Rassismus erschöpft sich bei weitem nicht in der Diskriminierung von Menschen mit anderer Hautfarbe oder anderem Glauben. „Durch Diskussionen und Projekte über Rassismus, Gewalt und Diskriminierung sollen wir sensibilisiert werden für einen friedlichen, gewaltfreien Umgang miteinander, wir wollen und sollen Demokratie und Toleranz leben und erleben.“
Respekt und Akzeptanz
So umriss Oberstudiendirektor Hans Dietrich Unger bei der Feier am Donnerstagvormittag in der Alten Aula die Aufgaben, die sich aus dem Titel ergeben, der der Schule verliehen wurde. Wobei er bei der Erklärung des Begriffs Toleranz auf die 1995 von der Unesco festgehaltenen Prinzipien Bezug nahm. Toleranz sei vor allem eine aktive Einstellung, die zum einen Respekt, Akzeptanz und Anerkennung der Kulturen unserer Welt beinhalte, aber auch von der Zurückweisung jeglichen Dogmatismus und Absolutismus lebe.
„Wer nichts tut macht mit“, drückte der Achtklässler Lukas Rumpel sein Verständnis von Rassismus und Diskriminierung aus. Er gehört zu einer zehn bis 15-köpfigen Gruppe, die einmal das fortführen wollen, was der Leistungskurs Geschichte der 13. Klasse begonnen hat. Initiatorin ist Miriam Katzenberger, die sich bei einem Schülerzeitungs-Treffen von der Idee zu diesem Projekt anstecken ließ. Bei Kursleiterin Susanne Winter und ihren Mitschülern stieß sie dabei auf offene Ohren. Gemeinsam sammelten sie die Unterschriften und entwickelten Ideen für das weitere Vorgehen.
Ein Sommerfest, das ganz dem Thema Schule ohne Rassismus gewidmet ist, soll den Anfang machen, langfristige Projekte sollen folgen, eventuell auch eine Patenschaft mit einer afrikanischen oder asiatischen Schule, erklärte Miriam Katzenberger.
Bohrende Blicke
Eine ganz andere, alltägliche Form von Diskriminierung erlebt tagtäglich Regina Seit, die gehbehinderte Mutter einer der Kollegiatinnen. Es hat lange gedauert, bis sie mit den auf sie gerichteten Blicken umgehen konnte, die sie auch in Münnerstadts Innenstadt mit ihren Krücken und der Art zu gehen permanent auf sich zieht. „Die Leute meinen das nicht böse“, ist sie überzeugt, dass es sich bei diesem Verhalten eher um Gedankenlosigkeit handelt.
Auch Bürgermeister Eugen Albert betonte, dass bereits ein abschätziger Blick eine Form der Diskriminierung darstellen könnte. Im weiteren lobte er das Engagement der Schüler und Schülerinnen und erinnerte an den Anti-Rassismus-Tag, der alljährlich am 21. März begangen wird. Umrahmt wurde die Feier von Chören unter der Leitung von Claudia Dunkelberg sowie themenbezogenen Wortbeiträgen von Schülern.
Das Stichwort
Schule ohne Rassismus
Das Projekt wurde 1988 in Belgien aus der Taufe gehoben, nach Deutschland kam es 1995. Mittlerweile tragen über 400 Schulen bundesweit den Titel.