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FLADUNGEN (ONE): Würziges Hausbraubier zum Kosten

FLADUNGEN (ONE)

Würziges Hausbraubier zum Kosten

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    Am 18. April wird im Freilandmuseum in Fladungen Bier gebraut. Wer möchte, kann Braumeister Erich Hemmert (Zweiter von links) bei der Ausübung des alten Handwerks über die Schultern schauen.
    Am 18. April wird im Freilandmuseum in Fladungen Bier gebraut. Wer möchte, kann Braumeister Erich Hemmert (Zweiter von links) bei der Ausübung des alten Handwerks über die Schultern schauen. Foto: ArchivFOTO H. Böhm

    Wer miterleben will, wie früher Bier gebraut wurde, sollte sich den Mittwochvormittag frei halten. Ab 9 Uhr ist der ganze Vorgang vom Ein- bis zum Abmaischen, vom Abläutern, Würze kochen, Hopfen zugeben bis hin zum Vergären zu sehen. Damit die Theorie nicht allzu trocken wird, hat Erich Hemmert ein paar Fässer seines Hausbrau-Bieres zur Verkostung mitgebracht.

    Das Recht, Bier zu brauen, war in Unterfranken in früheren Zeiten ein wichtiges Zeichen dörflicher Selbständigkeit und kommunalen Gemeinsinns. Neben dem Brauhaus gab es in Alsleben im 19. Jahrhundert noch weitere Gemeinschaftsbauten: Rathaus, Schule, Armenhaus, Schmiede, Schäferei und Wirtshaus. Für den Unterhalt dieser Gebäude mussten alle erwachsenen Gemeindeglieder in Form von Geld-, Sach- oder Arbeitsleistungen aufkommen.

    Bis zu Beginn des 18. Jahrhunderts musste Alsleben, zusammen mit neun benachbarten Dörfern, das Bier in der Amtsstadt Königshofen einkaufen. Königshofen hatte das alleinige Recht auf die Bierherstellung. Die Gemeinden klagten ab 1730 gegen diese Bevormundung, weil sie von dort weder genügend Gerstensaft noch Bier von ausreichender Qualität bekämen.

    Nach einem langen Rechtsstreit erhielten die neun Ortschaften im April 1744 vom Würzburger Bischof Friedrich Carl das Braurecht und durften eigene Brauhäuser errichten. Die Jahreszahl 1744 ist heute noch auf der Giebelseite des in das Freilandmuseum übertragenen Brauhauses zu erkennen.

    Als Brauer wurde damals ein Mitglied der Dorfnachbarschaft angelernt. Dieser gab sein Wissen in der Regel an einen seiner Söhne weiter. Die Brautermine legte man in die kalte Jahreszeit, zwischen Michaeli (29. September) und Georgi (24. April). In den Sommermonaten war die Gefahr zu groß, dass der Sud durch die warme Außentemperatur verdirbt. Jeder „Haushaltungsvorstand“ durfte sich dann gegen Zahlung einer Gebühr eine gewisse Menge Hausbraubier in Fässer abfüllen und zu Hause einlagern. Das zum Anfeuern des Sudkessels benötigte Holz wurde unentgeltlich aus dem Gemeindewald angefahren.

    Das Fränkische Freilandmuseum Fladungen will die alte, handwerkliche Brautradition bewahren. Das von Erich Hemmert gebraute Museumsbier ist ein naturtrübes, untergäriges Märzenbier. Es wird alljährlich nur zum Bieranstich am 24. Juni und zum großen Museumsfest am 25. und 26. August ausgeschenkt.

    Wer näher in die Materie einsteigen will, hat dazu laut Museumsleiterin Dr. Sabine Fechter beim Bier-Seminar am 21. April Gelegenheit. Unter Leitung von Michael Mihm wird die Technik des Bierbrauens in der eigenen Küche vorgestellt und grundlegende Fragen wie „Wer hat das Bier erfunden?“, „Wie kam es zum Reinheitsgebot?“ und „Was darf ins Bier – und warum?“ erörtert. Nach der Mittagspause wird die Brauerei „Rother Bräu“ in Roth besichtigt, wo auch eine Verkostung stattfindet.

    Nähere Informationen zum Bier-Seminar sowie Anmeldungen bei der Volkshochschule Rhön und Grabfeld, Tel. (0 97 76) 71 77

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