Ein Sommerabend wie gemalt: Nach der Hitze des Tages sind die Temperaturen bei Sonnenuntergang richtig angenehm. Im Innenhof des Klosters Wechterswinkel findet sich an einem der aufgestellten Cafétische ein lauschiges Plätzchen und in diesem einzigartigen Ambiente dann noch die Musik der Band "Tilman" bei einem Glas Rotwein genießen.
Diese schöne Atmosphäre sogen am vergangenen Wochenende zahlreiche Besucher auf, die zu diesem Konzert in das Kreiskulturzentrum gekommen waren. Den größten Anteil an diesem Abend trugen die vier Jungs von "Tilman" bei, deren Spielfreude sich schnell auf das Publikum übertrug. Dabei zeigten Tilman Kerber (Vocals, Piano, Gitarre), Fabio Schmitt (Gitarre), Elias Zirk (Bass) und Peter Diestel (Drums), dass sie nicht nur ihr Handwerk auf ihren Instrumenten verstehen, sondern auch prächtig miteinander harmonieren. Obwohl sie erst vor wenigen Tagen aus Frankreich zurückgekehrt und am Vorabend noch in Rottershausen beim "Ab geht die Lutzi-Festival" aufgetreten waren, zeigte das Quartett keinerlei Ermüdungserscheinungen, ja sogar viel Spielfreude, die sich rasch auch auf das Publikum übertrug.
Mix aus Indie, Pop und Jazz
Fast zwei Stunden lang sorgten die jungen Künstler mit ihrer besonderen Art von Musik – einem Mix aus Indie, Pop und Jazz – dafür, dass die Besucher ihren Alltag mit all seiner Hektik und seinem Stress vergasen und in die "Tilmans Klangwelt" eintauchten. Mit Songs, wie "Blume in Grau", "Fassade" oder "So viel Zeit" und "Zeit verrannt", drückten sie ihre musikalische Gefühlswelt abseits des Mainstream aus und spielten und sangen sich in die Herzen des Publikums. Dabei ist es nicht nur das virtuose, mal dynamische, mal besonders gefühlvolle Spiel auf der Gitarre, dem Schlagzeug, dem Keyboard oder dem Bass, das die Menschen fasziniert, sondern es sind auch die Songtexte, die eingängig, ehrlich, tiefsinnig und nachdenklich sind.
Bei manchen Stücken hieß es einfach, Augen schließen und sich den Klängen und Rhythmen hingeben, den Zauber der Musik genießen und dabei fühlen, wie sich beim Stück "Zeit verrannt" anfangs leise Gitarren- und Keyboardklänge getrennt näher kommen, sich dann vereinen und zu einem faszinierend stimmungsvollen und harmonischen Zusammenspiel entwickeln. Ein besonderes musikalisches Schmankerl bieten die vier Jungs mit zwei Coverversionen, wozu sie sich mit dem Keyboarder Christian zusätzliche Verstärkung auf die Bühne holen. Mit Christian und der bluesigen "Joe-Cocker"-Stimme von Elias Zirk wird das bekannte 1971er Bill Withers Werk "Ain`t no sunshine" zu einem ganz besonderen Sahnestück an diesem Abend, das die Besucher von den Sitzen reißt.
Es muss nicht immer Kammermusik sein
Gerne lässt sich das Publikum auch zum Mitklatschen animieren. Am Ende verdienen sich die vier Bandmitglieder ihre "standing ovations" redlich und bedanken sich für den begeisterten Applaus mit zwei Zugaben – darunter auch das von zwei Akustik-Gitarren begleitete Stück "Zuckersüß". Fazit des Open-Air-Konzerts: Bitte mehr von dieser Sorte. Es muss nicht immer Kammermusik sein, auch moderne Rhythmen sorgen für ein volles Haus im Kloster Wechterswinkel.