409 Euro im Monat, knapp 14 Euro am Tag – kann man davon leben? Nun, viele Menschen müssen es: Die Zahl der Hartz IV-Empfänger in Rhön-Grabfeld ist sogar leicht gestiegen. Zum Jahreswechsel 2016/2017 hatte das Statistische Landesamt 1918 Männer, Frauen und Kinder (die bekommen weniger) in den Akten, denen Hartz IV den Lebensunterhalt sicherte.
Dabei waren die meisten erwerbsfähig und im Alter bis zu 50 Jahre. Der Frauenanteil beträgt 48,9 Prozent, hier sind alleinerziehende Mütter stark vertreten. Rund 24,1 Prozent der Empfänger sind Kinder und Jugendliche (Vorjahr: 22,1 Prozent). Die 409 Euro sind der Hartz IV-Satz, der seit Jahresanfang 2017 gilt. Davor waren es 404 Euro gewesen.
Zum Stichtag 31. Dezember 2016 gab es in Rhön-Grabfeld insgesamt 1918 Hartz IV-Empfänger, die Grundsicherung für Arbeitssuchende nach dem SGB II' bezogen. Das waren 263 mehr als Ende 2015 mit 1655.
Im längerfristigen Vergleich fielen die Zahlen in den beiden vorangegangenen Jahren hier folgendermaßen aus: Ende Dezember 2014 bezogen insgesamt 1545 Menschen ALG-II oder Sozialgeld und zum Stichtag Ende 2013 waren es 1582 gewesen.
Die Statistik unterscheidet nach erwerbsfähigen Arbeitslosengeld-II-Empfängern und nichterwerbsfähigen Sozialgeld-Empfänger, wozu meist Kinder und Jugendliche zählen, die mit im Haushalt leben. Genau aufgeschlüsselt erhielten im Landkreis 713 Männer und 728 Frauen Arbeitslosengeld II und weitere 477 Empfänger Sozialgeld, darunter waren 463 Kinder und Jugendliche (97 Prozent). Bezogen auf alle Leistungsberechtigten lag der Anteil der unter 15-jährigen Empfänger bei 24,1 Prozent. Mit Blick auf die Altersgruppen, waren von den Männern und Frauen, die zum Stichtag Arbeitslosengeld II (kurz: ALG-II) bezogen, 247 Empfänger jünger als 25 Jahre (Vorjahr: 191), weitere 789 waren 25 bis 50 Jahre alt (Vorjahr: 680), 136 waren zwischen 50 und 55 Jahre (Vorjahr: 140) und 269 Leistungsberechtigte waren 55 Jahre und älter (Vorjahr: 258).
Nicht alle, die ALG-II bekommen, haben tatsächlich keinen Job. Manchmal reicht schlicht das Arbeitseinkommen nicht, um auf die 409 Euro netto zu kommen. Und wenn das regelmäßige Einkommen nicht zur Deckung des Grundbedarfs ausreicht, wird der Mensch zum „Aufstocker“, bekommt die Differenz aus der Sozialkasse dazu.
Zunehmend sind Ausländer auf Hartz-IV angewiesen. Mittlerweile hat fast jeder dritte Hartz IV-Empfänger in Deutschland (30 Prozent) einen ausländischen Pass – Ende 2014 traf das erst auf rund jeden Fünften zu. Diese Zunahme ist eine Folge der wachsenden Flüchtlingszahlen, aber auch der Zuwanderung aus osteuropäischen Ländern wie Bulgarien und Rumänien.
Finden anerkannte Asylbewerber in Deutschland keinen Job, haben sie wie jeder andere auch ein Recht auf Hartz IV. In Rhön-Grabfeld waren zum Stichtag insgesamt 588 Ausländer auf Hartz-IV angewiesen, sprich 30,66 Prozent. Ein Jahr vorher waren es 246 ausländische Empfänger gewesen (13,11 Prozent) und Ende 2014 noch 178 (11,52 Prozent).
Bildung ist das A und O
Der Blick in die Bevölkerungsstatistik zeigt: Der hiesige Ausländeranteil an der Bevölkerung liegt bei 2,62 Prozent. Der Hartz-IV-Anteil liegt also höher als bei deutschen Staatsangehörigen. Aber, um im Bild zu bleiben: es gibt weitaus mehr Hartz-IV- und Sozialgeld-Empfänger mit deutschem Pass als ohne.
Denn nicht die Abstammung, sondern die Bildung bestimmt den Erfolg: „Ein entscheidender Faktor für Erwerbslosigkeit und Leistungsbezug ist ein Mangel an schulischen und beruflichen Qualifikationen“, fassten Jonas Beste, Arne Bethman und Stefanie Gundert in einer Studie fürs Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit zusammen.