt baut Waltraud Lewin ein kleines Universum von Familienangelegenheiten und Alltagsereignissen.

    Das genau ist das Problem, unter dem die Theaterbearbeitung leidet. Ulrike Lenz wird der Geschichte nur Herr, indem sie die komplexen Verhältnisse und Beziehungen in zahllose kleine Szenen zerstückelt. Die Dramatik bleibt zwar erhalten, verliert aber ihren natürlichen Fluss. Vieles wirkt in den kurzen Szenen so hervorgehoben, dass man das Konstruktionsprinzip hinter dem Spiel erkennt und man die Regieanweisungen mitzuhören glaubt. Vor allem, wenn es um den Ausdruck von Gefühlen jeder Art geht. Die kommen geballt daher und müssen in jeder Szene erneut aktiviert werden. Das ist mühsam und wirkt bemüht. Dennoch wird sichtbar, welche schauspielerische Potenzen in einigen der jungen Amateure schlummern.

    Thea Rasche ist da in der Hauptrolle der Katharina hervorzuheben und Max Eisenacher als völlig verblendeter Hitlerjunge. Auch Julia Funk beeindruckt in ihrer schnoddrigen berlinernden Art, mit der sie die Großmutter mimt.

    Die schwierigsten Rollen sind die der Paula und ihrer Stiefmutter Luise. Sie umfassen das ganze Repertoire an Wissen und Ahnen Erwachsener, an Opportunität und Strategien des Widerstehens, an Hoffnung und Verzweiflung – zu viel, selbst für junge Talente wie Adele Schlichter (Paula) und Maria Meier (Luise). Um diesen diffizilen Charakteren wirklich gerecht zu werden, bräuchte es eine geschlossene dramatische Form und ein Ensemble aus Profis und Amateuren.

    Trotz dieser Einschränkungen bleibt „Paulas Katze“ ein sehenswertes Stück, besonders für junge Menschen. Alle Achtung vor der Leistung des Ensembles des Meininger Theaterjugendclubs, auf und hinter der Bühne.

    Im Blickpunkt

    Theaterjugendclub spielt wieder Die nächste Vorstellung des Meininger Theaterjugendclubs – gezeigt wird das Stück „Creeps“ – findet am Dienstag, 17. Februar, um 18 Uhr in den Kammerspielen statt. Karten gibt es unter Tel. (0 36 93) 451 222 oder 451 137. www.das-meininger-theater.de

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden