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Mellrichstadt: Wo steht Mellrichstadt bei der Energiewende?

Mellrichstadt

Wo steht Mellrichstadt bei der Energiewende?

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    Wo geht Wärme verloren, wo kann Strom eingespart werden? Das Bürgerhaus am Marktplatz in Mellrichstadt wurde von Experten beim Energiecoaching unter die Lupe genommen.
    Wo geht Wärme verloren, wo kann Strom eingespart werden? Das Bürgerhaus am Marktplatz in Mellrichstadt wurde von Experten beim Energiecoaching unter die Lupe genommen. Foto: Simone Stock

    Photovoltaik aufs Dach, Wärmedämmung und neue Fenster – wo kann bei öffentlichen Gebäuden in Mellrichstadt Energie gewonnen beziehungsweise gespart werden? Das haben Vertreter der Firma Energievision Franken aus Weißdorf untersucht. Im Rahmen eines Energiecoachings, wie die staatlich geförderte Beratung genannt wird, waren Mitarbeiter in der Stadt unterwegs und haben Gebäude wie das Bürgerhaus, die Schulen und die Dreifachturnhalle unter die Lupe genommen. Und dabei die Frage gestellt: Wie sieht es insgesamt mit der Energiewende in Mellrichstadt aus?

    Die ernüchternde Antwort: "Es gibt erheblichen Nachholbedarf." Diesbezüglich nahm Frank Hoffmann vom Planungs- und Beratungsbüro für erneuerbare Energien aus Oberfranken kein Blatt vor den Mund. Über 80 Prozent der Wärme bei den untersuchten Gebäuden stamme aus fossilen Energieträgern, informierte er die Stadtratsmitglieder bei der jüngsten Sitzung.

    Umstellung geht nicht von heute auf morgen

    Dass die Kommune nicht von heute auf morgen auf eine regenerative Energieversorgung umstellen könne, ist dabei allen Beteiligten klar. Doch zunächst müsse man wissen, welche Potenziale die Stadt hat und welche Investitionen sich als sinnvoll erweisen. Aus diesem Grund hatte sich die Stadt für das Energiecoaching, ein gefördertes Projekt der Regierung von Unterfranken, beworben, sagte Bürgermeister Michael Kraus. Und war ausgewählt worden.

    "Bei der Energiewende in Mellrichstadt gibt es erheblichen Nachholbedarf."

    Frank Hoffmann vom Beratungsbüro Energievision Franken

    Wie die Regierung dazu auf ihrer Internetseite bekannt gibt, werden den Kommunen damit in den Themenbereichen Energieeinsparung, Energieeffizienz und dem Einsatz erneuerbarer Energien Möglichkeiten zur Umsetzung der Energiewende vor Ort aufgezeigt. Der Stadt entstehen dabei keine Kosten, der Nutzen könnte sich dafür zukünftig in der Kasse bemerkbar machen.

    Schweigeminute für die Kriegsopfer in der Ukraine

    Das Ergebnis des Energiecoachings könnte die Entwicklung weg von Öl und Gas hin zu regenerativen Energien beschleunigen. Und mehr noch: Der Krieg in der Ukraine hat neben der menschlichen Tragödie auch aufgezeigt, wie sich die Abhängigkeit von russischen Brennstoffen auswirkt. Trotz aller Energiefragen: Die Betroffenheit angesichts des Kriegs war den Mellrichstädter Stadträtinnen und Stadträten anzumerken, die Bürgervertreter legten zu Beginn der Sitzung eine Schweigeminute für die Menschen in der Ukraine ein.

