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Bad Neustadt: War die eigene Uroma nicht auch ein Flüchtlingskind?

Bad Neustadt

War die eigene Uroma nicht auch ein Flüchtlingskind?

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    Hintergründig, verschmitzt und mittelfränkisch, so leitete Wolfgang Buck in der Christuskirche den Jahreswechsel ein.
    Hintergründig, verschmitzt und mittelfränkisch, so leitete Wolfgang Buck in der Christuskirche den Jahreswechsel ein. Foto: Karin Nerche-Wolf

    Wer diesmal die Schwelle zum neuen Jahr überschritten hat und vorher beim Konzert von Wolfgang Buck in der Christuskirche war, hat so manches Bedenkenswerte mit hinübernehmen können.

    Möglicherweise ist dem einen oder der anderen sogar die Tatsache bewusst geworden, selber Enkel von Migranten zu sein.

    Vielleicht waren die Vorfahren Hugenotten und wurden in ihrer Heimat vertrieben, vielleicht waren sie voller Trauer, weil ihr Pommerland abgebrannt ist, und rieten dem Maikäfer zu fliegen. In Kombination mit dieser eigenen Vergangenheit klangen die Namen der heutigen Flüchtlingsländer, aus denen Menschen zu uns kommen und wie unsere Urgroßmütter und Urgroßväter ein neues Zuhause suchen, plötzlich ganz anders, viel näher dran am eigenen Herzen.

    In einem weiteren Punkt gab der Liedermacher manchem Zuhörer ein solidarisches Gefühl mit Flüchtlingen: Durch seinen ausgeprägten mittelfränkischen Dialekt war teilweise zu erfahren, wie es ist, wenn man nicht verstehen kann, was gesprochen wird. Man kann nur ahnen, worum es geht, aber die erhellende Pointe bleibt in Puschendorf. Immerhin: Eine große Fangemeinde fühlte sich endlich mal wieder wie daheim, denn nicht wenige (prominente) Bad Neustädter stammen aus Mittelfranken.

    Mit oder ohne Sprachkenntnisse war es ein Hochgenuss, sich mit Wolfgang Buck durch die fränkischen Fleischtöpfe zu essen und den Kloß durch die dunkle Soß zu ziehen, und die Reaktion "Dir schmeckt's net", die verhinderte, dass der Bu‘ mit dem Essen aufhörte, das drehte den Zeiger ganz weit in die Kindheit zurück. Dass dieser in der Vorstellung oft viel zu weit nach vorn gestellt ist, verdeutlichte das großartige Lied, das 2019 mehr Gegenwärtigkeit verleihen könnte: "Wenn das Glück dich streift, dann spürst du's nicht", heißt es da, weil du mit deinen Gedanken schon weit voraus und ganz weit weg bist und dort das Leben suchst.

    Sehr innerlich zu erleben war Wolfgang Buck, als er sich mit seiner Gitarre in den Hintergrund setzte und gefühlvoll die Gedanken unterlegte, die Dekan Matthias Büttner zum Jahreswechsel vortrug. Es war wohl der frühere Pfarrer in Buck, der diese perfekte Harmonie ermöglichte. So öffneten die Worte die Herzen für das Vertrauen auf Gott und in das Leben, für die Fügungen, die sich auch im neuen Jahr ergeben werden.

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