Menschen, die – ohne zu fragen, was sie dafür als Gegenleistung erhalten – wertvolle Freizeit hergeben für das Wohl der Allgemeinheit, sind viel zu lange zu wenig beachtet worden. Wie wichtig diese ehrenamtlich tätigen Bürgerinnen und Bürger für die Gesellschaft sind, hat der Landkreis Rhön-Grabfeld erkannt. Das Ehrenamt wird verstärkt aufgewertet, Ehrenamtskarten sind ausgegeben und eine Ehrenamtskoordinatorin wurde am Landratsamt installiert.
Beim regelmäßigen Ehrenamtsempfang, zu dem die „Ehrenämtler“ aus dem gesamten Landkreis zum zweiten Mal nach 2017 ins Kreiskulturzentrum nach Wechterswinkel eingeladen waren, gab es eine Premiere mit der "Messe für soziales Engagement". Trotz großer Hitze hatten zahlreiche Personen von Sandberg bis Alsleben den Weg ins Kloster gefunden.
Ehrenamtler sind Vorbilder für nachwachsende Generation
Ehrenamtskoordinatorin Linda Denner bilanzierte zu Beginn stolz mit den Inhabern der „goldenen Ehrenamtskarte“ (für 25-jährigen Einsatz) über 22.000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit. „Sie setzen sich für das Wohl unserer Gesellschaft ein, gestalten unseren Landkreis, helfen anderen Menschen, ohne dabei selbst im Mittelpunkt zu stehen oder gar eine Gegenleistung zu erwarten. Sie nehmen teilweise große Gefahren auf sich, ärgern sich womöglich noch mit der Bürokratie herum, fördern Kinder und bieten ihnen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung !“, lobte sie.
Landrat Thomas Habermann würdigte ebenfalls das Engagement der vielen Ehrenamtlichen. Er unterstrich, dass gerade an diesem Wochenende mit seinen zahlreichen Veranstaltungen der ehrenamtliche Einsatz unverzichtbar sei. Die Auszeichnung der Ehrenamtspreisträger beruhe auf der Entscheidung einer Jury, die aus den eingereichten Vorschlägen nach einem Punktesystem auswähle. Die Preisträger erhielten stellvertretend für die vielen Ehrenamtlichen Bürger den Preis als Anerkennung für ihr vorbildliches Engagement.

Sport: Karl Katzenberger
Im Beisein von Juliane Freund vom Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration verlieh das Kreisoberhaupt die Auszeichnungen in den Kategorien Sport, Soziales und Kultur. Im Sport ging der Ehrenpreis an Karl Katzenberger aus Leutershausen, der von 1991 bis 2012 als Kreisvorsitzender des Landessportverbandes (BLSV) als „oberster“ Sportfunktionär fungierte. „Die positive Entwicklung des Kreisverbandes Rhön-Grabfeld im BLSV ist eng mit Karl Katzenberger verbunden!“, so Habermann. Mit seiner Hilfe konnten Sportvereine beachtliche Zuschüsse zu Baumaßnahmen vom Freistaat Bayern von etwa 1,5 Millionen Euro erhalten. Seit der Gründung der Sportplatzpflegegemeinschaft 1992, der sich im Landkreis über 50 Vereine und Kommunen angeschlossen haben, führt er tatkräftig diese erfolgreiche Kooperation.
Soziales: Heidrun Mauder
Seit 1983 engagiert sich auch Heidrun Mauder aus Mellrichstadt in der Öffentlichkeit. Viele Jahre Elternbeiratsvorsitzende des dortigen Gymnasiums, seit 16 Jahren Mitglied des Pfarrgemeinderates in der früheren Kreisstadt und die erfolgreiche Mithilfe beim Aufbau und bei der Führung des Heimatmuseums „Salzhaus“ in Mellrichstadt sind nur einige der Verdienste, die das Kreisoberhaupt in seiner Laudatio erwähnte. Als „besonderes Erfolgsprojekt“ bezeichnete er dabei die 2003 ins Leben gerufene Nachbarschaftsinitiative „STATT-verwandt“, die Familien und Einzelpersonen unterstützt. „Sie begleiten ihre Mitmenschen ein Stück ihres Weges, schenken Hoffnung und ermutigen auch andere dazu, freie Zeit sinnvoll und zum Wohl der Allgemeinheit einzusetzen. Sie sind ein Segen für die Teamarbeit zur Fortentwicklung der Gemeindearbeit von Caritas und Kolping !“, lobte der Landrat und überreichte den Ehrenpreis auf dem Gebiet „Soziales“.

