Nicht nur in Bad Königshofen haben sich Landwirte zusammengetan und eine große Biogasanlage errichtet, mit der die FrankenTherme mit Wärme versorgt werden soll (wir berichteten mehrfach). Auch in kleineren Gemeinden setzen Bauern verstärkt auf die energetische Nutzung nachwachsender Rohstoffetl
So setzt auch die Familie Geier nun auch auf Strom-Ernte und hat in Eichelsdorf bei Hofheim eine Biogasanlage gebaut. Die Geiers sind der fünften Generation eine Bauernfamilie und sie sind stolz auf ihren Berufsstand. Dabei hat sich die Landwirtschaft, die sie betreiben, innerhalb einer Generation entscheidend gegenüber früher verändert.
Richard Geier, der verstorbene Vater von Manfred Geier, hatte noch einen Betrieb, wie er bis vor 30 Jahren gang und gäbe war: zwei Pferde, vier Kühe, acht Schweine, 16 Hühner, 32 Stallhasen, Äcker, die Fleckerlteppichen ähnelten. Wer diese Art von Landwirtschaft betrieb, war zum Scheitern verurteilt. "Nur wer sich spezialisiert, seine Bauerei im Großen betreibt, überlebt", sagt Manfred Geier.
Auf Milch und Mast spezialisierte er sich. 90 Stück Rindvieh stehen in den Ställen, systematisch hat er Milchquoten dazu gekauft oder gepachtet. Trotzdem, für den Landwirtschaftsmeister war klar: "Selbst in dieser Größe hat der Betrieb in der nächsten Generation keine Zukunft mehr, entweder heißt es das Vieh aufstocken oder ein neues Betätigungsfeld finden."
Manfred Geier, der immer nach Neuem Ausschau hielt, entschied sich für die Energiegewinnung, auch im Hinblick auf Sohn Stefan (25), gelernter Landwirt, landwirtschaftlicher Meister und staatlich geprüfter Agrarbetriebswirt, der in Triesdorf in die höheren Weihen der Landwirtschaft einstieg. Geier Senior und Geier Junior ließen nun kein Seminar mehr aus, besuchten rund 20 verschiedene landwirtschaftliche Biogas-Anlagen, bis sie sich an ihre eigene heranwagten. Ihre These: "Die Milchpreise fallen, die Strom-Erlöse hingegen sind - bis jetzt - gesetzlich garantiert."
Rund eine halbe Million Euro kostet die Anlage, mit der sie die Zukunft des Geier-Hofes sichern wollen. Und es scheint, sie sind auf dem richtigen Weg: Rund 370 Millionen Euro Umsatz macht die Biogas-Branche derzeit, mehr als elf Milliarden Euro könnten es im Jahr 2020 sein - so lautet die Prognose von Markus Ott, dem Sprecher des Fachverbandes Biogas.
Für viele Bauern werde es sogar die wichtigste Einnahmequelle werden, mit der sich mehr Geld verdienen lässt, als mit Tierzucht. Rund 650 Biogasanlagen gibt es heute bereits in Bayern, etwa 2700 sind es in ganz Deutschland und Hunderte sind in Planung.
Aus nachwachsenden Rohstoffen
Für jede Kilowattstunde, die sie ins öffentliche Stromnetz einspeisen, bekommen die Bauern derzeit 11,5 Cent und sechs Cent so genannten Nawaro-Bonus. Letzterer steht für die Eigenproduktion von "nachwachsenden Rohstoffen", die zur Gewinnung von Biogas eingesetzt werden.
Damit ist im Gegensatz zur Windkraft für Stefan Geier auch der Bezug zur Landwirtschaft gegeben: "Wir produzieren ja den Mais oder das Getreide, das wir in unsere Anlage stecken." Neben Mais und Getreide wird der Fermenter der Anlage noch mit Grüngut gefüttert. Die für den Gärprozess wichtige Gülle, erzeugt durch die 90 Rinder, gibt es zum Nulltarif.
Bei den Geiers fasst der große Behälter der Anlage 1000 Kubikmeter, das entspricht einem 25-Meter-Becken eines Freibades. Die Hauptarbeit in einer Biogas-Anlage übernehmen Bakterien, die die Biomasse abbauen. Bei diesem Gärprozess produzieren die Bakterien zu rund zwei Dritteln Methan, daneben Kohlendioxid, Sauerstoff, Stickstoff und in geringer Menge weitere Gase. Verwertbar ist das Methan, das entweder zum Heizen verwendet werden kann oder zum Antrieb von Gasmotoren zur Stromerzeugung.
Neben den Feststoffen werden in den luftdichten Faulbehältern, den "Fermentern", auch organische Geruchsstoffe abgebaut. Wenn vergorene Gülle auf die Felder ausgebracht wird, riecht sie deshalb weit weniger unangenehm als unvergorene. Auch für den Boden und für Pflanzen haben die Gärreste als Dünger bessere Eigenschaften als unvergorene Gülle, berichten die Geiers. Ein Nutzen, den ein Landwirt nicht übersieht.
Der Strombedarf von rund drei Millionen Haushalten hätte im Jahr 2005 durch die Energieproduktion aus Biogasanlagen gedeckt werden können. Rund 100 Haushalte, das ist ganz Eichelsdorf, könnten von den Geiers mit Strom versorgt werden.
Wachstumschancen
Überlegungen, den Strom gleich bei "Geier und Sohn" zu kaufen, wird man jedoch schnell verwerfen. Denn nur das Energiegesetz gibt dem Biogaserzeuger mehr Geld als der Strom tatsächlich kostet.
Fachleute räumen der Bioenergie die größten Wachstumschancen unter den erneuerbaren Energien ein, denn in Biogas steckt nach Expertenmeinung weit mehr Potenzial als heute genutzt wird. Erfahrungen aus Schweden oder der Schweiz zeigen, dass Biogas in das Gasnetz eingespeist werden kann.
400 Meter vom Dorf entfernt
Die Biogasanlage der Familie Geier steht rund 400 Meter Luftlinie vom Dorf entfernt. Geruchsbelästigungen sind damit nicht bekannt. Die weite Entfernung lässt jedoch eine Nutzung der Abwärme nicht zu. Im Sommer könnten rund 50 Einfamilienhäuser mit Warmwasser versorgt werden, im Winter würde die Spitzenlast reichen, um fünf Häuser zu versorgen.
Allerdings wandelt sich mit einer Biogas-Anlage der Beruf des Landwirtes noch weiter. Stefan Geier steckt rund 1000 Stunden im Jahr in die Wartung der Anlage, lebt ständig in Telefon-Bereitschaft. "Nur wenn ich das Brummen des Motors höre, verdient meine Biogas-Anlage Geld" stellt Manfred Geier fest.


Energiewirt statt Landwirt? Ist dies die Zukunft der Bauern? Zwar sind die ökologischen Vorteile von Biogaserzeugung unstrittig. Trotzdem gibt es auch Nachteile. Für kleinere Bauernhöfe sind die Anschaffungskosten von rund 500 000 Euro meist zu groß. Das Bauernhofsterben wird der Biogas-Boom deshalb auch nicht aufhalten können.