Im Sommer letzten Jahres fiel meinem Kollegen nichts besseres ein, als mich im Internet bei der ARD-Sendung "Herzblatt" anzumelden. Ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass ich in die engere Auswahl kommen könnte, vergnügte ich mich weiter, wie schon das Jahr zuvor, als Single.
Monate später klingelte das Telefon und eine süße Stimme (es war leider nicht die Susi von Herzblatt) fragte mich, ob ich Zeit und Lust hätte, einen Herzblatt-Casting-Termin in Würzburg wahrzunehmen. Markus, der mir die ganze Sache "eingebrockt" hatte, kam dann im Dezember mit nach Würzburg. Nach diesem Termin, bei dem ich plauderte, wie mir als Trappschter der Schnabel gewachsen ist, war die Sache mit Herzblatt vorerst wieder vergessen.
Doch die Produktionsfirma des Bayerischen Rundfunks ließ nicht locker. Aus Tausenden von Bewerbern galt mir die Ehre, Kandidat bei Herzblatt zu sein. Als der Tag der Abreise immer näher rückte, wandelte sich die anfängliche Freude langsam in Lampenfieber. "Soll ich nun oder soll ich lieber absagen? Ach was sch... egal."
Der Tag X ist da. Habe ich an alles gedacht? Fotos vom Fasching, vom Musikspielen, von der Rocky Horror Show? Alle Klamotten für den Auftritt und für die anschließende Herzblatt-Hubschrauber-Reise - falls es klappen würde -? Um sieben Uhr früh ging es mit dem Zug nach Würzburg und dann mit dem ICE weiter zum Hauptbahnhof München.
Im Hotel eingecheckt ging es auch schon ins Fernsehstudio des Bayerischen Rundfunks. Dort stellte sich heraus, dass ich bei der Aufzeichnung am Abend Kandidat Nummer drei sein würde. Mit einem freundlichen "Hallo, wo kommst Du her?" und den üblichen Fragen machte ich mich mit meinen Mitstreitern Maik und Marcel bekannt. Marcel machte einen ganz sympathischen Eindruck. Er sah ein bisschen aus wie Andre Agassi.
Der Regisseur und sein Team begrüßten uns und verteilten die Fragen, die unsere "Pickerin" am Abend hinter der Wand stellen würde. Dann fing die Arbeit an: Wir saßen auf Sofas und auf Bistrostühlen in einem abgeriegelten Raum und schrieben Antworten auf. Im nachhinein kam ich mir vor wie ein Kandidat bei "Big Brother" der versucht, eine Wochen-Aufgabe zu lösen. Einige Blitz-Ideen und schon hatte ich zu jeder meiner Fragen zwei, drei Antwortmöglichkeiten.
Die "Redakteure" hatten am Anfang ein wenig Schwierigkeiten mit meinem Rhön-Grabfelder und Trappschter Humor, aber "zensierten" mich nur geringfügig. Mein Kollege Nummer eins kam langsam ins Schwitzen, da sein Blatt noch ziemlich weiß war.
Locker ging es wieder zu, als wir zusammen mit Pierre Geisensetter die Kurz-Interviews durch Sprachen und Fotos aussuchten, die bei der Aufzeichnung eingeblendet werden sollen. Nun wurde es ein wenig hektisch. Garderoben-Check, Sound-Check und "Generalprobe" im Studio. Hier durften wir erleben, wie schwierig es ist, ohne Vorbereitung und spontan die Test-Fragen zu beantworten.
Noch 30 Minuten bis zum "Auftritt". Das Studio hatte sich schon mit über 200 Zuschauern gefüllt. Die Studiogäste waren für uns alle unbekannte Gesichter, damit keiner der Kandidaten die Möglichkeit hat, ein Zeichen zu erhalten.
Noch 25 Minuten bis zum Start. Hektik - die Mädels der zweiten Runde brauchen ewig in der Maske. Nach dem Pudern und Schminken noch schnell ein Glas "Auflockerungs-Sekt" und dann hieß es "Action"...
Wie es mir bei der 350. Sendung auf dem Herzblatt-Hocker als Kandidat drei ergangen ist, erfahren Sie am Freitag, 14. April, um 1855 Uhr im Ersten.