Kultur: Gerhard Schätzlein
In Sport wie Kultur ist Gerhard Schätzlein aus Willmars seit vielen Jahren zuhause. Über vier Jahrzehnte hat er sich in außergewöhnlicher Weise für den Breitensport und auch für die Sportjugend eingesetzt. Auf seine Initiative hin wurden die Sportförderung durch den Landkreis und das Angebot von Übungsleiterlehrgängen eingeführt. 19 Jahre lang arbeitete er zudem im Kreistag mit und war von 1980 bis 1996 Bürgermeister von Willmars. Der Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande hat sich zudem Verdienste um die Heimatpflege erworben. Viele Bücher und Presseveröffentlichungen auf dem Gebiet der Ortshistorie und der Dorfkultur, aber auch zur Geschichte der innerdeutschen Grenze beweisen sein unermüdliches Engagement, wie der Landrat in seiner Laudatio hervorhob. Gerhard Schätzlein wurde daher mit dem Ehrenamtspreis „Kultur“ ausgezeichnet.
Verein: Reit- und Fahrverein Großbardorf
Über den Vereinspreis durfte sich der Reit- und Fahrverein Großbardorf freuen, der seit 1954 existiert, dessen Zweckbestimmung und Inhalt sich aber seitdem grundlegend geändert hat. Der Verein hat die Zeichen der Zeit früh erkannt, einen Reitplatz angelegt, Turniere ausgerichtet (2017 sogar die fränkische Juniorenmeisterschaft) und besonders die Jugend gefördert. Die 2001 errichtete neue Reitanlage ist stetig Anziehungspunkt für viele Hobbyreiter. Mit Hubert Behr und Karl Hillenbrand nahmen zwei große Stützen des Vereins mit Vorsitzenden Wolfgang Mauer den Ehrenamtspreis entgegen. „Großbardorf ist im Reitsport wie im Fußball ein Aushängeschild für Rhön-Grabfeld. Das sportliche Engagement der Bürgerinnnen und Bürger hat Strahlkraft über die Region hinaus!“, betonte der Landrat.

Zum Erfolgsmodell „Ehrenamtskarte“ wusste Juliane Freund in ihrer Ansprache zu berichten, dass in ganz Bayern schon 150000 Karten ausgegeben worden sind. Bei 5000 Partnern im Freistaat könnten die „Ehrenämtler“ Vergünstigungen erhalten. Gemeinsam mit Linda Denner übergab sie die 600. Ehrenamtskarte im Landkreis an Christian Schön aus Großeibstadt. Er engagiert sich seit Jahren im Saaler Flugsportverein, ist dort Vorsitzender und ehrenamtlicher Fluglehrer.
Musikalisch umrahmt wurde der Vormittag durch die Band „JazzINFusion“, die für flotte Rhythmen sorgte und bei der sich die „Ehrenämtler“ den verdienten Brunch schmecken ließen.
Warum sollte ich mich engagieren ? Zur Beantwortung dieser Frage hatte Juliane Freund vom Ministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration eine schöne Geschichte mitgebracht: Nach einem gewaltigen Sturm, der unzählige Seesterne an einen Meeresstrand geworfen hatte, die dort jämmerlich umkommen würden, sah ein Mann einen kleinen Jungen einen Seestern nach dem anderen wieder ins Meer werfen. Er fragte ihn: „Warum machst du das? Das ändert ja doch nichts. Es sind ja viel zu viele !“ Da entgegnete ihm der Junge, der gerade wieder einen Seestern ins Meer zurückwarf: „Und für den hat sich gerade alles geändert !“