(lab) Fehlte er, der erkrankte Oboist? Zumindest haben auch die drei verbliebenen Thüringer Kammersolistinnen das Konzert am Pfingstmontag in der Stadtkirche St. Michael in der Kirchenburg Ostheim sehr ansprechend gestaltet. Cathleen Köchy (Flöte), Anja Schmidt (Violoncello) und Claudia Schweitzer (Cembalo) führten das Publikum einmal quer durch die gesamte Palette menschlicher Gefühle.
Von Leonardo Vinci, nicht zu verwechseln mit dem Universalgelehrten der Renaissance, Leonardo da Vinci, kam eine Sonate aus dem italienischen Hochbarock zu Gehör. Die Tonart d-Dur, so erklärte Claudia Schweitzer, stehe dabei für heitere Erregung in der barocken Affektenlehre. Die war vor allem im ersten Satz spürbar, im dritten Satz hingegen wurde die Heiterkeit sehr ruhig, gesetzt und gelassen.
Die Cello-Sonate von Vivaldi in e-Moll hingegen begann im ersten Satz sehr langsam und schwermütig, vielleicht sogar schon ein Stück weit resignativ, und auch wenn es im zweiten Satz etwas schneller und dramatischer wurde: Allzu frohe Empfindungen teilte Anja Schmidt am Cello den Zuhörern nicht mit.
Auch das Concerto für Cembalo und Flöte von Antonio Vivaldi hatte eine ganze Menge an Affekten zu bieten: Lebensfreude bis zum Übermut, dann wieder Sanftheit und Innigkeit bestimmten die Sätze, aufwallende Gefühle und bittere Süße. Bisweilen schmeichelten sich die Töne wie eine zärtliche Berührung an das Ohr.
Ein weiteres Concerto, von Vivaldi ursprünglich für ein ganzes Orchester berechnet, kam in einer Bearbeitung von Johann Sebastian Bach zur Aufführung, so dass es Claudia Schweitzer am Cembalo ganz allein bestritt. Nun klingt das dem zeitgenössischen Ohr so fremde barocke Tasteninstrument sehr fein und elegant, die Gefühle dadurch ein wenig gedämpft – und was blieb, war eine wunderschöne Melodie.
Zur Zeit von Karl Philipp Immanuel Bach greift die Affektenlehre nicht mehr, erklärte Claudia Schweitzer, und was an Gefühlen vorher fein säuberlich auf die einzelnen Sätze verteilt war, das pendelt nun, ein wahres Wechselbad der Gefühle, in einem einzigen Satz hin und her. Entsprechend klang die Hamburger Sonate spannungsvoller und auch moderner als das Vorangegangene.
Bei der Zugabe der Sonate in c-Dur von Johann Sebastian Bach für Flöte und Continuo konnte, nicht zum ersten Mal an diesem Nachmittag, Cathleen Köchy an der Querflöte brillieren, die auch bei rasendem Tempo nichts an Präzision einbüßte. Das Publikum dankte den jungen Kammersolistinnen mit viel Applaus.