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Wechterswinkel: Tag der offenen Kirche: Zeitreise in die Vergangenheit der Klosterkirche Wechterswinkel

Wechterswinkel

Tag der offenen Kirche: Zeitreise in die Vergangenheit der Klosterkirche Wechterswinkel

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    Dieses Relief an der Stirnwand des nördlichen Seitenschiffes wird gerne als der "Wächter im Winkel" (Wechterswinkel) gedeutet.
    Dieses Relief an der Stirnwand des nördlichen Seitenschiffes wird gerne als der "Wächter im Winkel" (Wechterswinkel) gedeutet. Foto: Klaus-Dieter Hahn

    In die Vergangenheit blicken konnte man am Wochenende in Wechterswinkel. In der Klosterkirche hatte man nach vielen Jahren die unter dem Fußboden verborgene Gruft für die Öffentlichkeit geöffnet. Im Rahmen des erstmals veranstalteten "Tages der offenen Kirche" nahmen nicht nur die Dorfbewohner die Gelegenheit wahr, gemeinsam mit dem Dorfchronisten Herbert Odenwald eine "Zeitreise durch die Kirchenjahre" zu unternehmen.

    Es ist schon ein eigenartiges Gefühl, wenn man am Rand der mit Trassierband und Absperrgitter gesicherten Gruft steht und einige Meter in die Tiefe blickt, wo die Gebeine der vermeintlichen Stifter der Kirche– von einer Sandschicht verdeckt – ruhen.

    Der Historiker Heinrich Wagner vermutet, dass es sich um die Grabstelle des Giso von Hiltenburg (Hillenberg) und seiner Ehefrau handelt. Bekräftigt wird die Vermutung durch die Lage der Gruft im hinteren Bereich der Kirche, der den Laien zugeordnet war. Der vordere Teil war nämlich für geistliche Personen bestimmt.

    Herbert Odenwal hat die beiden Steinkistengräber erst 1987 gefunden. Damals war im Zuge der Innenrestaurierung der alte Fliesenfußbodenbelag der Kirche aus dem Jahr 1811 entfernt und das Bodenniveau um 30 Zentimeter abgesenkt worden.

    Informationen über das Frauenkloster

    Über die Kirche, die den Heiligen Cosmas und Damian geweiht ist, aber auch über das frühere Frauenkloster wusste Herbert Odenwald viel Interessantes zu berichten. Die Vorgängerin der imposanten dreischiffigen spätromanischen Basilika, die ursprünglich sogar noch etwa 15 Meter größer und deren ursprüngliches Bodenniveau auch noch fast zwei Meter tiefer gelegen war, stand ursprünglich am Eingang zum äußeren Klosterhof.

    Die "Margarethenkirche" war mit einer Grundfläche von gerade einmal fünf auf zehn Metern sehr klein gewesen. Sie ist wahrscheinlich vom ersten Wechterswinkler Frauenkonvent (um 1140 gegründet) so lange genutzt worden, bis die "neue" Klosterkirche 1179 erstellt war. Zu den Mitbegründern gehörte wohl auch König Konrad III (1139-1152).

    Obwohl immer wieder Zweifel vorgebracht werden, ist Herbert Odenwald fest davon überzeugt, dass es sich in Wechterswinkel um ein Zisterzienserinnenkloster gehandelt hat, in dem in seiner Blütezeit bis zu 150 Nonnen gelebt haben. "Von hier aus ist auch eine regelrechte Bewegung mit Gründung weiterer Frauenklöster, wie in Ichtershausen bei Arnstadt, Hain im Landkreis Aschaffenburg oder auch St. Johanniszell ausgegangen."

    Die Fledermäuse durften nicht gestört werden

    Selbst alteingesessenen Dorfbewohnern war neu, dass unter dem Fußboden der Klosterkirche vom linken Seitenaltar bis zur neuen Propstei ein "Quellbach" fließt. Entgegen mancher Gerüchte stammen die Altäre in der Klosterkirche nicht aus dem Kloster Maria Bildhausen. Sie wurden im 17. Jahrhundert für die Klosterkirche angefertigt.

    Interessant war auch ein Blick in ehemalige Sakristei, in der die bunten Wand- und Deckenmalereien auffallen. "So bunt war auch mal das Innere der Kirche", erinnert sich Berthold Dellert und denkt dabei auch an die Zeiten, als früher zum Markustag oder an den Bitttagen Gläubige zu Hunderten aus den Nachbarorten nach Wechterswinkel gewall" waren.

    Leider konnte man an diesem Tag den Kirchturm nicht besteigen und die dortige große Fledermauskolonie nicht gemeinsam mit Hermann Leicht besichtigen. Da die Fledermäuse dort gerade ihren Nachwuchs hochziehen, wollte man sie nicht stören.

    Der Propst hatte ein feines Leben

    Dafür konnte man zusammen mit Klaus Dippel einen Abstecher in die Wechterswinkler Vergangenheit unternehmen. Er hat sich umfassend mit der Geschichte der ehemaligen Propstei befasst, die der Klosterkirche gegenüberliegt. Staunend konnten die Besucher dabei feststellen, wie imposant die damaligen Verwalter der Klosterbesitztümer – mit seinen Besitzungen in etwa 150 Ortschaften gehörte das Kloster zu den reichsten Klöstern des mittelalterlichen Bistums Würzburg – in dem eindrucksvollen zweigeschossigen Propsteigebäude residiert haben.

    Drei Tage lang hatte man in der früheren Propstei Kultur, Moderne und die Vergangenheit des Ortes miteinander verbunden. Eine Idee, die ein sehr positives Echo gefunden hat. 

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