„Wenn man ein ungutes Gefühl hat, soll man nicht springen“, sagt Patrick. Er muss es wissen, denn er gehört zu den Fallschirmspringern, die seit 1986 regelmäßig zum Flugplatzfest auf den Grasberg nach Mühlbach kommen. „Angst haben wir nicht“, ergänzt Ingo, „aber Respekt“. Und so ziehen sie ihre Rucksäcke an, in denen die Fallschirme verstaut sind, rücken ihre Helme zurecht und steigen in die Cessna, bereit zum Aufsteigen für den nächsten Sprung.
Außer Pilot Franz passen vier Springer in das kleine Motorflugzeug. Aber nur knieend. Diesmal sind es Markus, Patrick, Ingo und Toralf. Sie gehören alle dem Fallschirmsportclub Oberhausen bei Giebelstadt nahe Würzburg an. „Wir sind der größte Fallschirmsportclub in Bayern“, sagen sie ganz stolz. „Und außerdem haben wir einen Deutschen Meister in unserem Reihen.“ Denn Markus Scheuermann ist Deutscher Meister im Fallschirmfliegen.
Der Unterschied zu Fallschirmspringen besteht darin, dass der Schirm sofort nach dem Sprung aus dem Flugzeug aufgefaltet wird und alle Figuren mit Schirm geflogen werden, erklärt der junge Mann. Während Fallschirmspringer ihre Figuren im freien Fall fliegen und dann erst den Schirm auslösen.
Scheuermann ist 25 Jahre alt, stammt aus Riedenheim/Oberhausen bei Würzburg und hat mit 16 Jahren das Springen angefangen. Seit drei Jahren spezialisierte er sich auf Fallschirmfliegen und wurde jetzt Deutscher Meister.
Er führt auch Tandemsprünge durch. Diesmal bat Marina aus Bad Kissingen darum. Es ist ein Geschenk ihres Ehemannes Alexander. „Ein wenig Herzklopfen habe ich schon“, sagte die junge Frau vor dem Sprung. Doch bei Scheuermann fühlt sie sich sicher. „Es war genial“, ruft sie nach geglückter Landung und wieder mit festen Boden unter den Füßen.
Große Begeisterung spricht auch aus den Augen von Ian Seith aus Burglauer. „Ich werde einmal Pilot“, strahlt der kleine Junge. Er kommt gerade von einem Rhön-Rundflug mit seinem Vater und seiner Tante zurück. Peter Gehret war sein Pilot.
Und so hatten alle ihren Spaß beim Flugplatzfest vom Aero-Club und der Musikkapelle Mühlbach auf dem Grasberg. Für jeden war das Passende dabei, ob Fliegen oder Musik. Und die spektakulären Vorführungen genossen die vielen Besucher, sitzend auf den Bänken mit leckerem Essen und Trinken. Schließlich war das Wetter genau zum Pfingstwochenende und wie auf Kommando wunderbar geworden. Da sah auch das Ballon-Glühen Klasse aus
Zittern mit dem FCB
Doch es gab nicht nur Flugzeuge und Musik. Für Fußball-Fans gab es einen Fernsehschirm für die Übertragung des Champions-League-Endspiels mit dem FC Bayern. In der Halbzeitpause waren eigentlich alle noch guter Hoffnung. Die Stimmung war gut auf dem Grasberg. Dort war in einem Container eine große Leinwand aufgebaut worden, mit Holzbänken zum Sitzen davor, die bis ins Freie reichten. Ein schöner Public Viewing Ort und es fanden sich dort auch recht viele Fußballfreunde ein, hauptsächlich natürlich FC Bayern Fans. Circa 100 Köpfe starrten wie gebannt auf die Leinwand, wenn der Ball in Richtung gegnerisches Tor gespielt wurde. Ein kollektives Anfeuern war zu hören, dass in einem kollektiven Seufzen endete. Wieder ein Ball verspielt.
„Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagten die eingefleischten Bayern-Fans Thomas Mohr und Bernd Gröschel noch lächelnd in der Halbzeitpause. „Dass es schwer wird, war klar. Wir haben noch nicht automatisch gewonnen“, zählten sich die Bayern-Fans zum Team gehörig. Die Taktik müsse geändert werden, erklärte ein anderer, es laufe zu viel über die rechte Seite. Jedenfalls war die Stimmung auf dem Grasberg zur Halbzeitpause noch recht ausgeglichen. Nach dem Schlusspfiff und der 0:2-Niederlage jedoch hieß es: „Kopf hoch – wir haben schließlich viel gepackt in dieser Saison.“