„Ich bin mit vielen Eindrücken aus der Ukraine zurück und kann nur sagen: Wie mitten in Europa mit Menschen umgegangen wird, ist unglaublich.“ Da werde einem erst so richtig bewusst, was es heißt, in der christlich-abendländischen Kultur zu Hause zu sein. Das sagt Klaus Höhn, Vorsitzender im Verein Humanitäre Ungarnhilfe Hl. Elisabeth mit Sitz in Hohenroth, im Gespräch mit unserer Zeitung.
Er war wieder auf Inspektionsreise mit der Ärztemission der Caritas Hungarica in der Ukraine – diesmal in einer Region entlang der rumänischen Grenze, konkret im Dorf Nagybocskó, mit einer ungarischen Minderheit, die hier bereits in der vierten Generation lebt. Die Fahrt führte über die Stadt Satu Mare in Rumänien und Baia Mare zur rumänisch-ukrainischen Grenze in Richtung Karpaten ging. Die Untersuchungen sollten im dortigen Kindergarten der Caritas stattfinden.
Bereits am nächsten Morgen begann der erste Untersuchungsmarathon mit etwa120 Personen, davon 80 Kindern. Es stellte sich heraus, dass 48 Kinder und sieben Erwachsene Auffälligkeiten im Bereich Orthopädie, Augen und Zähne zeigten. Bei 19 Erwachsenen wurde extrem hoher Blutdruck und bei zwei hoher Blutzucker festgestellt. Alle Betroffenen hatten von ihren gesundheitlichen Problemen bisher nichts gewusst.
Wieder einmal wurde deutlich, dass die Minderheiten in der Ukraine von der Regierung in Kiew total abgehängt werden, sagt Klaus Höhn. Sei es bei der Infrastruktur, bei den Schulen oder bei der Gesundheitsversorgung. In Nagybocskó gab es einmal eine blühende Holzindustrie – vom Einschlag über die Endverarbeitung bis zur Wiederaufforstung. 1600 Deutsche und Ungarn fanden reichlich Arbeit. Dann kamen die Oligarchen aus Kiew, kauften die Fabriken auf und schlossen diese. Holz wurde nur noch eingeschlagen und sofort abtransportiert. Wiederaufforstung: Fehlanzeige.
Erdrutsche nach Rodungen
So kommt es bei extremeren Niederschlägen zu Erdrutschen. Hier muss die Bevölkerung dann selbst aktiv werden, um die Straßen wieder passierbar zu machen. Durch die weggefallenen Arbeitsplätze wandern junge Leute ab. Die Krankheitsrate (Krebs) ist gerade bei den jungen Leuten extrem hoch, da der radioaktive Regen nach Tschernobyl über der Region abregnete. Da es an jeglicher Vorsorge fehlt, ist die Diagnose nach Eintritt von Schmerzen oft tödlich. Viele könnten bei rechtzeitigem Erkennen durchaus gerettet und geheilt werden. Dieses Problem erscheint in keiner ukrainischen Statistik.
Marode Spielgeräte
Die ungarische Bevölkerung und die anderen Minderheiten wie Russinis, Slowaken und Rumänen harmonieren gut. Im Kindergarten, in dem die Untersuchungen stattfanden, ist zwar nach unserem Verständnis alles ärmlich aber sauber. Rund 30 Kinder sind hier untergebracht. Die Außenspielgeräte sind aus Holz grob zusammengezimmert und mittlerweile an der Grenze der Bespielbarkeit.
Ein westlicher Spender wollte für die Erneuerung der Außenspielgeräte einen fünfstelligen Betrag geben, allerdings war der Kindergartenleiterin das Schicksal eines kleinen Mädchens bekannt, das nur durch eine aufwändige Operation eine Überlebenschance hatte. Mit Zustimmung des Spenders leitete die Kindergartenleiterin Ildikó Szalai das Geld an die Eltern des Mädchens weiter, damit es operiert werden konnte. Es befindet sich auf dem Weg der Besserung. Die Außengeräte aber sind immer noch marode.
Kleine Gesundheitszentren
Weiter ging es in das Dorf Terbesfejérpatak in den Karpaten. Im Hotel fanden diesmal die Untersuchungen für 80 Personen statt. Die Gesamtleitung der Aktion lag in den bewährten Händen von László Kecskés, dem Direktor für Internationale Beziehungen der Caritas Hungarica. Das Ärzteteam wurde von der Fernsehjournalistin Petra László und dem international tätigen Fotojournalisten Tibor Vermes begleitet. Es wurde deutlich, dass die Caritas mit ihrem Bemühen, kleine, von ungarischen Ärzten betreute Medizinische Versorgungszentren aufzubauen, auf dem richtigen Weg ist.
Klaus Höhn bittet deshalb weiter um Spenden. Aktuell werden für den Schulanfang noch Schulranzen, Mäppchen, Stifte, Hefte, Malkästen und eventuell Schulrechner mit Batterien sowie weitere schulischen Hilfsmittel benötigt.
Spendenkonto bei der Sparkasse Bad Neustadt, IBAN DE65 793 530 900 011 097 680, Stichwort „Ungarnhilfe“. Die Abgabestelle in Herschfeld ist mittwochs und samstags jeweils von 9 bis 12 Uhr besetzt. Telefonische Infos unter Tel. (0 97 71) 43 12; E-Mail: ungarnhilfe-hl.elisabeth@t-online.de.