Einen sprachlichen Verbraucherschutz forderten unlängst einige Abgeordnete der Unionsparteien angesichts der massenhaften Verwendung englischer Idiome im Deutschen, die, so ihre Sorge, vor allem ältere Mitbürger verwirren würden. Nun ist das mit der Sprache so eine Sache- sie lässt sich nicht so einfach kontrollieren, sie wird gesprochen und entwickelt immer eine Art von Eigendynamik. So holten sich zum Beispiel die Engländer irgendwann im 19. Jahrhun- dert den Begriff das Rucksacks aus Deutschland, diesem überaus praktischen Utensil, in das man bei Wan- derungen aller Art, heute gerne auch outdoor activities genannt, von den Ersatzsocken bis hin zur Brotzeit alles hineinpacken kann, was man unterwegs so braucht. Der Ruck- sack von damals hat mittlerweile einiges an Veränderungen mitgemacht. Aus dem unscheinbaren, bräunlich oder gräulichen Leinenstoffbeutel mit Lederriemen von einst wurden rückenfreundliche, wasserdichte Gebilde mit allen Schikanen, die heute statt als Rucksäcke gern, je nach Größe, auch als Backpacks oder Daypacks bezeichnet werden. Nun gibt es in Deutschland eine neue, modische Variante des Tragebeutels. Nachdem in den 50gern so beliebten Matchsack legt sich der aufgeschlossene Herr oder auch die Dame gerne einen in bunten Farben gehaltenen Bodybag zu. Bodybags sind mit nur einem Trageriemen ausgestattet, den man sich lässig über eine Schulter wirft und in die man alles verstauen kann was der Mensch heute so braucht, vom Handy bis zur Lippenstift. Wie es allerdings zu der Bezeichnung bodybags kommen konnte, lässt sich nicht nachvollziehen. Fest steht, es kann weder ein Engländer noch ein Amerikaner gewesen sein, der den Begriff kreierte. Denn der Bodybag im Englischen bezeichnet einen Leichensack, wie er von der Polizei für den Abtransport von Toten benutzt wird. Der Bodybag in seiner bei uns gebräuchlichen Bedeutung ist also, so englisch die Bezeichnung auch klingen mag, wie das Handy eine rein deutsche Erfindung. Man sieht, Sprache geht oft geheimnisvolle Wege. In Deutschland kreieren wir jedenfalls gern auch unser ganz eigenes Englisch. Was der sprachliche Verbraucherschutz wohl dazu sagen würde?
Bad Königshofen