Der verspätete Sommer hat sich nicht nur auf die Laune der Menschen ausgewirkt, sondern auch auf die Landwirtschaft. „Dieses Jahr war kurios“, erklärt Claus Schmitt, der zusammen mit seiner Frau Agnes seit 25 Jahren den Direktvermarktungsbetrieb „Schmitts Obstgarten“ in Reichenbach betreibt. Kurios, weil die Bäume und Sträucher „wahnsinnige und wunderschöne Blüten hatten“, sagt er.
Aber das Versprechen konnten die Pflanzen nicht einhalten. „Man wundert sich, wo die vielen Früchte geblieben sind, die die vielen Blüten versprochen haben“, stellt der gebürtige Reichenbacher fest.
Dies prognostiziert der Obstbauer vor allem für die September beginnende Apfelernte: „Das Problem beim Streuobst ist heuer größer. Dort wird es trotz der vielen Blüten nicht so viel Ertrag geben – es hängen zu wenige Früchte.“
Das bestätigt Thomas Riehl, Berater für Obstbau beim für Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Kitzingen. „Insgesamt ist die Ernte bei allen betreffenden Obstarten leicht unterdurchschnittlich.“ Durch die kühle Witterung war zum einen der Insektenflug zu gering und zum anderen sind die Blüten zu früh abgestorben. Dadurch ist auch tendenziell mit einer leichten Preissteigerung zu rechnen, erklärt der Berater. Der kalte und nasse Mai hatte bei Claus Schmitt auch die schlimmsten Befürchtungen um seine Erdbeeren geweckt. Aber der viele Regen hat nicht geschadet, sondern dem Fruchtwachstum gutgetan. „Wir hatten eine überdurchschnittliche Ernte, aber keine Rekordernte“, stellt er fest.
Die Erdbeeren konnten sich die Leute in Schmitts Anlagen selbst pflücken – und kamen mit einer Vielzahl eigener Gefäße. Nachdem die Erdbeeren alle gepflückt sind, warten nun die Sauerkirschen darauf, abgeholt zu werden. „Wir haben einen sehr schönen Ertrag, aber nicht so, dass sich die Bäume verbiegen“, berichtet der Obstbauer. Weil im Juni aber der Regen gefehlt hat, sind die Kirschen dieses Jahr etwas kleiner als in den vergangenen Jahren ausgefallen. Auch werden Sauerkirschen nicht vom Gros der Leute nachgefragt. „Sauerkirschen sind etwas für Freaks. 70 bis 80 Prozent der Leute, die sich bei uns Sauerkirschen holen, machen Marmelade daraus“, erklärt Schmitt.
In Bezug auf das Wetter für die kommenden Wochen, halten es die Pflanzen wie die Menschen: „Am Tag Sonnenschein und in der Nacht Regen, wäre am besten“, erklärt der Obstbauer. Dem stimmt auch Thomas Riehl zu: „Gerade für die Äpfel wäre Regen jetzt wichtig.“
Prognosen anzustellen sind jedoch schwer, da Schädlingsbefall oder Hagelschäden immer auftreten könnten. „Es ist ein Nervenkitzel bei dem Job als Obstbauer dabei – aber auf diesen könnte ich verzichten“, erklärt Schmitt, dessen Kunden vor allem aus den Landkreisen Bad Kissingen und Bad Neustadt kommen – aber auch aus München oder Berlin.
Insgesamt ist Claus Schmitt mit der Ernte in diesem Jahr zufrieden. „Es ist immer überraschend, wie die Natur mit für uns ungewöhnlichen Witterungsverhältnissen zurechtkommt.“