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MELLRICHSTADT (FE): Vom Schrottlaster zum technischen Kulturgut

MELLRICHSTADT (FE)

Vom Schrottlaster zum technischen Kulturgut

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    Nach nur zehn Monaten aus einem Schrotthaufen entstanden: der Opel Blitz Lkw, wie er in den 30er Jahren unterwegs war.
    Nach nur zehn Monaten aus einem Schrotthaufen entstanden: der Opel Blitz Lkw, wie er in den 30er Jahren unterwegs war. Foto: FOTO Federlein

    Von Jan Spierings, Blitz-Typreferent in der Alt-Opel-Interessengemeinschaft, erfuhr Klaus Seemann, Seniorchef von Opel-Krieg, dass ein Opel-Blitz-Pritschenwagen, ein 2,5-Tonner, Baujahr 1935, in der Nähe von Regensburg steht. Dass es sich dabei um ein Restaurationsobjekt handelte, war eigentlich klar.

    Aber der vorgefundene katastrophale Zustand übertraf auch bei den hartgesottenen Oldtimerexperten jedes Vorstellungsvermögen. Ein ehemaliger Mitarbeiter vom Autohaus Krieg, der dazu noch mehr als 30 Jahre „dem TÜV gedient hat“, bezeichnete vor Ort die Blitz-Fragmente als einen Schrotthaufen und hoffte insgeheim, dass dieser nicht mitgenommen wird. Dennoch erwies sich dieser alte Opel als nahezu komplett und Klaus Seemann war nicht davon abzubringen, diesen Schrottlaster zu kaufen. Nicht einmal der katastrophale Zustand konnte den Opel-Oldtimerexperten davon abbringen, seinen Plan in die Tat umzusetzen: Den alten Lastwagen wieder „aufblitzen“ zu lassen. Und so wurde der Schrotthaufen tatsächlich auf den Anhänger geladen und nach Mellrichstadt verfrachtet.

    Trotz vieler technischer Probleme – Teile gibt's kaum noch, so dass etliches nachgefertigt werden musste – verlief die Totalrestaurierung wirklich „blitzartig“. In nur zehn Monaten entstand im Autohaus Krieg ein gegenüber dem „Anlieferungszustand“ nicht wieder erkennbarer, kulturhistorisch bedeutsamer Opel-Blitz-Lastwagen. Denn historische Nutzfahrzeuge sind heutzutage überaus selten anzutreffen. In deren harten Alltagsbetrieb sind sie oft über viele Jahre hinweg total verschlissen und am Ende ihrer Dienstzeit als nicht mehr rentabel zumeist verschrottet worden.

    Die Restauration begann mit der totalen Demontage und der Bestandsaufnahme aller schadhaften Teile. Die größte Herausforderung war die Überholung des Sechs-Zylinder-Motors. Ventile waren abgerostet, Rostnarben, bis 2,5 Millimeter tief, „zierten“ den Zylinderkopf und den Block. Hans Barche und Bernd Mell, die zwei Motorenspezialisten aus Meiningen, konnte nichts erschüttern. Mit einem gebrauchten Motorblock und Zylinderkopf haben sie die Maschine instand gesetzt. Und diese läuft nun, 64 PS leistend, so leise, dass sie kaum zu hören ist. Wie es sich für einen historischen Opel-Sechszylinder gehört.

    Führerhaus, Rahmen, Ladefläche und Bordwände, alles erstrahlt heute in neuem Glanz. Bei der Lackierung wurden Vorlagen vom ehemaligen Bürgerlichen Brauhaus Mellrichstadt verwendet. Ein alter Brauereilaster ist somit wieder entstanden. Auch das ist historisch bedeutsam. Nach dem Abriss der alten Brauerei erinnert aus dessen „Blütezeit“ ein zeitgenössischer Lastwagen an die Bierbrautradition in Mellrichstadt.

    Beim Stadtfest am kommenden Wochenende wird der Opel Blitz am Salzhaus präsentiert. Präsent ist der Opel-Blitz ebenso am 21. und 22. Juli in Stockheim anlässlich der 5. Rhöner Kultur- und Oldtimertage.

    Der Name für den Lastwagen wurde 1930 in einem Preisausschreiben unter den Opel-Werksangehörigen gefunden und seitdem ist das Blitz-Logo das Markenzeichen für alle Opel.

    Im Blickpunkt

    Restauratoren-Interesse Klaus und Nicole Seemann sind daran interessiert, übrig Gebliebenes vom Bürgerlichen Brauhaus zu kaufen. Wer noch z. B. Bier- und Limoflaschen mit Porzellan-Bügel-Verschluss, hohe und niedrige Bierkästen aus Holz oder Metall, Fässer, Brenneisen, Krüge, Gläser, Werbeschilder, Bierdeckel usw. hat, darf sich im Autohaus Krieg, Tel. (0 97 76) 70 92-0, melden. Die Sachen werden auch abgeholt.

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