Man muss lange suchen im Landkreis Rhön-Grabfeld, um ein so altes Brückenbauwerk zu finden wie die am östlichen Ortsrand von Saal über die Fränkische Saale führende Kehlbrücke. Exakt 315 Jahre alt ist die 1701 errichtete Überführung, die für viele Landwirte unverzichtbar ist, wenn sie auf in Richtung Waltershausen liegende Äcker fahren müssen. Auch Wanderer und Radtouristen, die im Grabfeld unterwegs sind, erfreuen sich am Anblick der Brücke, wenn sie das kleine Flüsslein queren.
Leider hat im Laufe der Jahrhunderte der Zahn der Zeit schon mächtig an der zweibogigen Sandsteinkonstruktion genagt. Auf den ersten Blick sind tiefe, von den Witterungseinflüssen verursachte Risse im Mauerwerk sichtbar, die immer größer werden. Einsturzgefährdet ist die Brücke zwar nicht, doch vorsichtshalber wurde bereits eine Sicherheitsmaßnahme ergriffen: Seit Jahren schon weisen Schilder darauf hin, dass die unter Denkmal stehende Kehlbrücke nur noch von Fahrzeugen unter zwölf Tonnen zulässigem Gesamtgewicht befahren werden darf.
Auch für schwere Militärfahrzeuge, die bei Manövern früher gerne über die „strategisch wichtige“ Brücke fuhren, ist die Überführung gesperrt.
Teure Generalsanierung
Eine Generalsanierung der Brücke ist deshalb schon seit etlichen Jahren Gesprächsthema in Saal. Die wäre aber teuer. Schätzungen gehen von 350 000 bis 400 000 Euro aus. Das wäre selbst für eine Gemeinde Saal nur schwer zu schultern, wenn es keine staatlichen Zuschüsse gibt. Da traf es sich gut, dass die Allianz Fränkischer Grabfeldgau, der auch die Marktgemeinde Saal angehört, im vergangenen Jahr ein Kernwegenetz ausgearbeitet hat, das mittlerweile genehmigt wurde. Darin sind Flurwege aufgeführt, die für die Gemeinden besonders wichtig sind und deshalb bei einer Erneuerung oder einem Ausbau kräftig bezuschusst werden.
Von bis zu 85 Prozent Förderung war damals die Rede. Und da auch die Kehlbrücke Bestandteil des Kernwegenetzes ist, ging man in der Gemeinde Saal davon aus, dass für die Sanierung des Brückenbauwerks ebenfalls ein Zuschuss in dieser Höhe gewährt werden würde.
Davon ist jetzt keine Rede mehr. Eine bis zu 85-prozentige Förderung eines Kernwegs gibt es nämlich nur, wenn dieser im Zuge eines laufenden Flurbereinigungsverfahren umgesetzt werden soll und zudem in einer gemeindlichen Allianz, in der sich die Gemeinde befindet, ein Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept erstellt wurde.
In Saal gibt es derzeit kein laufendes Flurbereinigungsverfahren. Deshalb wird die Gemeinde jetzt versuchen, zumindest noch eine 60-prozentige Bezuschussung zu erreichen, die es im Rahmen des EU-Förderprogramms „Dorferneuerungs- und Infrastrukturprojekte zur Umsetzung des ELER-Programms 2014 bis 2020“ gibt. Auch dieses Programm ermöglicht die Umsetzung des ländlichen Kernwegenetz-Konzeptes.
An der Umsetzung wird allerdings noch gefeilt, wie Michael Kuhn vom Amt für Ländliche Entwicklung in Würzburg erklärt. „Am Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten werden derzeit die erforderlichen Umsetzungsbestimmungen erarbeitet“, so der aktuelle ALE-Betreuer der Allianz Fränkischer Grabfeldgau am Mittwoch gegenüber der Redaktion. „Die vollständigen Anträge sind voraussichtlich im Frühjahr/Sommer 2016 durch die Gemeinden zu stellen.
Über die eingegangenen Anträge entscheidet das Ministerium nach verschiedenen Auswahlkriterien. Nach den aktuellen Informationen soll die Bewilligung für die ausgewählten Maßnahmen im Sommer 2016 erfolgen, womit der Baubeginn für die bewilligten Maßnahmen eventuell im Herbst 2016 erfolgen könnte“, so Kuhn.
Eigenanteil 100 000 Euro höher
Fest steht also, dass die Gemeinde Saal eine geringere Förderung für den Ausbau ihrer Kernwege und somit auch für die die Sanierung der Kehlbrücke erhalten wird als noch vor einem Jahr gedacht. Bei einer 85-prozentigen Förderung hätte der Eigenanteil der Gemeinde an der Sanierung bei rund 60 000 Euro gelegen, bei nur noch 60 Prozent sind es 160 000 Euro.
Saal hat nach Aussage von Bürgermeister Norbert Bauer jedenfalls schon reagiert und wird einen Antrag an das Amt für ländliche Entwicklung stellen mit dem Ziel, möglichst bald in den Genuss eines ELER-Zuschusses zu kommen. „Ich gehe davon aus, dass dieser auch genehmigt wird“, so das Saaler Gemeindeoberhaupt. Er hoffe zudem, dass dies möglichst bald geschieht.