Das Projekt Qualitätsmanagement an bayerischen Volkshochschulen wurde 2000 beschlossen. Es soll die Volkshochschulen Bayerns vergleichbar machen. Bei der vierten Durchführungsphase ist nun auch Bad Neustadt dabei, wie Leiter Hans-Christoph Baigger bestätigt. Viel Arbeit zwar, wie Baigger sagt, doch mache planmäßiges Suchen nach Stärken und Schwächen die Beurteilung der eigenen Situation leichter und zeige Verbesserungspotenzial auf.
Projektphase eins ist nach Baiggers Angaben inzwischen abgeschlossen. Da ging es in erster Linie um die Datenerhebung, die Erstellung eines Stärke-Schwäche-Profils, um die Bewertung des Istzustandes. Und da hat die vhs Bad Neustadt recht gut abgeschnitten.
Zwei Beurteilungen
Interessant übrigens, die Bewertung basiert auf zwei Beurteilungen. Zum einen musste sich die Volkshochschule selbst bewerten. Um die mögliche subjektive Färbung auszuschließen, kam eine Fremdbewertung dazu. Beide lagen im Fall der vhs Bad Neustadt dicht beisammen, wie Baigger nicht ohne Stolz erzählt.
Alles in allem befindet sich die Bad Neustädter Volkshochschule im bayerischen Vergleich auf einem recht guten Platz: am Ende des ersten, Anfang des zweiten Drittels.
Bewertet wurden Kriterien wie Führung, Mitarbeiter, Politik und Strategie, Partnerschaften und Ressourcen der Volkshochschule sowie der Ablauf der Prozesse.
So haben Führungskräfte dafür zu sorgen, dass Vision und Leitbild ihrer Volkshochschule erarbeitet werden. Die Wirksamkeit des Führungsstils wird überprüft – auch von den Mitarbeitern. Deren Wissen und Kompetenz wird wiederum ermittelt und erweitert.
Ziel von Politik und Strategie der Volkshochschule soll es sein, Vision und Leitbild umzusetzen. Dazu gehört unter anderem eine Teilnehmerbefragung, um den Kursbedarf zu analysieren.
Qualifikation ständig überprüft
Bei den Ressourcen der Volkshochschule stehen an erster Stelle die Kursleiter. Deren Qualifikation soll ständig überprüft werden. Auf der anderen Seite sollen sie aber auch über Möglichkeiten der Fortbildung aufgeklärt werden.
Überrascht war Baigger, als es darum ging, zu ermitteln, wieviele Partnerschaften die vhs Bad Neustadt hat: 32 zählte er. Das beginnt beim Aero-Club Bad Neustadt und endet bei der vhs Rhön & Grabfeld, mit der es auf manchen Gebieten Kooperationen gibt.
Dass bei der Feststellung des Ist-Zustandes die Bad Neustädter Volkshochschule verhältnismäßig weit vorne landete, liege an den Stärken, die sie für sich schon jetzt verbuchen könne. Dazu gehört aus Baiggers Sicht in erster Linie, dass in Bad Neustadt die städtische Kulturarbeit bei der Volkshochschule angesiedelt ist – „eine optimale Vernetzung“.
Kulturfaktor Kleinkunst
Als weitere Stärke sieht Baigger in Bad Neustadt die Kleinkunstbühne als Kulturfaktor in der Stadt oder, dass beim Kursangebot der Bad Neustädter vhs immer auch auf politische Bildung geachtet wird – zum Beispiel beim Agenda-Prozess oder dem Global Marschall Plan.
Als großen Vorteil der Bad Neustädter Einrichtung sieht Baigger, dass die vhs auf auf einer breiten kommunalen Basis steht. Sie wird getragen von einer kommunalen Arbeitsgemeinschaft, die aus der Stadt Bad Neustadt und weiteren 14 Gemeinden besteht. Die starke Verwurzelung in der Stadt zeigt sich nach Baiggers Ansicht auch darin, dass die Stadt das Gebäude, in dem die vhs untergebracht ist, für viel Geld sanieren ließ. Nicht zuletzt ordnet Baigger die moderate Preispolitik der Bad Neustädter vhs mit ihren Ermäßigungsangeboten als Stärke ein. Ein Sprachkurs beispielsweise kostet nur rund 60 Euro.
Natürlich hat ein solches Qualitätsmanagement nur einen Sinn, wenn sich auch Verbesserungen ergeben. Deswegen sieht das Projekt sowohl Sofortmaßnahmen als auch längerfristige Projekte vor.
Kein Altpapier
Eine Sofortmaßnahme hat sich schon im Lauf des Qualitätsmangement-Projekts ergeben. Das vhs-Programm wird nicht mehr an jeden Haushalt verteilt. Viele der bisher gedruckten 22 000 Exemplare landeten vermutlich im Altpapier. Seit diesem Herbst gehen die Programme nur noch an bisherige Kursteilnehmer und sie liegen bei den Banken und Sparkassen aus. Dafür sind nur noch 6500 Exemplare nötig. Eine Ersparnis von rund 10 000 Euro, die in die Kursarbeit gesteckt werden können.
Zu den längerfristigen Verbesserungsansätzen gehören zum Beispiel die Befragung von Kursleitern und Kursteilnehmern, um die Kurse zu optimieren. Allgemein soll das Feedback auf die Kurse besser überprüft werden.
Wird sich aufgrund dieses insgesamt neun Monate dauernden Prozesses die vhs in Bad Neustadt völlig verändern? Darauf antwortet Baigger: „Die vhs wird sich trotz aller Verbesserungen nicht neu erfinden. Auf Qualität haben wir schon immer geachtet.“