Liebe Leserin, lieber Leser,
Dreimal durfte ich in der vorigen Woche mit Schülerinnen und Schülern einen Gottesdienst zum Schuljahresende feiern. Aus aktuellem Anlass bot es sich an, unser Leben – innerhalb und außerhalb der Schule – mit einer Olympiade zu vergleichen.
In einem Anspiel – von den Schülerinnen und Schülern einstudiert – wurden verschiedene "Siegerehrungen" vorgenommen: in den Disziplinen "Schulische Leistungen", "sportliche Leistungen" und "Einsatz für andere"“. Und am Ende hieß es so schön: Wir haben viele Höchstleistungen beobachten können. Nicht bei allen hat es gereicht. Aber wie heißt es so schön: "Dabei sein ist alles!"
Dabei sein ist alles – stimmt das? Einfach nur dabei sein? Klar: Nicht jeder kann auf dem Siegertreppchen stehen oder eine Medaille bekommen. Und trotzdem: Wollen wir nicht alle unser Bestes geben? Und die persönliche Bestleistung sieht für jeden anders aus. Aber jeder soll seine Fähigkeiten einsetzen und seine Möglichkeiten nutzen. Nur dabei sein ist eben nicht alles!
Auch im Leben zählt noch etwas anderes. Davon erzählt der Apostel Paulus im Ersten Korintherbrief: "Die Wettkämpfer leben nur für einen Erfolg, der schnell wieder vergessen wird. Wir aber leben, um einen unvergänglichen Siegespreis zu gewinnen, der für immer bleibt." (nach 1 Kor 9, 25). Damit meint Paulus keinen Sieg, den man an Zeugnisnoten oder Urkunden ablesen kann. Vielmehr denkt er an das, was in den Herzen anderer über uns verzeichnet ist.
Die Schülerinnen und Schüler nennen einige Beispiele: Du hast mich besucht, als ich krank war. Du hast mir gleich den Platz neben dir angeboten, als ich neu in die Klasse kam. Du hast mich verteidigt, als die anderen mich beleidigt haben. Und eine Lehrerin weiß auch etwas beizusteuern: Du hast den Klassendienst für einen anderen übernommen. Du hast nach der Stunde einfach mal Danke zu mir gesagt. Und so es gibt noch viel mehr, mit dem wir in den Herzen anderer einen "unvergänglichen Siegespreis" erreichen können.
Das Motto der Olympischen Spiele in Paris lautet "Games wide open". Noch schöner klingt das Motto im Französischen. Dort heißt es nämlich übersetzt: "Lasst uns die Spiele weit öffnen!" Gott ist es wichtig, dass wir ein großes Herz für andere haben und dass wir unser Herz weit öffnen. Oder um es in Anlehnung an das Motto der Olympischen Spiele in Paris zu sagen: "Hearts wide open!" Geben wir unser Bestes!
Foto: Steffen Schneider
Der Autor: Thomas Menzel ist Teampfarrer,
Moderator im Pastoralen Raum Mellrichstadt