(seb) Vor rund 50 Jahren sind die Islandpferde auf den europäischen Kontinent zurückgekehrt, den sie mehr als 1000 Jahre zuvor in den hölzernen Drachenschiffen der Wikinger in Richtung Island verlassen hatten. In der Rhön hat das ausdauernde und kräftige Pferd viele Liebhaber gefunden. „Wir haben in der Zucht in den letzten Jahren viele Fortschritte gemacht. Das macht sich jetzt bemerkbar“, sagt Andrea Kunert, Hauptorganisatorin des offenen Sportturniers für Islandpferde bei Wildflecken am Wochenende.
Seit mehr als 20 Jahren werden auf dem Ziegelhof Islandpferde gezüchtet. Die Ovalbahn des Gestüts wird der Mittelpunkt des Turniers sein. Angefangen hatte Andrea Kunert mit Voltigieren auf dem Stiftsgut Kaufungen bei Kassel. Mit dem ersten Islandpferd „Falki“ ging es 1976 vor allem auf Wander- und Geländeritte. Mittlerweile ist die fünfköpfige Familie verrückt nach Pferden und mit ihnen auch sportlich erfolgreich.
„Das Islandpferd beherrscht fünf Gangarten. Aber manchmal kann ein Gang natürlich auch mal klemmen“, erklärt Andrea Kunert augenzwinkernd. Alle Schrittfolgen sind dem Tier zwar angeboren, aber „der Reiter muss dafür sorgen, dass das Pferd das Richtige zur richtigen Zeit an richtigen Ort tut“. Wenn dies gelingt, dann sieht das für Zuschauer „ganz locker und leicht“ aus. „Der Beobachter soll das Gefühl haben, dass alles wie von alleine funktioniert. Die Signale des Reiters sollen möglichst unbemerkt bleiben.“
Weil das Islandpferd die beiden Gangarten des Urpferdes, Tölt und Pass, immer noch instinktiv beherrscht, legen die Wertungsrichter hierauf größten Wert. Der Tölt ist ein Viertakt, bei dem das Islandpferd abwechselnd ein oder zwei Hufe auf dem Boden hat. Das Islandpferd geht dabei fast erschütterungsfrei und ermöglicht bequemes Reiten über lange Strecken.
Die Gangart Pass wird im Renntempo über kurze Strecken geritten. „Dies ist für Zuschauer und Fotografen besonders beeindruckend“, so Kunert. Das Islandpferd mit einem Stockmaß zwischen 130 und 145 Zentimeter entwickelt beim Pass enorme Kraft und scheint fast über die Bahn zu fliegen.
Es gibt eine Prüfungsordnung, die sicherstellt, dass die Zuschauer alle rassetypischen Gangarten verfolgen können. So gibt es Töltprüfungen, Passrennen und Mehrgangprüfungen, bei denen alle Gangarten beurteilt werden. Mit Ausnahme der Geländeprüfung findet der Wettkampf in Wildflecken auf der befestigten Ovalbahn statt. „In diesem Jahr haben wie besonders viele Kinder am Start. Das ist wirklich erfreulich“, sagt die Turnier-Veranstalterin.
Das offene Sportturnier für Islandpferde findet von Freitag, 19. August, bis Sonntag, 21. August, auf dem Ziegelhof bei Wildflecken statt. Helfer aus Rhön und Vogelsberg sorgen für den reibungslosen Ablauf des Turniers mit rund 280 Teilnehmern.
Neben Sport gibt es ein musikalisches Abendprogramm am Freitag („Blast“) und am Samstag („Swinging five“). Am Samstag von 14 bis 17 Uhr und am Sonntag von 11 bis 15 Uhr gibt es erstmals ein Kinderprogramm mit dem „Circus Kaktus“.