Die Gewässerverunreinigung in der Bad Königshöfer Kleingartenanlage „Breite Wiese“ ist durch Gärsaft verursacht worden. Dies teilte das Landratsamt Rhön-Grabfeld am Mittwoch auf Anfrage der Main-Post mit. Die Flüssigkeit komme von der benachbarten Biogasanlage, sagte Josef Reichert vom Umweltamt.
Ob eine nachhaltige Gewässerverunreinigung bestehe, müssen indes genauere Analysen zeigen. Die werden jetzt vom Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen vorgenommen, erklärte Reichert. Grund zur Beunruhigung gibt es dem Vernehmen nach nicht. Eine Gesundheitsgefährdung für Menschen bestehe nicht, versicherte er.
Erkundung vor Ort
Nach Angaben von Stefan Helferich, dem derzeit zuständigen Abteilungsleiter im Landratsamt, war man im Umweltamt am Mittwochmorgen vom Ausmaß der Kontaminierung überrascht. Da hatte die Main-Post ein Foto veröffentlicht, das eine milchige Brühe in dem Grabensystem zeigte. Daraufhin habe sich Reichert auf den Weg nach Bad Königshofen gemacht, um der Sache nachzugehen, berichtete Helferich.
Dort ist der Gewässerfachmann des Landratsamts bei der Ursachenforschung fündig geworden. Nach Angaben Reicherts gibt es im Mais-Silo der Biogasanlage eine undichte Stelle an der Außenwand.
Pumpe ausgefallen
Zudem sei eine Pumpe ausgefallen, mit der der Gärsaft sonst abgepumpt wird. Deshalb sei die Flüssigkeit in das sogenannte Absetzbecken hinter der Anlage gelaufen. Von dort gelangte der Gärsaft wohl in das Grabensystem und breitete sich aus.
Neu ist das Problem aber offenbar nicht. Denn schon einmal musste die Bioenergie Bad Königshofen GmbH, die Betreiberin der Anlage direkt an der B 279, das Absetzbecken auf Geheiß der Behörden leer pumpen. Das passiert auch jetzt wieder. Und außerdem wird das Grabensystem in der Kleingartenanlage ausgebaggert, um den kontaminierten Schlamm wegzubekommen. Die Rechnung geht an die Bioenergie GmbH. „Die haben ja den Schlamassel angerichtet“, so Reichert.
Für Mathias Klöffel, Geschäftsführer der Betreibergesellschaft, steht indes noch nicht fest, dass Gärsaft aus der Biogasanlage Ursache der Verschmutzung ist. Dies könne niemand eindeutig sagen. Er habe den Mitarbeiter des Landratsamts lediglich so verstanden, dass diese Möglichkeit bestehe, sagte Klöffel. Der Landwirt aus Großbardorf und Kreisobmann des Bauernverbands beteuerte, dass der Silo jederzeit den geltenden Bauvorschriften entsprochen habe.
Gärsaft entsteht durch den Pressdruck bei der Maislagerung im Silo. Er besitzt einen sehr hohen Anteil an sauerstoffzehrenden Substanzen und darf weder ins Grund- noch ins Oberflächengewässer gelangen. Die Flüssigkeit enthält nach Angaben des Wasserwirtschaftsamts Bad Kissingen außerdem unangenehme Geruchs- und Geschmacksstoffe. Diese machen Trinkwasser ungenießbar, selbst wenn sie nur in Spuren vorkommen. Gärsaft enthält aber keine Krankheitserreger.
Erweiterung
Die Biogasanlage soll bald deutlich vergrößert werden, um künftig auch das Schulviertel in Bad Königshofen mit umweltfreundlicher Wärme versorgen zu können. An der eigens für dieses Vorhaben gegründeten Gesellschaft ist neben der Bioenergie GmbH und der Stadt Bad Königshofen übrigens auch der Landkreis Rhön-Grabfeld beteiligt. Die Anlage war im Sommer 2006 in Betrieb gegangen.