Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Rhön-Grabfeld
Icon Pfeil nach unten
Bad Königshofen
Icon Pfeil nach unten

Wenn Patienten zu Nummern werden

Bad Königshofen

Wenn Patienten zu Nummern werden

    • |
    • |
    Zu Nummern degradiert: die Patienten des Heilheims Heiterkeit. Im Hintergrund ihre Ärzte.
    Zu Nummern degradiert: die Patienten des Heilheims Heiterkeit. Im Hintergrund ihre Ärzte. Foto: Fotos (2): Frank Selzam

    Bad Königshofen

    Auf Grundlage einer Szenencollage von Maritta Neumann hat die Theatergruppe der 9. und 10 Klasse des Bad Königshöfer Gymnasium eine Eigenproduktion auf die Beine gestellt: Unter dem Titel „What's behind that curtain? -Willkommen im Heilheim Heiterkeit“ haben sich die jungen Theatermacher kritisch mit den Auswüchsen der Spaßgesellschaft und mit der drohenden Entmenschlichung und Nivellierung auseinandergesetzt.

    Wer durch zu häufiges Nachdenken, Unglücklichsein, Ängste oder auch zu viele Fragen auffällt, sich also zutiefst menschlich verhält wird ins Heilheim Heiterkeit eingeliefert, um wieder „auf Linie“ gebracht zu werden. Spricht man im heutigen Gesundheitssystem davon, dass der Patient oft nur noch eine Nummer sei, so ist man im Heilheim schon einen Schritt weiter. Hier sind die Patienten im wahren Sinne Nummern, die denn auch auf ihrer Brust prangen. Großzügige Glückshormondosen oder „Heile-Welt-Musik“ á la Musikantenstadel sind die Mittel der Wahl um die Patienten ruhig zu stellen. Wer es wagt Gefühle zu zeigen, zu widersprechen oder auf andere Art aus der Norm fällt wird mit Gewalt in die „Herde“ zurückbefördert.

    Um diese Inhalte an die Frau und den Mann zu bringen, hat die Theatergruppe das einstündige Stück mit eigenen choreografischen Elementen stark durchgliedert und immer wieder musikalische Elemente eingeflochten. Ein Highlight hier die Polonaise der Patienten, angeführt von der für Musikbespaßung zuständige Ärztin. Witzig auch der Auftritt im Lederhosenoutfit als Seitenhieb auf die „volksdümmliche“ Musik. Doch so sehr sich die Ärzte des Heilheims auch bemühen, wir alle wissen es, früher oder später, erscheinen alle verschütteten Gefühle, Verletzungen, Erinnerungen oder unterdrückte Neigungen wieder an der Oberfläche. Sehr intensiv hier die Darstellung von Patientin 1 und 2 (Sarah Herchet, Josepha Hart), zwei Mütter, die um verlorene Kinder trauern. Um Rückblenden und Erinnerungen einzuflechten hat die Theatergruppe eine Videoleinwand in das Bühnenbild integriert. Videosequenzen konnten so aus dem Bühnenhintergrund heraus eingespielt werden. Gleichzeitig bot die halbdurchsichtige Leinwand eine schöne Möglichkeit, mit den verschiedenen Zeitebenen zu spielen.

    .

    Die Mitwirkenden: Die Ärzte spielten Justus Bördlein, Paulina Hüllmandel, Anna Kalke, Maximilian Kayser und Hans Adam Schilling, die Patienten Sarah Herchet, Josepha Hart, Kerstin Metz, Lea Reis, Niklas Endres und Sebastian Pompe. Leitung: Andreas Bördlein; künstlerische Beratung: Frank Wiesenmüller.

    ONLINE-TIPP

    Viele Bilder unter rhoengrabfeld.mainpost.de

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden