Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Rhön-Grabfeld
Icon Pfeil nach unten
Bad Königshofen
Icon Pfeil nach unten

AUBSTADT: Von Schikanen, Grenzern und Anträgen

AUBSTADT

Von Schikanen, Grenzern und Anträgen

    • |
    • |
    An die Zeit vor 20 Jahren erinnerten sich (von rechts): Pfarrer Helmut Bär, Pfarrerin Beate Hofmann-Landgraf, Seniorenkreisleiterin Christa Hey, Pfarrer Andreas Biesold, Joachim Kraus, Herbert Uebelacker und Erhard Gundelwein.
    An die Zeit vor 20 Jahren erinnerten sich (von rechts): Pfarrer Helmut Bär, Pfarrerin Beate Hofmann-Landgraf, Seniorenkreisleiterin Christa Hey, Pfarrer Andreas Biesold, Joachim Kraus, Herbert Uebelacker und Erhard Gundelwein. Foto: FOTO Somieski

    (so) Zum vierten Seniorentreff, diesmal unter dem Thema „Grenzenlos“, kamen die Senioren der evangelischen Grabfeldgemeinden des Altlandkreises am Donnerstag im Sportheim Aubstadt zusammen. Der große Saal war mit rund 200 Senioren aus den Grabfeldgemeinden diesseits und jenseits der ehemaligen Grenze voll besetzt. Alle hatten so manche Anekdote aus der Zeit der bestehenden Grenze und der Grenzöffnung zu erzählen.

    Pfarrer Helmut Bär erinnerte sich an die Zeit zurück, als er als Kind in Grenznähe aufwuchs und das Warnschild „Halt! Hier Grenze“ aus eigener Erfahrung erlebte. „Die Grenze wurde immer dichter“, erzählte er. Er habe nie gedacht, dass er es noch erleben würde, dass sich da mal etwas ändert. Um so überraschter war Bär, als 1989 man so einfach die Grenze passieren konnte und ein Grenzer ihn freundlich grüßte.

    Auch Seniorenkreisleiterin Christa Hey erinnerte sich, wie sie einst mit zehn Paketen Keramikfliesen für thüringische Verwandte an der Grenze schikaniert wurde. 100 DM Zoll sollte sie bezahlen – und musste das Geld erst bei Bekannten borgen. Danach wurde ihr am Grenzübergang vorgeworfen, sie habe das Geld vorher versteckt. Herbert Uebelacker aus Rappertshausen erzählte, dass er in Grenznähe ein Feld hatte und die Grenzer seinen Gruß nicht erwiderten. Ihnen war es verboten, mit Bürgern der BRD zu reden.

    Joachim Kraus und Erhard Gundelwein aus Behrungen erzählten, mit welchen Schikanen auch die Grenzbevölkerung auf thüringischer Seite leben musste. Für jeden Schritt und Tritt brauchte es eine Genehmigung und einen Stempel auf einem Passierschein. Mit einem roten Stempel konnte man sich als Ansässiger bis auf 500 Meter der Grenze nähern. Ein Antrag mit Angabe von Gründen musste beim örtlichen Volkspolizisten, dem Abschnittsbevollmächtigten (ABV), gestellt werden.

    Pfarrer Andreas Biesold aus Walterhausen erzählte aus seinen Erinnerungen. Als er noch in der ehemaligen DDR wohnte, wollte er ein Theologiestudium aufnehmen und stellte 1983 einen Ausreiseantrag. In der Zeit wurden massenweise Ausreiseanträge gestellt. Als Grund schrieb er auf seinen Ausreiseantrag: „Ich möchte einmal in den Rhein spucken.“ Verwandte halfen ihm damals, das Theologiestudium in der BRD zu absolvieren. In den Rhein hat er aber auch gespuckt und die positiven Erfahrungen aus den 28 Jahren seiner DDR-Zugehörigkeit bewahrt er in seinem Herzen auf.

    Zur Grenzöffnung vor 20 Jahren spielten die Musikkapellen, die Kirchenglocken läuteten und Menschen von beiden Seiten der Grenze lagen sich in den Armen.

    Zum Abschluss des Seniorennachmittags hielt Pfarrerin Beate Hofmann-Landgraf aus Irmelshausen die Andacht. Eine Flötengruppe und der Tanzkreis traten auf. Gerne spendeten die Anwesenden für den Weiterbau der Autobahnkirche an der A 71.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden