Der Unterfränkische Schäferverein war mit seinem Schäferfest, das alle fünf Jahre gefeiert wird, zu Gast in Wiesenfeld (Lkr. Main-Spessart). Den Festrahmen nutzte der Landesverband der Bayerischen Schafhalter zu seinem alle zwei Jahre stattfindenden Landesleistungshüten. Zu den Siegern gehörte auch Julian Schulz aus Oberelsbach (Lkr. Rhön-Grabfeld).
Peter Reuter, Vorsitzender des Landesverbandes, erläuterte in seiner Eröffnungsansprache am Samstag die aktuelle Situation der Schafhalter in Bayern und hob den Nutzen und die Bedeutung der Schafhaltung für die Landwirtschaft und den Naturschutz hervor. Wolfgang Thomann, Fachberater Schafzucht am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Kitzingen (AELF), gab den zahlreichen Zuschauern anschauliche Erklärungen zum Leistungshüten.
Der Sieger des Landesleistungshütens qualifiziert sich für den Bundesentscheid. Im vergangenen Jahr hatte der Wiesenfelder Thomas Bruder überraschend den Bundessieg als Gewinner der Goldenen Schippe nach Hause geholt. In die Bewertung fließt nicht nur das Können des Schäfers mit ein, auch die Leistungen der beiden Schäferhunde werden benotet.
In Wiesenfeld siegte erneut Lokalmatador Bruder, der auch den Wettbewerb eröffnete. Die rund 250 Schafe gehörten zu seiner Herde und die Schafe kannten die beiden Hunde – ein möglicher Vorteil. Bruder nahm allerdings das Risiko auf sich, mit zwei sehr jungen Schäferhunden zu agieren. Drei Schiedsrichter beobachten die Leistungen des „Schäfer-Hunde-Teams“. Bruder erhielt am Ende 79,5 von 115 möglichen Gesamtpunkten. Den zweiten Platz belegte Hans Peter Stäbe (Thulba) mit 72,5 Punkten. Theo Merkel (Niedernberg) holte sich mit 71 Punkten den dritten Platz.
In zwei Durchgängen mit jeweils anderen Hütehunden trat Julian Schulz an, der eine Rhönschafherde bei Oberelsbach betreut. Er kam auf 68 beziehungsweise 57 Punkte.
„Schafe haben die schlechteste Nahrung und sind trotzdem zufrieden“, führte Karlstadts Bürgermeister Paul Kruck beim Festakt am Abend aus. Der Schirmherr des Schäferfestes ging auf die Besonderheiten der Schafhaltung ein. „Schafe erbringen als geniale Landschaftspfleger Höchstleistungen“, stellte Kruck einen weiteren Nutzen der „tierischen Rasenmäher“ heraus. Gerade in Naturschutzgebieten sei die Beweidung mit Schafen sehr wichtig.
Gerd Düll, der Leiter des AELF in Kitzingen, das auch für die Schafhaltung zuständig ist, ging dann auf die Geschichte der Schafhaltung ein. Bis 1860 gab es noch 23 Millionen Schafe in Deutschland, dem damals größten Wollexporteur der Welt. Mit der Aufgabe der Dreifelderwirtschaft, dem steigenden Wollexport aus Australien und Neuseeland und dem Aufkommen von Kunsttextilien ging die Schafhaltung stark zurück. Der Tiefpunkt war gegen 1970 erreicht mit noch 720 000 Mutterschaften. Eine Wende kam mit der Koppelschafhaltung privater Schafhalter. Derzeit gibt es in Unterfranken 700 Koppelschafhalter mit 12 000 Mutterschafen und 62 hauptberufliche Schafhalter mit 30 000 Mutterschafen. Gottfried Prantl vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium wies darauf hin, dass seit 2005 fast 30 Prozent der Mutterschafe verloren gegangen sind. 2013 nahm erstmals auch in größeren Schafhaltungen durch Betriebsaufgaben die Zahl der Schafe ab.
Maria Hossmann, Kreisbäuerin und stellvertretende unterfränkische Bezirksbäuerin, sagte, dass es das Idyll des Schäfers von einst heute nicht mehr gebe und das Berufsbild sich stark verändert habe.
Beim Festakt erhielt Herbert Wolfschmitt als Platzlandwirt vom Bundeswehrdienstleistungszentrum Hammelburg eine besondere Ehrung. Er ist für die Vergabe der Schafweiden auf den Truppenübungsplätzen in Hammelburg, Wildflecken, Veitshöchheim und Volkach zuständig ist. Neun Schäfereien sind auf den unterfränkischen Truppenübungsplätzen beheimatet.
Schäferlauf
Seit Jahrhunderten wird bei den Schäferfesten die Tradition des Schäferlaufes gepflegt. War er früher unverheirateten Schäferstöchtern und -söhnen vorbehalten, sind heute alle zugelassen, die aus einem Betrieb mit Schafhaltung stammen.
Nach Geschlechtern getrennt legten auf einem abgeernteten Getreidefeld in der Nähe der Waldsassenhalle in Wiesenfeld die Läuferinnen und Läufer über 13 Jahren eine Strecke von schätzungsweise 100 Metern zurück, als dritte Gruppe traten die Jüngeren gemeinsam zum Schäferlauf an. Gelaufen wurde in Sportschuhen.
Schäferkönigin wurde Lena Beck aus Feldkahl, den Titel des Schäferkönigs errang Jannik Hartmann aus Wernfeld. Bei den Läufern bis 13 Jahren waren Johanna Weinbeer aus Brünnau und Luca Benkert aus Roden die Schnellsten. Die Sieger erhielten Pokale und alle Läufer Teilnahmeurkunden. JR