    Auf den Dächern der drei Gebäude der Ignaz-Reder-Realschule in Mellrichstadt könnten sich laut Experten vom Planungsbüro Energievision Franken Photovoltaikanlagen lohnen.
    Auf den Dächern der drei Gebäude der Ignaz-Reder-Realschule in Mellrichstadt könnten sich laut Experten vom Planungsbüro Energievision Franken Photovoltaikanlagen lohnen. Foto: Simone Stock

    Was steht für Mellrichstadt beim Energiecoaching im Fokus? Die Vertreter der Firma Energievision Franken wollen mit ihrer Untersuchung der Stadt eine Starthilfe geben, wie die Kommune selbst Energie sparen kann, zeigten aber auch auf, wie wichtig es ist, die Bürger mit ins Boot zu holen. Und wie erneuerbare Energien generiert werden können. Bei der Energie- und Treibhausgasbilanz werde klar, dass nur knapp über 15 Prozent des Energiebedarfs aus erneuerbaren Energien gedeckt werden. Damit bleibe Mellrichstadt deutlich hinter den Vorgaben der Bundesregierung zurück, bis 2025 als Energiequelle für die Verstromung 40 bis 45 Prozent aus erneuerbaren Energien zu nutzen. Bis 2030 soll dieser Anteil gar auf 65 Prozent steigen.

    Auch Hauseigentümer sind zum Handeln aufgerufen

    Wie also lässt sich der Anteil der erneuerbaren Energien steigern, wenn bislang noch die fossilen Energieträger den Schwerpunkt ausmachen? Frank Hoffmann führte Photovoltaik und Windkraft ins Feld. Zum einen seien Hauseigentümer aufgerufen, zu überprüfen, ob sich eine Solar- beziehungsweise Photovoltaikanlage auf dem Hausdach lohnt, zum anderen rückten natürlich die städtischen Gebäude in den Blickpunkt.

    "Sämtliche Maßnahmen, um die Energiebilanz zu verbessern, sind durchaus mit hohen Kosten verbunden."

    Energieexperte Frank Hoffmann

    Bürgermeister Michael Kraus merkte hierzu an, dass an die Stadt oftmals Hinweise von Bürgerinnen und Bürgern herangetragen werden, öffentliche Gebäude mit Photovoltaik auszustatten. Hoffmann befand allerdings nur fünf Standorte für geeignet, um entsprechende Anlagen zu installieren: die Dreifachturnhalle, Grund- und Realschule, den Neubau der Realschule sowie die Mittelschule. Hier könne der gewonnene Strom weitgehend selbst genutzt werden, was die Wirtschaftlichkeit der Anlagen deutlich erhöhe und langfristig Kosten spare.

    Was sollte im Bürgerhaus angepackt werden?

    Genau unter die Lupe genommen hatten die Energieexperten zudem das Bürgerhaus am Marktplatz. Die Bilanz fiel durchwachsen aus. Die Gebäuderückseite, die mit Glasbausteinen versehen ist, sollte laut Hoffmann dringend saniert werden. "Hier ergeben sich katastrophale Werte", machte er deutlich. Die Dämmung der Außenfassade könnte schwierig werden, da dies mit denkmalschutzrechtlichen Vorgaben kollidieren könnte. "Da müsste man sich mit dem Amt für Denkmalschutz absprechen", so der Fachmann.

    Eine neue Heizanlage fürs Bürgerhaus könnte sich lohnen, jedoch riet Hoffmann, abzuwarten, bis die derzeitige Heizung technische Probleme mache. Dafür plädierte er dafür, so schnell wie möglich die Beleuchtung auf LED umzustellen. "Sämtliche Maßnahmen, um die Energiebilanz zu verbessern, sind durchaus mit hohen Kosten verbunden", weiß auch der Energieberater. Daher könne man nur Vorschläge unterbreiten. Wann es möglich ist, Maßnahmen umzusetzen, müsse die Stadt mit Blick auf ihren finanziellen Spielraum ausloten. Wobei Hoffmann anfügte, dass nach dem Chaos bei den KfW-Zuschüssen energetische Maßnahmen durchaus wieder gefördert werden.

    "Die Ergebnisse des Energiecoachings werden Themen für die Zukunft sein", sagte Bürgermeister Michael Kraus nach dem Vortrag des Energieexperten vor dem Stadtratsgremium. "Die aktuelle Entwicklung zeigt, dass wir uns schnellstmöglich von fossilen Brennstoffen lossagen müssen."

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