Eine ganze Gemeinde in Bewegung zu bringen, ist nicht leicht. Wülfershausen hat sich dieser Aufgabe gestellt, so Bürgermeister Wolfgang Seifert zu Beginn der Eröffnung der Dorfrunde mit Bewegungsstationen. Als er von dem Projekt "Entscheidungs- und Umsetzungsprozesse verhältnisorientierter Bewegungsförderung in der Kommune" (EUBeKo) hörte, beschloss die Kommune 2019, sich zu bewerben und bekam den Zuschlag für das ländliche Pilotprojekt. Das zweite Forschungsobjekt ist die Stadt Mannheim.
In zahlreichen Arbeitsgruppensitzungen und Ausschüssen in Wülfershausen, Eichenhausen und Würzburg wurden die Vorgaben des Bundesgesundheitsministeriums zu diesem Forschungsauftrag umgesetzt und abgearbeitet. Begleitet wurde alles vom Sportwissenschaftlichen Institut der Uni-Würzburg unter der Leitung von Dr. Birgit Sperlich. Beim Umsetzen in die Praxis bei der bewegten Dorfrunde half Dr. Eberhard Helm aus Ostheim. "Die Gemeinde will mit Hilfe einer bewegungsanregenden Umwelt Menschen aller Generationen mehr Gesundheit, Wohlbefinden, Bewegung und Lebensqualität ermöglichen", sagte der Bürgermeister.
150 Minuten pro Woche
Staatssekretärin Sabine Dittmar freute sich, dass dieses Projekt in ihrem Wahlkreis realisiert wurde. Nur ein Viertel der deutschen Männer und nur 20 Prozent der Frauen erreichen die von der WHO empfohlenen 150 Minuten Bewegung pro Woche, berichtete sie. 20 Minuten pro Tag könnten helfen, Herz- und Kreislauferkrankungen, Diabetes und vieles mehr zu vermeiden. "Sitzen ist das neue Rauchen", sagte Dittmar bezüglich der Risikofaktoren.
Durch das EUBeKo-Projekt soll letztendlich ein Katalog entstehen, an dem sich Städte und Kommunen orientieren können. "Sport ist keineswegs Mord", vielmehr mache Bewegung Spaß, helfe Krankheiten zu vermeiden und entlaste das Gesundheitssystem. Es wäre schön, wenn der ganze Landkreis dem Beispiel von Wülfershausen folgen würde und ein Vorbild in Sachen "Prävention durch Bewegung" wäre.
Mehr Bewegung ist nötig
Projektleiterin Sperlich erinnerte daran, dass die Menschen von Jägern und Sammlern abstammen, die ohne Mühe 12 bis 14 Stunden täglich unterwegs waren. "Die Bewegung muss zu uns zurückkommen in die Quartiere und Gemeinden", forderte sie. Straßen und Plätze sollten zum Bewegen einladen und es müsse Spaß machen. Welche Strukturen dazu notwendig sind, zeige das EUBeKo-Projekt.
Stellvertretender Landrat Josef Demar freute sich über das Pilotprojekt, das attraktive Freizeitangebote, bewegungsfördernde Strukturen und die Lebensqualität erhöhe. Über allem stehe der Gedanke der Gesundheitsförderung und Prävention. Dr. Helm war sprachlos (heiser) und hatte deshalb seinen Freund Karlheinz Herda gebeten, seine Rede vorzutragen. In 74 der 100 Landkreisgemeinden ist es bereits gelungen, eine Dorfrunde zu installieren, getreu dem weltweiten Motto "One Mission – one Million" (Eine Mission, eine Million Herzinfarkte vermeiden). Bewegung sei kein Allheilmittel, aber sicher ein Baustein für mehr Gesundheit.
Dynamischer Prozess
Bruno Domokos, Projektmitarbeiter von der Uni Würzburg, rief dazu auf, abzuschalten und draußen zu sein – dafür stehe die 2,8 Kilometer lange bewegte Dorfrunde mit den 15 Stationen zur Verfügung. Das konnte man im Anschluss gleich ausprobieren, nachdem die Ehrengäste das blaue Band durchschnitten und die Patres Manoar und Sunil den Parcours gesegnet hatten. Für die musikalische Unterhaltung sorgten die "Wülfershäuser Oldies".
Das Projekt endet im Dezember 2022 und damit auch die Finanzierung durch das Bundesministerium für Gesundheit. Laut Seifert geht jedoch der dynamische Effekt weiter. Der nächste Baustein ist die Modifizierung der Dorfrunde Eichenhausen ab Herbst mit Übungsgeräten, die auch schon angeschafft wurden.

