Selten war das Interesse am Schlachttag so groß wie am vergangenen Samstag im Freilandmuseum. Der Appetit anregende Duft des gerade gekochten Kesselfleisches zog wohl nahezu alle Besucher aus dem Freilandmuseum in die Hofstelle Rügheim und in die gegenüberliegende Schafscheune, wo das Team des Rhöner Bauernladens das soeben gekochte Kesselfleisch mit Bauernbrot und Sauerkraut verkauft hat. Die vorbereiteten 40 Kilo Schweinefleisch, vorwiegend aus Kamm und Bauch waren schnell ausverkauft. Und so manche Besucher erinnerten sich, als beim Schlachttag in den fünfziger und sechziger Jahren von der „Gretelsuppe“ - worin das Kesselfleisch gekocht wurde - auch die Nachbarn sich einige Kannen abfüllen durften.
Hausmetzger Edgar Landgraf und sein Gehilfe Michael Weber standen auch gerne allen Besuchern Rede und Antwort, bei Fragen bezüglich der Wurstherstellung und ums Konservieren, Würzen oder Braten. Die handwerkliche Herstellung von Presssack, Leberkäs, Blut- und Leberwurst, hat der Metzger den interessierten Besuchern gezeigt. Für die Verarbeitung zu Wurst wurde Fleisch grob zerschnitten und gewürzt. Dabei verließ sich der Metzger oft auf seine Geschmackserfahrung. Es wurde aber auch nach Gewicht gewürzt. Als Gewürze wurden u. a. Kochsalz, weißer Pfeffer, Nelkenpfeffer, Muskatnuss und Knoblauch verwendet. Anschließend sind die Stücke durch den Fleischwolf gedreht worden. Heraus kam „Gehacktes“. Diese Masse wurde tüchtig gemengt und nochmals abgeschmeckt.
Mit einer Füllmaschine wurde das Gehackte in die Därme gepresst. Wurstmasse für den Presssack wurde in eine Schweinsblase gefüllt. Je nach Sorte wurden die Würste gekocht und später noch geräuchert. Ein Besucher erzählte eine Anekdote von seinem Großvater, der als Gastwirt und Metzger für seinen sensationell guten Leberkäse weit bekannt war. Und diesen natürlich mit erlesenen Gewürzen regelrecht „komponiert“ hatte. Als in der Wirtschaft ein Gast eine Portion Leberkäs bestellt hat und Senf dazu verlangte, rief der Metzger entrüstet: „Bos willst du?!“ Seiner Meinung nach hat der Senf den beabsichtigten guten Geschmack und die damit verbundene Arbeit zunichte gemacht.
Eine andere Methode, Wurst länger haltbar zu machen ist das Abfüllen in Dosen. Auch dieser Prozess wurde beim Schlachttag im Freilandmuseum gezeigt. Michael Weber demonstrierte die so genannte Dosen-Verschließmaschine, mit der die wie aus dem Namen ersichtlich ist, die gefüllten Wurstdosen hermetisch zugemacht werden.
100 Grad zum Sterilisieren
Die verschlossenen Dosen müssen noch etwa zwei Stunden bei 100 Grad Celsius sterilisiert werden. Die Dosenverschließmaschine dafür, eine „Lanico Trumpf“ von 1919, hat das Freilandmuseum vom Amt für Landwirtschaft und Ernährung aus Bischofsheim erhalten. Dort hatte man in späteren Jahren auch einen Elektromotor angebaut, der die auf Dauer anstrengende Arbeit an der Handkurbel ersetzt hat.
Die Lanico Trumpf ist ideal für kleine Räumlichkeiten; sie lässt sich an einem Tisch befestigen und ist für eine mittlere Menge von Dosen geeignet. Den Hersteller gibt es heute noch. Und neben anderen Produkten für die Blechpackungs- und Konservenindustrie sind auch weiterhin kleine Dosenverschließmaschinen für Fleischereien im Programm.