Eine Windanlage für jedermann, so wie es im „Wilden Westen“ üblich war, das schwebt dem Holzbildhauser und Bühnenbildner Peter Picciani vor, der sich schon seit langer Zeit mit dem Thema Windkraft auseinandersetzt.
Der Theorie folgte die Praxis in Form von einigen Modellen, die er baute. Jetzt hat er sich auf einen Typ festgelegt, einen Prototyp fertiggestellt und angeschlossen.
Ausgehend von dem Savonius-Rotor baute Picciani mit Hilfe von einfachen Materialien eine Windanlage, die sehr leicht anläuft und sich schon beim kleinsten Luftzug in Bewegung setzt. Die Konstruktion mit mehreren schaufelförmigen, einander überlappenden Flügeln geht zurück auf Sigurd Savonius, der diese Bauart bekannt gemacht hat. Die Flügel sind auf einer vertikalen Drehachse befestigt und treiben einen Dynamo an, in diesem Fall einen Siemens-Elektromotor, den Picciani preiswert erhalten hat. Ein Kabel führt zu einem Zwischenspeicher, aus dem holt die Werkstattbeleuchtung ihre Energie.
Vorteile der Anlage Marke Eigenbau: Sie braucht keine Genehmigung, weil unter zehn Metern, belästigt keine Nachbarn, ist unabhängig von der Windrichtung und mit etwas Geschick leicht nachzubauen. Die Flügel bestehen aus Fußbodenschutzmatten, verstärkt durch Plexiglas, die Achse mit Halterung ist aus Stahl. Schwierigkeiten bereitet nur der passende Dynamo, denn so kleine sind auf dem deutschen Markt nicht erhältlich, es gibt sie aber in China.
Bei hiesigen normalen Windverhältnissen von drei bis vier Meter pro Sekunde bringt das Windrad ungefähr 100 Watt, das reicht für die Werkstattbeleuchtung aus. „Mehrere oder größere Anlagen dieser Art könnten Hausbesitzer auf dem Weg zur Energieautarkie ein Stück vorwärts bringen“, meint Picciani.
Vier Wochen hat der Künstler an der Windanlage gebaut und freut sich, wie schnell sie sich dreht. Einige Nachbarn haben sich schon dafür interessiert, denn es gibt eine derartige Anlage nicht auf dem Markt zu kaufen.
Die Idee für das „Windrad des kleinen Mannes“ hatte Picciani auch deshalb, weil die Dächer seines Hauses und seiner Scheune nicht nach Süden ausgerichtet und so für Photovoltaikmodule nicht besonders gut geeignet sind. Außerdem hat der Ipthäuser bemerkt, dass es mehr Wind im Sommer als früher gibt, während es ansonsten mehr im Herbst gestürmt hat. Mit seinem Windmessgerät war er unterwegs und fand auf dem Maifeuerplatz bei Ipthausen einen bestens geeigneten Standort für eine Windanlage, allerdings wäre ein Stromkabel ins Dorf viel zu teuer.
Bei gutem Wind kann seine neue, kleine Windanlage rund 500 Watt bringen. Jeder könnte auf seinem Dach oder auf dem Grundstück eine oder mehrere derartige Anlagen aufstellen und damit zumindest einen Teil seines Strombedarfs kostenfrei decken, meint Picciani. Angesichts der wieder einmal angekündigten Strompreiserhöhungen sei das eine lohnenswerte Alternative.