Verliebt, verlobt, verheiratet in 950 Meter Höhe. Das Radom auf der Wasserkuppe wurde als höchst gelegenes Trauzimmer Hessens eingeweiht. Der große Tag ist gekommen: Vergangen Samstag trauten sich Kavita Bruchmann und Daniel Alles, die glücklichen Gewinner des Radom-Hochzeit-Wettbewerbs, in 950 Meter Höhe. „Unser Traumpaar hat uns nicht enttäuscht. Sie haben Wort gehalten und sind heute hier“, sagt Peter Wolff, Bürgermeister von Gersfeld, erleichtert.
Das Paar aus Eichenzell hatte sich im Hochzeitswettbewerb „Gipfel der Liebe“ gegen 20 andere Paare aus der Region durchgesetzt. Gewonnen haben die beiden eine Traumhochzeit inklusive Brautkleid, Ringen, Blumenschmuck, Sektempfang, Musik, Fotografen und Videocrew. Mit ihrem Motto „Indisch für Rhöner“ überzeugten sie die Jury. „Kavita und Daniel haben sich als verrücktes, lustiges Paar vorgestellt und sind uns richtig ans Herz gewachsen“, schwärmt Pia Groß, Hauptorganisation der Kampagne.
Das Radom, ein Symbol des Kalten Krieges, werde nun als Ort der Gemeinschaft, Freude und Liebe genutzt. „Die beiden sind zu einer Art Botschafterpaar der Liebe in unserer Region geworden.“ Aber auch wirtschaftlich solle die Region von der Kampagne profitieren, sagt Bürgermeister Peter Wolff: „Die Gegend in der wir leben ist topografisch einzigartig und genau das wollen wir mit den Hochzeiten im Radom wirtschaftlich nutzen.“
Der Himmel ist strahlend blau. Die Sonne scheint. Der Ausblick auf die Rhön ist am Hochzeitstag von Kavita und Daniel grandios. „Seit sechs Uhr bin ich auf den Beinen“, erzählt die glückliche Braut. „Friseur und Make-up, das dauert alles seine Zeit. Aber im Brautkleid war ich nach zehn Minuten.“ Von Aufregung ist kurz vor der standesamtlichen Trauung bei den beiden noch nichts zu merken. „Ich bin tiefenentspannt und glücklich“, sagt Kavita. „Stressig waren vor allem die letzten Wochen der Vorbereitung. Aber jetzt freue ich mich einfach nur noch“, erzählt der Bräutigam. Gegen halb eins ist es dann soweit. Das mit roten Rosen geschmückte Brautauto fährt vor. Braut und Bräutigam steigen aus. Die Gäste empfangen die beiden jubelnd von allen Seiten. „Kavita und Daniel sind ein Paar. Hurra, hurra, hurra“, singen die Kinder des Eichenzeller Kindergartens zur Begrüßung für Erzieherin Kavita und Student Daniel.
Standesamt im Radom
Die standesamtliche Trauung findet im Radom statt. Also heißt es erst einmal Treppen steigen. Aber der Aufstieg lohnt sich. Warm und ruhig wirkt die bunt beleuchtete Kugel in 950 Meter Höhe von innen. Der Hochzeitsmarsch erklingt. Braut und Bräutigam schreiten Hand in Hand nach vorne. Alle Augen sind auf Kavita, in ihrem weißen, bodenlangen Kleid gerichtet. Eine Hochzeit an einem so außergewöhnlichen Ort verlangt auch eine ungewöhnliche Zeremonie. So trauen zwei Standesbeamte das Paar. Ganz besonders romantisch wird es, als Axel Müller, ein Freund des Bräutigams, „Can you feel the love tonight“ auf dem Saxofon spielt.
Und dann wurde Ja-gesagt. Laut und deutlich. So, dass es jeder im Raum gut verstehen konnte. Die Braut benieste noch vor dem Hochzeitskuss ihre Entscheidung. Aus Kavita Bruchmann ist Kavita Alles geworden. Die beiden, die seit zehn Jahren gemeinsam durchs Leben gehen, sind jetzt Mann und Frau. Unten im Eingangsbereich wird das frisch gebackene Ehepaar freudig begrüßt. Freunde aus der DRLG Wasserrettung stehen Spalier. Nun aber zur zweitwichtigsten Frage des Tages: Wie fühlt man sich als Ehemann und Ehefrau? „Wir sind einfach nur total glücklich. Es ist alles so wunderschön“, sagen Kavita und Daniel euphorisch. Im Anschluss an die Zeremonie werden 85 Gäste im Hotel Gersfelder Hof bewirtet. Das Brautpaar selbst fliegt mit einem Helikopter vom Radom zur Feier. Das erste Paar hat sich in 950 Meter Höhe getraut. Die nächste Hochzeit findet am Tag der Deutschen Einheit, dem 3. Oktober, statt.